IHK Ratgeber

Phasen und ToDos in der Unternehmensübergabe & -übernahme

Eight businessmen planning a strategy in business advancement each holding different but equally important metaphorical element - compass, puzzle pieces, pegs, cubes, key and one making notes.
© Gaj Rudolf

Unternehmensnachfolge betrifft jeden Unternehmer – sei es im Rahmen der geplanten Übergabe, sei es im Rahmen der Risikovorsorge! Und: Unternehmensnachfolge ist eine interessante Variante der Existenzgründung – die Aufbauarbeit wurde bereits geleistet, der Gründer kann Chancen über Wachstum und Optimierung des Betriebs verwirklichen!

Im Folgenden erfahren Sie Näheres zum Nachfolgeprozess, den Phasen und ToDo's von Übergebender und Nachfolger sowie interessante Zahlen zur Nachfolge.

Inhalt

Phase 0: Notfallvorsorge beginnt bei der Gründung!

In ca. 10% aller Fälle erfolgt die Unternehmensübergabe ad hoc und ungeplant aufgrund von Schicksalsschlägen. Organisieren Sie Ihren Betrieb für den Fall der Fälle - unser IHK Notfallhandbuch unterstützt Sie dabei! Auch für weniger tragische Fälle der Unternehmensnachfolge sind Sie dann gerüstet:

Ganz wichtig: Dokumentieren Sie die wichtigsten Prozesse in Ihrem Betrieb! Dazu gehören:

  • Vereinbarungen, Weisungen und Vollmachten
  • Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse
  • Informationen, Unterlagen und Verträge
  • Zugangs- und Zutrittsregelungen (Schlüssel, Zugriffsdaten, Codes, etc.)
  • Bank- und Finanzdaten
  • betriebliche Notfallvorsorge
  • private Notfallvorsorge

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Phase 1: Vorbereiten auf Übergabe und Nachfolge

ür die etablierten Unternehmer heißt es nun mittelfristig sich auf ein lange Zeit - freiwillig oder zwangsläufig - zurückgestelltes oder vernachlässigtes Privatleben zu besinnen. Gleichzeitig gilt es sich Gedanken zu machen, wie die finanzielle Situation und Alterssicherung und wie Freizeit- und Lebensplanung für die "Zeit danach" aussehen.

Vielfach laufen Unternehmen Gefahr vor einer Übertragung "tot gespart" zu werden, denn der Unternehmer befürchtet die getätigten Investitionen über den Kaufpreis nicht zurückzuerhalten. Wichtig ist jedoch, das Unternehmen zukunfts- und übergabefähig zu halten und attraktiv für einen potentiellen Nachfolger zu machen.

Der Übergebende sollte in der Vorbereitung u.a. folgende Punkte klären:

  • SWOT-Analyse (Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken) des Unternehmens
  • Notwendige und sinnvolle Investitionen, zukunftsorientierte Projekte
  • Eckpunkte des Prozess, wie Übergabeform (familienintern oder -extern, Erbschaft/Schenkung, Verkauf oder Verpachtung), Zeithorizont, Anforderungen an einen potentiellen Begünstigten, Vorstellungen über die Fortführung des Betriebs und das eigene Privatleben, die eigene Alterssicherung und Lebensplanung, etc.
  • Anforderungen an einen potentiellen Nachfolger

Der Übernehmer hat in der Vorbereitung u.a. folgende Punkte zu klären:

  • persönliche Motivation und Eignung für eine Unternehmensnachfolge
  • Zielkorridor der Nachfolge: Branche, Betriebsgröße, Finanzierungsvolumen, Zeithorizont, etc.
  • SWOT-Analyse (Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken) der anvisierten Unternehmensnachfolge

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Phase 2: Suchen, Finden & Prüfen

Für die etablierten Unternehmer und die potentiellen Nachfolger heißt es nun, ein Unternehmen resp. einen Nachfolger zu suchen und zu finden. Dies ist eine der großen Hürden im Nachfolgeprozess! Ist die Suche erolgreich, schließt sich eine gegenseitige Analyse, auch Due Diligence, und ein Abchecken der Rahmenbedingungen und Erfolgskriterien an.

Je weiter das Kennenlernen von Übergeber und Nachfolger fortschreitet, desto mehr nähern sich die beiden Seiten an, um dann in der nachfolgenden Phase gemeinsam die Weitergabe und Nachfolge anzutreten. In der Praxis der Unternehmensübergabe wird diese Findungsphase i. a. R. mehrfach mit verschiedenen Kandidaten durchlaufen, sie wird ggf. unterbrochen oder sogar abgebrochen, sie wird iterativ in verschiedenen Detaillierungsebenen durchlaufen.

Nutzen Sie die Möglichkeiten von Unternehmensbörsen, um einen Nachfolger oder ein Unternehmen zur Übernahme zu finden, wie zum Beispiel

Nachfolgebörse nexxt-change

und greifen Sie auf Beratung durch Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte zurück. Auch M&A-Berater unterstützen Sie bei der Übergabe und Nachfolge von Unternehmen und bieten ein Matching der Kandidaten an. Informationen bieten unsere Merkblätter, z.B. Merkblatt Unternehmensbewertung.

Der Übergebende sollte in dieser Phase u.a. folgende Punkte klären:

  • Suchen eines geeigneten Kandidaten
  • Analysieren, ob Nachfolger geeignet ist und zum Betrieb passt
  • Unternehmensbewertung und Kaufpreisfindung

Für den Übergeber ist es wichtig, genaue Vorstellungen über die Modalitäten der Unternehmensfolge zu entwickeln. Unsere Checkliste für Übergeber hilft Ihnen bei der Vorbereitung der Übergabe.

Der Nachfolger sollte in dieser Phase u.a. folgende Punkte klären:

  • Suchen eines Unternehmens
  • Kennenlernen von Übergeber und Unternehmen
  • Due Diligence Prüfung (Analyse des Unternehmens und der Rahmenbedingungen)
  • Klären der Finanzierung

Für den Nachfolger ist es wichtig, den Betrieb zu durchleuchten. Unsere ChecklisteCheckliste für Nachfolger hilft Ihnen beim Kennenlernen des Betriebs.

Beachten Sie auch die verschiedenen Förderprogramme, die im Rahmen einer Nachfolge in Frage kommen können. Sprechen Sie uns an!

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Phase 3: Die neue Generation kommt

In dieser Phase der Unternehmensnachfolge findet der eigentliche Wechsel statt: der Übergeber übergibt das Unternehmen und zieht sich aus dem Unternehmen zurück; der Nachfolger übernimmt das Unternehmen.

Die ToDo's für Übergeber und Nachfolger in dieser Phase sind u.a.

  • Vertragsschluss
  • Finanzierung des Kaufpreises seitens des Nachfolgers bzw. Planung über Anlage und Verwendung der Finanzmittel seitens des Übergebers
  • Information der Mitarbeiter und Kommunikation der Nachfolge
  • Einarbeitung des Nachfolgers
  • Übernahme durch den Nachfolger mit entsprechenden Rechten und Pflichten, d.h. Treffen eigener strategischer und operativer Entscheidungen. So könnte bspw. eine Änderung der Rechtsform in Frage kommen.

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Phase 4: Die Zukunft beginnt jetzt!

Nach der Unternehmensübergabe gestaltet der ehemalige Unternehmer seine persönliche Zukunft nun unabgängig vom übergebenen Unternehmen, sei es

  • als Privatier, der sich aus dem Unternehmertum zurückzieht und sich Familie, Freunden und Hobbies widmet,
  • als Berater, der dem Unternehmen weiterhin, jedoch ausschließlich beratend und im Hintergrund zur Seite steht,
  • als Privatinvestor und Business Angel, der in innovative Start-ups investiert und sein Wissen und seine Erfahrung an junge Unternehmer weitergibt,
  • als Gründer, der mit einer neuen Geschäftsidee nochmal durchstartet.

Sprechen Sie uns an und nutzen Sie unser Service- und Beratungsangebot Betriebswirtschaftliche Beratung

Der Nachfolger wechselt von seiner Nachfolgerrolle in die Unternehmer-, Inhaber- und Führungsrolle. Nun gilt es die eigenen Vorstellungen und Konzepte für das Unternehmen umzusetzen, ggf. sind Maßnahmen geplant wie

  • Änderung des Produkt- oder Dienstlesitungsangebots
  • Innovationsmanagement
  • Neukonzeption des Marketings
  • Expansion in neue Märkte und Internationalisierung
  • Optimierung der Geschäftsprozesse
  • etc.

Die IHK unterstützt Sie mit umfangreichem Informationsmaterial und mit unseren Service- und Beratungsangeboten.

Und beachten Sie: Nach der Weitergabe ist vor der Weitergabe! Jetzt beginnt für Sie der Prozess von Neuem - mit Phase 0: der Notfallvorsorge!

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Interessante Zahlen zur Unternehmensnachfolge

Hürden einer Unternehmensnachfolge

Das Unternehmen ist zukunftsgerichtet und für einen potentiellen Nachfolger attraktiv aufzustellen, d.h. für Sie, die Hürden einer Nachfolge abzubauen. Erschwerend für das ohnehin rechtlich, steuerlich und emotional komplexe Übergabevorhaben sind abhängig von der Branche und im Einzelfall

  • ein veraltetes Geschäftsmodell und Sortiment
  • fehlende Investitionen, Innovationen und Digitalisierungsmaßnahmen
  • hoher Wettbewerbsdruck in der Branche und Internationalisierung
  • Fachkräftemangel und hohe Anforderungen an die Fähigkeiten des Nachfolgers
  • ineffiziente Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufe
  • Veränderungen in Kundenstruktur, Kundenverhalten und Zeitgeist
  • Abhängigkeiten von Großkunden
  • zu starke Inhaberorientierung im Betrieb, bei den Geschäftspartnern und Kunden
  • Belastung des Nachfolgers durch Pensionsverpflichtungen
  • nicht adäquate Einkommen und Altersversorgung für den aktuellen und künftigen Inhaber
  • eine überzogene Preisvorstellung bei geringer Rendite

Wussten Sie dass,

  • jeder 2. Übergeber sich nicht rechtzeitig auf die Übergabe vorbereitet?
    Welche vorbereitenden Schritte haben Sie bereits eingeleitet?
    Für eine Betriebsübergabe sollten Sie einen Zeitrahmen von bis zu 5 Jahren vorsehen. Rechtzeitige Vorbereitung und Einleitung des Unternehmensnachfolge ist daher unabdingbar. Beachten Sie, dass (steuer-)optimierende Maßnahmen bis zu 10 Jahre und mehr vor der geplanten Übergabe angegangen werden müssen.
    Es ist nie zu früh ... und doch haben sich 2 von 3 Unternehmern 55plus noch nicht mit dem Thema Unternehmensübergabe auseinander gesetzt.
    Unsere Checkliste für Übergeber hilft Ihnen bei der Vorbereitung der Unternehmensnachfolge.
  • 3 von 4 Unternehmen keinen Notfallkoffer parat haben?
    Wie haben Sie für den Notfall vorgesorgt?
    chon im Falle eines kurzzeitigen Ausfalls des Unternehmers droht die Handlungsunfähigkeit des Unternehmens mit allen Konsequenzen, wenn Vollmachten, Vertretungsbefugnisse, Zutritts- und Zugangsberechtigungen, etc. nicht geregelt und kommuniziert sind.
    Notfallvorsorge beginnt mit der Gründung! Hier finden Sie das IHK-Notfallhandbuch.
  • jedes 5. Unternehmen seine Übergabe planen müsste?
    Ist Ihr Unternehmen übergabereif und vor allem übergabewürdig?
    Eine Übergabeplanung steht in 620.000 klein- und mittelständischen Unternehmen an und betrifft ihre über 4 Mio. Beschäftigten. (laut KfW-Research Nr. 132)
    Jedoch gründen nur 10% der 234.000 Vollerwerbsgründer in Form einer Unternehmensübernahme und 12% in Form einer Unternehmensbeteiligung (laut KfW Gründungsmonitor 2018)!
    Ein großes Delta und eine große Herausforderung für die gesamte Volkswirtschaft. Die demografische Entwickung verschärft diese ohnehin schon angespannte Situation zusätzlich.
  • jeder 2. Übergeber keinen passenden Nachfolger findet?
    Aus welchem Kreis wird Ihr Nachfolger kommen?
    Nur einer von zwei Übergebenden wird bei der Nachfolgersuche fündig. In der Industrie ist die Lage noch angespannter, hier hat nur jeder 5. Übergebende Erfolg bei der Suche.
  • jeder 2. Übergeber einen erhöhten Kaufpreis fordert?
    Welchen Kaufpreis hat Ihre Unternehmensbewertung ergeben?
    Laut DIHK-Report fordern 44% der Übergeber einen überhöhten Kaufpreis.
    Vielfach werden im Kaufpreis, dem bezifferten "Wert" des Unternehmens, persönliche Aspekte des Übergebers mit eingerechnet, wie z.B. die in Euros ausgedrückte Anerkennung der Lebensleistung, die ggf. bisher vernachlässigte Alterssicherung, die Berücksichtigung von Erbansprüchen, u. ä.
    Der Blickwinkel eines Nachfolgers richtet sich jedoch auf das Unternehmen, seine Ertragskraft, die Finanzierbarkeit und Amortisation des Kaufpreises.
    Hier finden Sie unser Merkblatt zur Unternehmensbewertung
  • jeder 2. Nachfolger kein passendes Unternehmen findet?
    Nutzen Sie vorhandene Intrumente und Kanäle?
    Die Suche und das Finden sind die eine Seite, die andere ist die Frage des Matchings: Erfüllt Ihr Profil die Anforderungen des Übergebers und erfüllt das Unternehmensprofil Ihre Anforderungen?
    Annähernd ebenso viele Nachfolger, laut DIHK-Report 43%, haben Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Kaufpreises.
  • 2 von 5 Nachfolgern die Anforderungen an eine Unternehmensübergabe unterschätzen?
    Welche Herausfoderungen kommen auf Sie zu?
    Auch wenn die Nachfolgegründung viele Vorteile hat, ist sie keineswegs eine Gründung "im gemachten Nest".
    Höchste Erfolgsrelevanz auf Seiten einer Neugründung hat das funktionierende Geschäftsmodell auf Basis einer guten, marktfähigen Idee. Dem entspricht auf Seiten einer Nachfolgegründung das profitable und gut vorbereitete Unternehmen.
    Weitere Indizienpaare in der Gegenüberstellung von Neu- und Übernahmegründern sind
    der Entrepreneur und der Manager, Innovations- und Improvisationsgabe und Reformation und Führungsstärke, der vertriebsstarke Generalist und der verhandlungsstarke Optimierer, der Kenner der Branche und der Kenner des Unternehmens, das vorhandene, funktionierende Netzwerk und die Einarbeitung und der Einfluss des Übergebers, die rechtlichen und bürokratischen Auflagen und der Zeitaufwand, die herrschenden Informationsasymmetrien und der Kaufpreis, die Güte des Businessplans und die sorgfältige Due Diligence-Prüfung.
    Unsere Checkliste für Nachfolger hilft Ihnen bei der Vorbereitung der Betriebsübernahme.

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