IHK Ratgeber

Nachhaltigkeit im Unternehmensalltag verankern

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© Manfred Legasto Francisco von Pexels

Die Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung sowie des Pariser Klimaschutzabkommen sind für Unternehmen Anspruch und Herausforderung zugleich. Wie kommen Sie mit Ihrem Unternehmen in eine nachhaltige Zukunft? Nutzen Sie unsere Wegweiser für die Praxis und informieren Sie sich über die politischen Vorgaben.

Inhalt

Einführung: Was man unter Nachhaltigkeit, CSR und ESGversteht

  • Nachhaltigkeit impliziert als Zielstellung den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen. Nachhaltiges Handeln im unternehmerischen Sinne bedeutet daher, ökonomische, ökologische und soziale Ziele (Nachhaltigkeitsdreieck) gleichgewichtig zum Wohlergehen heutiger und zukünftiger Generationen in Einklang zu bringen.
  • Als Corporate Social Responsibility (CSR) wird die Verantwortung von Unternehmen für die Auswirkungen ihres Handelns auf die Gesellschaft bezeichnet. Dabei ist nicht nur die soziale Verantwortung von Unternehmen gemeint, sondern ihre gesamtgesellschaftliche, also auch ihre ökologische und ökonomische Verantwortung. Bei CSR geht es nicht darum, was mit Gewinnen aus unternehmerischer Tätigkeit geschieht, sondern wie Gewinne erwirtschaftet werden, nämlich nicht auf Kosten anderer oder der Umwelt. Dabei ist CSR kein zusätzliches einzelnes Projekt, sondern ein Managementkonzept, das Verantwortung entlang der drei Säulen der Nachhaltigkeit, nämlich Wirtschaft, Umwelt und Soziales, in das Kerngeschäft eines Unternehmens integriert und unternehmensspezifisch mit Leben füllt.
  • Auch der englische Begriff für die drei Säulen der Nachhaltigkeit - "Environment, Social, Governance" bzw. die Abkürzung ESG findet immer mehr Verbreitung in Deutschland, insbesondere im Bankenumfeld und unter Investoren, die sich im Rahmen der Sustainable Finance Agenda mit dem nachhaltigen Umbau unseres Finanzsystems beschäftigten. Unternehmen sehen sich dadurch vermehrt auch mit ESG-Ratings und -Rankings sowie ESG-Fragen und -Fragebögen seitens ihrer Banken, Kreditgeber und Investoren konfrontiert.

In der Praxis verwenden viele Unternehmen die Begrifflichkeiten synonym. Es wird von Nachhaltigkeitsmangagement und Nachhaltigkeitsberichterstattung ebenso gesprochen wie von CSR-Management und CSR-Berichterstattung. Auch die englischen Begriffe und Akürzungen wie Sustainability und ESG finden immer mehr Anwendung.

Seit 1956 haben die IHKs die gesetzliche Aufgabe (zuletzt im August 2021 aktualisiert), für Wahrung von Anstand und Sitte der Ehrbaren Kaufleute, einschließlich deren sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung, zu wirken. Für die IHK-Organisation nimmt daher bei der Förderung des verantwortungsvollen, nachhaltigen Wirtschaftens das Leitbild der Ehrbaren Kaufleute eine zentrale Rolle ein. In ihren Leitlinien für die Gesamtinteressensvertretung bekennt sich die IHK für München und Oberbayern explizit dazu.

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Mehrwert: Warum sich Unternehmen nachhaltig ausrichten sollten

Aktuelle politische Entwicklungen wie z.B. der Europäische Green Deal, Sustainable Finance, die Novelle der Nachhaltigkeitsberichterstattung oder das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verlangen zunehmend von Unternehmen, Verantwortung für die Auswirkungen ihres Wirtschaftens zu übernehmen.

Zudem beeinflussen veränderte Ansprüche von ‎Kunden, Banken, Investoren und anderen Stakeholdern das wirtschaftliche Tun erheblich.

Dabei sind die Vorteile eines Nachhaltigkeitsmanagements auch für Ihr Unternehmen vielfältig. Das Nachhaltigkeitsmanagement:

  • bietet Ansatzpunkte für Kostenersparnisse, Produkt- und Prozessoptimierungen und Qualitätssicherung,
  • unterstützt die Legitimation und stellt Vertrauen bei Ihren Geschäftspartnern, Kunden und Mitarbeitern her,
  • bedient die Anforderungen, die Geschäftspartner und Gesetzgeber im In- und Ausland formulieren,
  • unterstützt im Wettbewerb um Fachkräfte,
  • erkennt und reduziert Risiken und
  • kann Innovationen generieren.

Gerade für KMU liegt die Implementierung eines Nachhaltigkeitsmanagements nahe, denn sie nehmen mit ihrem Engagement, der Unternehmensverantwortung im Sinne der Ehrbaren Kaufmleute, bereits viele Aspekte von CSR vorweg. Wird das intuitive Bauchgefühl der verantwortungsvollen Unternehmer mit einem systematischen CSR-Management kombiniert, können Sie Ihre Potenziale optimal nutzen, die Unternehmensleistung steigern, sich von Mitbewerbern positiv abheben und Ihren Beitrag zur Lösung aktueller Herausforderungen leisten.

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Politische Rahmenbedingungen: Welche Gesetze und Vorhaben relevant sind

Betriebliche Praxis: Nachhaltigkeit im Betrieb und in der Lieferkette verankern - über Nachhaltigkeit berichten

CSR als umfassendes Managementkonzept dient dazu, das Nachhaltigkeitsdreieck (Ökonomie, Ökologie, Soziales) in die eigene Unternehmensstrategie zu integrieren. Hilfreich ist es hier, sich an den vier Handlungsfeldern Ökonomie, Ökologie, Arbeitsplatz und Gemeinwesen zu orientieren. So wird Verantwortungsbewusststein im Sinne der Ehrbaren Kaufleute fest im Kerngeschäft verankert und erhält die nötige Glaubwürdigkeit.

CSR sollte mit dem Unternehmenszweck korrespondieren und sich nicht in punktuellem sozialem Engangement erschöpfen. Bleibt Corporate Social Responsibility auf der Ebene einzelner Aktionen stehen, läuft der Unternehmer Gefahr, dass sein Engagement als moderner Ablasshandel oder "Greenwashing" kritisiert wird.

Transparente Kommunikation ist insbesondere für die Unternehmen wichtig, die selbst oder deren Kunden der CSR-Berichterstattungspflicht der Europäischen Union unterliegen oder in den Anwendungskreis des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz fallen. Sie werden aller Wahrscheinleichkeit nach zur Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen aufgefordert . Detaillierte Informationen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie der anstehende Novelle der CSR-Berichtspflicht (Corporate Sustainability Reporting Directive) seitens der EU finden Sie hier. Informationen zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sowie Anleitungen, die eigene Lieferkette nachhaltig zu gestalten, finden Sie hier.

Wie können Sie sich und Ihr Unternehmen vorbereiten?

Die bayerischen IHKs bieten Ihnen hilfreiche Informationen und umfangreiche Arbeitsmaterialien zum Download an, die Sie in Ihrem Arbeitsalltag unterstützen. So haben wir beispielsweise gemeinsam mit dem Informationszentrum UmweltWirtschaft des bayerischen Landesamts für Umwelt im Umwelt- und Klimapakt Bayern das Tool Nachhaltigkeitsmanagement für KMU ausgebaut. Das Tool beleuchtet u.a. ausführlich die Themen "Vom Umwelt- zum Nachhaltigkeitsmanagement" "Stakeholdermanagement" und "Nachhaltige Lieferkette" und die "Sustainable Development Goals" der Vereinten Nationen im Unternehmenskontext. Zudem zeigen wir kostenfreie Unterstützungsangebote der Bundesregierung und der bayerischen Behörden auf. Sollten Sie noch offene Fragen haben, sprechen Sie uns einfach an!

Nachhaltige Innovationen: Ansätze und Unterstützungsmöglichkeiten

Aus den globalen Entwicklungen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust und demographischer Wandel resultieren Veränderungen, die für die Wirtschaft zunächst einen enormen Anpassungsdruck bedeuten. Doch eine Auseinandersetzung mit den zentralen Nachhaltigkeitsthemen kann auch neue Türen öffenen, Chancen aufzeigen und die Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmen steigern.

Einen guten Ansatzpunkt hierfür bieten die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs). Die SDGs markieren die zentralen globalen Herausforderungen unserer Zeit und bieten Unternehmen so die Möglichkeit, sich an den Anforderungen der Zukunft auszurichten und zukünftige Geschäftschancen ebenso wie mögliche Risiken zu erkennen (vgl. auch SDG Wegweiser für KMU).

Auch der Austausch mit Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten, Start-ups und anderen Unternehmen kann für Nachhaltigkeitsinnovationen äußerst hilfreich sein. Denn schon heute zeigt sich, dass oftmals Kooperationen Lösungen ermöglichen, die im Interesse von Umwelt und Gesellschaft sind. So entstehen beispielsweise angesichts der wachsenden Bereitschaft, Produkte gemeinsam zu nutzen, neuartige Geschäftsmodelle, bekannt unter dem Begriff Shareconomy (vgl. auch BIHK/StMUV Studie zu Shareconomy und Steuerrechtliche Aspekte der Shareconomy).

Eine besondere Rolle bei Nachhaltigkeitsinnovationen spielt oftmals auch soziales Unternehmertum, auch bekannt unter dem englischen Begriff Social Entrepreneurship. Soziales Untenrehmertum versucht, gesellschaftliche Herausforderungen mit unternehmerischen Strategien zu bewältigen. Dabei stehen insbesondere neu gegründete Sozialunternehmen vor der Herausforderung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit. Häufig sind hierbei Mischfinanzierungen oder innovative Finanzierungsformen, wie beispielsweise Crowdfunding, sinnvoll. Die IHK für München und Oberbayern setzt sich für eine starke Gründerregion ein und unterstützt Social Entrepreneure bei der Existenzgründung beispielsweise in der Rechtsformwahl. Zum Beratungsangebot der IHK.

Die IHK München zeigt in ihrem Ratgeber Innovation Fördermöglichkeiten von Bund und Ländern auf. Für die erste Orientierung bietet Bayern Innovativ als neutrale Einrichtung des Freistaats Bayern kostenfreie Innovationsassements für kleine und mittlere Unternehmen an.

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Fördermittel und -programme: Hier bekommen Sie (finanzielle) Unterstützung, um Nachhaltigkeit zu fördern

Ob für die Entwicklung nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen, Investitionen in die Ressourcen- und Energieeffizienz, die Einführung von Umweltmanagementsystemen oder die Förderung von Diversität udn Chancengleichheit – es bieten sich eine Vielzahl von Finanzierungsformen und öffentlicher Fördermittel für Unternehmen an. Nachhaltigkeit spielt bei immer mehr Förderprogrammen eine zentrale Rolle. Folgende Websites und Beratungsstellen unterstützen bei der Suche nach dem passenden Förderprogramm:

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Best-Practice: Lassen Sie sich von anderen Unternehmen inspirieren

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Wie gelingt der faire Übergang in eine nachhaltige und klimaneutrale Wirtschaft in Bayern? Anlässlich des 10. Bayerischen CSR-Tags am 29. September 2022 haben uns Vertreter aus Unternehmen, Politik und Gesellschaft ihre Vision für Bayern 2050 mitgeteilt.


Nachhaltigkeitsexpertin Meike Müller

Nachhaltiges Wirtschaften bringt Unternehmen voran, so Nachhaltigkeitsexpertin Meike Müller im Interview. Sie empfiehlt den Unternehmen, Nachhaltigkeit als Innovationstreiber zu sehen.

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