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So treibt die Digitalisierung die Nachhaltigkeit voran

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Digitalisierung kann zur Nachhaltigkeit von Unternehmen beitragen. Ein Selbstläufer ist diese Entwicklung aber nicht. Wo trägt die Digitalisierung zur nachhaltigen Transformation von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt bei? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein?

Inhalt

Welche Chancen bietet die Digitalisierung im Unternehmen für die Nachhaltigkeit?

Digitalisierung verändert die Welt, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich, sozial und politisch. Digitalisierung hat auch Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit: sie ermöglicht zukunftsweisende Lösungen für den Fortschritt in Klimaschutz, Ressourcensparsamkeit und faire Bedingungen - hat aber auch selbst negativen Einfluss auf die Nachhaltigkeit.

Wo bringt die Digitalisierung die Wirtschaft in der Nachhaltigkeit voran?

  • Energieeffizienz: Durch den Einsatz von intelligenten Stromnetzen, smarten Gebäuden und energieeffizienten Technologien können wir den Energieverbrauch reduzieren und damit unseren ökologischen Fußabdruck verringern. Auch die Förderung erneuerbarer Energien wird durch digitale Lösungen erleichtert, beispielsweise durch die Überwachung und Optimierung von Solar- und Windenergieanlagen.
  • Nachhaltige Mobilität: Durch digitale Plattformen und Apps können wir den öffentlichen Nahverkehr effizienter gestalten und die Nutzung von Fahrgemeinschaften und Sharing-Konzepten fördern. Zudem ermöglichen moderne Technologien wie Elektromobilität und autonome Fahrzeuge einen umweltfreundlicheren Verkehrssektor.
  • Nachhaltiger Konsum: E-Commerce und digitale Plattformen können Ressourcen schonen, indem sie den Bedarf an physischen Produkten und damit den Materialverbrauch reduzieren. Zudem können innovative Lösungen wie Blockchain-Technologie dabei helfen, die Lieferkette transparenter zu machen und faire Produktionsbedingungen sicherzustellen.
  • Soziale Nachhaltigkeit: Digitalisierung kann den Zugang zur Bildung über digitale Bildungs- und Informationsyangebote vereinfachen. Zudem ermöglicht die Digitalisierung neue Formen der Zusammenarbeit und Partizipation, die eine inklusive und gerechtere Gesellschaft fördern können.

Welche Risiken bringt die Digitalisierung für die Nachhaltigkeit?

Jedoch hat auch die Digitalisierung einen ökologischen Preis:

  • Rechenzentren und Kommunikationsinfrastrukturen verbrauchen sehr viel Energie.
  • Nicht zu vergessen die Endgeräte, die im Gebrauch und der Benutzung viele Ressourcen verbrauchen.
  • Dazu kommt die Entsorgung elektronischer Geräte.
  • Steigende Datenmengen verbrauchen mehr Bandbreite und Rechenleistung und werden so zu einer zunehmenden Belastung der Umwelt.

Welche Strategien sind nötig, damit die Vorteile der Digitalisierung überwiegen?

Um die Chancen der Digitalisierung für die Nachhaltigkeit voll auszuschöpfen und die Risiken zu minimieren, bedarf es einer umfassenden Strategie und Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen. Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft sollten gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die digitale Transformation nachhaltig zu gestalten.

Dies umfasst Maßnahmen wie

  • die Förderung von digitaler Bildung,
  • die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien
  • und die Schaffung von Rahmenbedingungen für eine nachhaltige digitale Wirtschaft.

Unternehmen können aber auch selbst mit einer Vielzahl von größeren und kleineren Maßnahmen ihren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit durch Digitalisierung beitragen.

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Beispiele für die Verbindung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit: So gelingt es

Smart Grids im Energiesektor

Smart Grids steuern den Energieverbrauch effizienter. Sie integrieren erneuerbare Energiequellen wie Solar- und Windenergie in das Netz und steuern den Verbrauch nach Verfügbarkeit der Energie.

  • Dabei vernetzen und steuern sie alle Akteure des Strommarktes.
  • Mit den alten Stromzählern kann dies nicht gelingen, dafür benötigt es Smart Meter.
  • In einem intelligenten Stromnetz kommunizieren
    • Energieerzeuger,
    • Energiespeicher
    • und Energieverbraucher.
  • Dazu braucht es nicht nur Stromleitungen, sondern auch Datenleitungen, das Internet der Energie.

E-Mobilität und Logistik

E-Mobilität: fördern: Die Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung von Elektrofahrzeugen. Durch den Einsatz digitaler Plattformen können Ladesäulen besser verwaltet und in Echtzeit verfügbar gemacht werden, was die Nutzung von Elektrofahrzeugen erleichtert und den Umstieg auf saubere Energiequellen fördert.

Logistik 4.0: Die Digitalisierung in der Logistik führt zu mehr Nachhaltigkeit.

  • Automatisierte Prozesse sammeln Daten und werten sie aus.
  • In der Folge ist es nach einer Analyse möglich, Belade- und Entladeleistungen zu optimieren.
  • So lassen sich beispielsweise Leerfahrten vermeiden.
  • Mit besserer Transportplanung verbessert sich die wirtschaftliche Leistung, gleichzeitig steigt die Nachhaltigkeit.

Landwirtschaft: Dünger datenbasiert dort ausbringen, wo er benötigt wird.

  • Digitale Technologien wie Sensoren, Drohnen und Satellitenbilder können in der Landwirtschaft eingesetzt werden, um dem Ziel einer nachhaltigen Landwirtschaft näher zu kommen. Denn so kann der Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden und Wasser optimiert werden.
  • Dünger und Pestizide werden datenbasiert dort ausgebracht, wo dies notwendig ist. Damit wird der Heterogenität des Bodens Genüge getan.
  • Dies trägt zur Reduzierung von Umweltauswirkungen und zur Steigerung der Effizienz bei.

Digitalisierung kann den Tourismus nachhaltiger gestalten

Die Digitalisierung hat im Tourismus längst Einzug gehalten. Reise- und Buchungsportale machen es dem Verbraucher längst möglich, seine Reise schnell zu organisieren. Die Digitalisierung kann aber auch die Nachhaltigkeit fördern.

  • Nachhaltige Mobilität: Gut vernetzte Verkehrsträger, leichte Buchbarkeit über mobile Geräte machen den öffentlichen Verkehr attraktiver. Digitale Leitsysteme vermeiden Staus und erleichtern den Verkehr beispielsweise auf dem Fahrrad.
  • Overtourism vermeiden: In der Corona-Beschränkung ist Overtourismus ein Problem auch in Bayern geworden. KI-gestützte Technologien helfen, Besucherströme zu lenken. Dazu gehören beispielsweise die digitalen Ampeln an der Küste Schleswig-Holsteins oder die Freizeitampeln in Baden-Württemberg. Digitale Parkleitsysteme vermeiden zudem Staus und überbordende Besuchermassen.
  • Nachhaltigkeit kann auch im Tourismus selbst zum Qualitätsmerkmal beispielsweise auf Buchungsplattformen werden.

Nachhaltigkeit durch Virtuelle Meetings und Homeoffice

Weniger reisen, mehr digitale Treffen: Die zunehmende Digitalisierung ermöglicht es Unternehmen und Einzelpersonen, Geschäftsreisen zu reduzieren und stattdessen virtuelle Meetings abzuhalten. Dies reduziert den CO2-Ausstoß und den Ressourcenverbrauch, der mit dem Reisen verbunden ist. Homeoffice unterstützt, den CO2-Ausstoß im Verkehr zu verringern. Allerdings darf nicht außer Acht gelassen werden, dass digitale Konferenztools oder der Geräteeinsatz im Homeoffice zu mehr Emissionen führen.

Nachhaltigkeit durch Sharing-Economy

Waren teilen erfordert weniger Porduktion:Sharing-Economy-Plattformen ermöglichen es Menschen, ihre Ressourcen effizienter zu nutzen, indem sie Waren und Dienstleistungen teilen und vermieten. Dadurch wird die Produktion und der Konsum von Gütern reduziert, was zu einer geringeren Umweltbelastung führt. Nicht zu vergessen: Es gibt weniger Abfälle.

Auf der Gegenseite steht, dass Sharing-Plattformen insgesamt den Konsum ankurbeln.

Digitalisierung in der Verwaltung

Durch die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen können Papierverbrauch und Büroabfälle reduziert werden. Beispiele hierfür sind die Einführung von E-Government-Diensten, elektronischen Rechnungen und digitalen Dokumentenmanagement-Systemen.

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Vorteile der Digitalisierung für die Nachhaltigkeit

  • Ressourcenschonung: Durch die Digitalisierung können physische Ressourcen eingespart werden. Digitale Dokumente und Kommunikation reduzieren den Bedarf an Papier und anderen Materialien. Auch die Nutzung digitaler Technologien wie Cloud-Speicher und virtueller Zusammenarbeit reduziert den Bedarf an physischen Ressourcen wie Büroflächen und Transport.
  • Energieeffizienz: Digitale Technologien ermöglichen Effizienzsteigerungen und Energieeinsparungen. Beispielsweise können intelligente Stromnetze (Smart Grids) den Energieverbrauch optimieren und erneuerbare Energien besser integrieren. Zudem ermöglichen digitale Lösungen eine effizientere Steuerung von Produktionsprozessen und Infrastrukturen.
  • Reduzierung von Treibhausgasemissionen: Die Digitalisierung unterstützt die Verringerung von Treibhausgasemissionen auf verschiedene Weisen. Durch die Förderung von Telekommunikation und Videokonferenzen können Geschäftsreisen reduziert werden, was zu einer geringeren Nutzung von Transportmitteln und damit zu niedrigeren Emissionen führt. Zudem ermöglichen digitale Technologien eine optimierte Logistik und effizientere Transportwege.
  • Förderung der Kreislaufwirtschaft: Digitale Lösungen tragen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft bei, indem sie die Nachverfolgbarkeit von Produkten und Materialien verbessern. Durch den Einsatz von Technologien wie Internet of Things (IoT) können Unternehmen den Lebenszyklus ihrer Produkte überwachen, Rückverfolgbarkeit sicherstellen und Recyclingprozesse verbessern.
  • Bildung und Bewusstseinsbildung: Die Digitalisierung bietet Möglichkeiten zur Bildung und Sensibilisierung für Nachhaltigkeitsthemen. Online-Ressourcen, E-Learning-Plattformen und soziale Medien ermöglichen den Zugang zu Informationen über nachhaltige Praktiken und fördern ein umweltbewusstes Verhalten.
  • Innovation und neue Geschäftschancen: Die Verbindung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit schafft neue Geschäftschancen und fördert Innovationen. Durch die Entwicklung und Implementierung nachhaltiger Technologien können Unternehmen wettbewerbsfähiger werden und neue Märkte erschließen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Digitalisierung selbst auch mit Herausforderungen verbunden sein kann, wie beispielsweise Energieverbrauch durch Rechenzentren und Elektronikschrott. Dennoch bieten die Vorteile der Digitalisierung in Verbindung mit Nachhaltigkeit große Potenziale für eine umweltfreundlichere und nachhaltigere Zukunft.

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Die Kehrseite der Medaille: Nachteile der Digitalisierung für die Nachhaltigkeit

Nicht immer treibt die Digitalisierung die Nachhaltigkeit voran.

  • Umweltauswirkungen der Digitalisierung: Obwohl die Digitalisierung als umweltfreundlich angesehen wird, verursacht sie dennoch eine hohe Nachfrage nach Energie und trägt zur Emission von Treibhausgasen bei. Der Betrieb von Rechenzentren, Servern und Geräten erfordert eine erhebliche Menge an Energie. Zudem führt die rasche Obsoleszenz von elektronischen Geräten zu einem wachsenden Elektroschrottproblem.
  • Energieintensive Infrastruktur: Die Digitalisierung erfordert eine gut entwickelte Infrastruktur, die wiederum große Mengen an Energie benötigt. Beispielsweise sind Breitbandnetze und 5G-Technologien energieintensiv und erfordern den Ausbau von Funktürmen und Glasfaserkabeln. Dies kann zu einem erhöhten Energieverbrauch und einer erhöhten Umweltbelastung führen.
  • E-Waste und Ressourcenverbrauch: Die Digitalisierung führt zu einem schnelleren Wandel von Technologien und Geräten, was zu einem erhöhten Elektroschrottproblem führt. Elektronische Geräte enthalten oft seltene Erden und andere wertvolle Ressourcen, die unter ungünstigen Bedingungen abgebaut werden. Der steigende Bedarf an Rohstoffen für die digitale Industrie kann zu Umweltzerstörung und sozialen Konflikten führen.
  • Digitale Spaltung: Während die Digitalisierung viele Möglichkeiten eröffnet, kann sie auch zu einer Spaltung zwischen denjenigen führen, die Zugang zu Technologie und digitalen Ressourcen haben, und denjenigen, die keinen Zugang haben. Dies kann soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten verstärken und benachteiligte Gemeinschaften ausschließen.

Es ist wichtig, diese potenziellen Nachteile anzuerkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu minimieren. Eine ausgewogene Herangehensweise an die Digitalisierung und Nachhaltigkeit kann dazu beitragen, die positiven Auswirkungen zu maximieren und die negativen Auswirkungen zu verringern.

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