IHK Ratgeber

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement trägt zur Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung bei. Informieren Sie sich über Chancen und Pflichten!

Betriebliches Gesundheitsmanagement ist nicht als lästige Pflicht zu verstehen. Vielmehr lohnt es sich, die Chancen zu erkennen und zu nutzen. Denn mit den geeigneten Maßnahmen halten Sie Ihre Mitarbeiter bis zum Rentenalter fit und leistungsfähig, steigern die Motivation und schärfen Ihr Profil als attraktiver Arbeitgeber für Bewerberinnen und Bewerber. Damit ist das betriebliche Gesundheitsmanagement ein wichtiger Baustein bei der Sicherung von Fachkräften.

Hoher Krankenstand – BGM als Chance

Laut der DAK-Auswertung fehlten Beschäftigte 2024 im Schnitt 19,7 Tage – etwa 6 Tage mehr als 2020. Besonders häufig waren Atemwegserkrankungen (22,4 %) die Ursache. Branchen mit Fachkräftemangel wie Pflege oder Kinderbetreuung sind dabei besonders betroffen: Hier liegen die Krankenstände bis zu 25 % über dem Durchschnitt.

Allein zwischen 2022 und 2023 haben Krankheitsausfälle einen wirtschaftlichen Verlust von mehr als 50 Milliarden Euro verursacht.

Diese Zahlen machen eines deutlich: Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist wichtiger denn je. Mit gezielten Maßnahmen wie Prävention, Impfungen und Gesundheitsprogrammen lassen sich Fehlzeiten reduzieren, die Produktivität steigern und das Arbeitsklima spürbar verbessern.

Was ist betriebliches Gesundheitsmanagement?

Unternehmen sind dazu verpflichtet, zur Erhaltung der Gesundheit der Mitarbeiter beizutragen. Das betriebliche Gesundheitsmanagement umfasst per Definition drei Säulen:

  • Arbeits- und Gesundheitsschutz
  • Eingliederungsmanagement
  • Betriebliche Gesundheitsfürsorge

Dabei lassen sich beim betrieblichen Gesundheitsmanagement alle Maßnahmen in zwei Bereiche einteilen. Bei der Verhältnisprävention geht es um die äußeren Arbeitsumstände, die die Gesundheit der Mitarbeiter möglichst wenig belasten sollen. Zu diesen Faktoren gehören die Arbeitsumgebung, Arbeitsabläufe oder Schichtpläne.

Bei der Verhaltensprävention steht dagegen die Mitarbeitermotivation im Mittelpunkt. Neben der Einhaltung der Regeln des Arbeitsschutzes spielen hier auch der Willen zur Weiterbildung oder ein gesundheitsbewusstes Verhalten in Beruf und Freizeit eine Rolle.

Im Idealfall umfasst betriebliches Gesundheitsmanagement alle Unternehmensbereiche, die Einfluss auf die Gesundheit der Arbeitnehmer haben können – von persönlicher Schutzausrüstung, über einen ergonomischen Arbeitsplatz bis hin zum Speiseplan in der Kantine und Sportgruppen für Mitarbeiter und deren Angehörige. Denn das ganzheitliche Ziel besteht darin, bei allen Beschäftigten die Gesundheit, die Leistungsfähigkeit und den Erfolg zu erhalten und zu fördern. Das trägt wiederum nachhaltig zum Unternehmenserfolg bei. Wichtig für ein erfolgreiches betriebliches Gesundheitsmanagement sind Maßnahmen, die sorgfältig geplant, gesteuert und kontrolliert eingesetzt werden und deren Wirkung systematisch fortlaufend erfasst und zielorientiert angepasst werden.

Betriebliches Gesundheitsmanagement zahlt sich aus

Betriebliches Gesundheitsmanagement nützt nicht nur den Mitarbeitern, auch für das Unternehmen zahlt sich das Engagement aus. Zu den Vorteilen zählen:

  • langfristig gesunde und motivierte Mitarbeiter
  • weniger Krankentage und Produktionsausfall
  • Steigerung von Produktivität und Qualität
  • verbessertes Betriebsklima
  • höhere Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterzufriedenheit
  • starke Attraktivität als Arbeitgeber
  • Fördermöglichkeiten und Steuervorteile

Betriebliches Gesundheitsmanagement ist viel mehr, als dass Unternehmen die gesetzlichen Regelungen erfüllen und ihrer sozialen Verantwortung nachkommen. Gute Maßnahmen tragen maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg eines Betriebs bei.

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Rechtliche Rahmenbedingungen für betriebliches Gesundheitsmanagement

Der Gesetzgeber macht Unternehmen strenge Vorgaben, um den Arbeits- und Gesundheitsschutz für die Mitarbeiter zu gewährleisten. Auch das betriebliche Eingliederungsmanagement ist Pflicht. Ziel der geplanten Wiedereingliederung nach einer Arbeitsunfähigkeit ist, den Mitarbeiter im Unternehmen zu halten und einer erneuten Erkrankung vorzubeugen. Die betriebliche Gesundheitsfürsorge dagegen ist eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers. Trotzdem sollten Sie auch diesen Punkt nicht vernachlässigen. Geeignete Maßnahmen steigern die Zufriedenheit und die Bindung der Arbeitnehmer an das Unternehmen und tragen zu einer höheren Leistungsfähigkeit bei.

Als Arbeitgeber haben Sie eine gesetzliche Fürsorgepflicht für Ihre Mitarbeiter. Das regeln § 617 und § 618 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Das heißt, Arbeitgeber sind verpflichtet, Räume, Gerätschaften und Vorrichtungen so einzurichten, dass das Leben und die Gesundheit der Mitarbeiter geschützt werden. Um das branchenübergreifend sicherzustellen, gibt es viele verschiedene Vorgaben. So müssen Unternehmen z. B. für jeden Arbeitsplatz eine separate Gefährdungsbeurteilung vornehmen, die seit September 2013 auch Angaben zu den psychischen Belastungen erfasst. Die Beurteilung bildet die Basis für geeignete Maßnahmen zum Gesundheitsschutz.

Die wichtigsten Regelungen zu Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit auf einen Blick:

Maßgeblich sind die Vorgaben des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG), das unter anderem die Mindestanforderungen folgender Punkte regelt:

  • Einrichtung und Gestaltung der Arbeitsstätte
  • Einrichtung und Gestaltung des Arbeitsplatzes
  • Gestaltung, Auswahl und Einsatz von Arbeitsmitteln wie Maschinen, Geräte, Anlagen, Arbeitsstoffe
  • Chemische, biologische und physikalische Einwirkungen
  • Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren
  • Gestaltung von Arbeitszeit und Arbeitsabläufen
  • Gefährdungsbeurteilungen (§5 ArbSchG) auch in puncto unzureichender Qualifikation und Unterweisung oder psychischer Belastungen

Weitere Vorgaben für das verpflichtende betriebliche Gesundheitsmanagement bilden unter anderem die folgenden Gesetze und Verordnungen:

Betriebliches Eingliederungsmanagement

Ist ein Mitarbeiter aufgrund einer Erkrankung länger als sechs Wochen pro Jahr arbeitsunfähig erkrankt, sind Unternehmen verpflichtet, diesem ein betriebliches Eingliederungsmanagement nach Sozialgesetzbuch IX, BEM (SGB IX, § 84) anzubieten. Das gilt für Beschäftigte in Voll- und Teilzeit, für Minijobber und bei befristeten und unbefristeten Arbeitsverhältnissen. Die Krankschreibung kann am Stück oder wiederholt erfolgt sein. Danach sind Sie verpflichtet, dem Betroffenen z. B. besondere Arbeitsbedingungen oder Teilzeit anzubieten, damit er seine Aufgabe weiter wahrnehmen kann. Auch wenn der Mitarbeiter das Angebot ablehnt, haben Sie so Ihre Pflicht erfüllt.

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Wie funktioniert betriebliches Gesundheitsmanagement?

Ein erfolgreiches betriebliches Gesundheitsmanagement geht deutlich über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Wobei es für ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement keine Maßnahmen gibt, die zu jedem Unternehmen passen. Denn neben der Art des Betriebs spielen auch die Mitarbeiter eine große Rolle. Alleinstehende Berufseinsteiger haben andere Ansprüche als Mitarbeiter mit Familie oder Arbeitnehmer 50+. Auch die Art der Tätigkeit beeinflusst stark die betriebliche Gesundheitsfürsorge und Maßnahmen, die sinnvoll sind und akzeptiert werden.

Betriebliches Gesundheitsmanagement: Bloß nicht von oben herab!

Planen Sie Maßnahmen, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehen, so, dass sie von der Belegschaft mitgetragen werden. Nur mit breiter Akzeptanz steigert betriebliches Gesundheitsmanagement die Zufriedenheit und die Leistungsbereitschaft der Angestellten.

Anregungen für betriebliches Gesundheitsmanagement

Es gibt beim freiwilligen betrieblichen Gesundheitsmanagement viele Maßnahmen, die bei der Belegschaft großen Anklang finden. Hier finden Sie einige Anregungen, die vielleicht auch zu Ihrem Unternehmen passen und die teilweise steuerlich gefördert werden:

  • Kostenübernahme für die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio oder Therapiezentrum, wo die Mitarbeiter kostenfrei trainieren und sich fit halten.
  • Betriebssportgruppen, die die Belegschaft in Bewegung bringen und das Gemeinschaftsgefühl stärken (z. B. Betriebs-Fußballmannschaft, Laufgruppen, Golf, Hand- oder Basketball und viele mehr)
  • Fahrrad-Initiativen, bei denen Ihre Mitarbeiter Geld für soziale Projekte „erfahren“, wenn sie mit dem Fahrrad oder e-Bike zur Arbeit kommen (ideal kombinierbar mit einem Angebot zum Dienstrad-Leasing oder der Aktion Stadtradeln).
  • Zusätzliche Bewegungspausen, die die regulären Pausenzeiten bezahlt verlängern, wenn bestimmte Übungen z. B. zur Lockerung der Rückenmuskulatur ausgeführt werden.
  • Ergonomische Arbeitsplätze, die Fehlhaltungen und einseitige Belastungen verhindern. Hier bietet es sich an, Mitarbeiterwünsche wie Laufbänder, höhenverstellbare Tische oder Sitzbälle zu finanzieren.
  • Animationsfilme, die kurze Übungen am Schreibtisch demonstrieren und so helfen, ein gesundheitsförderndes Verhalten zu etablieren.
  • Bewegte Mitarbeiterausflüge wie Wandertage oder Skitage planen und umsetzen.
  • Firmeninterne Wettbewerbe wie z. B. Schrittzählerchallenges durchführen.
  • Fitness- oder Gesundheitskurse finanzieren und den Mitarbeitern Themen wie Yoga, Bodyweighttraining, Entspannungstechniken oder gesunde Ernährung nahebringen.
  • Einen kleinen Fitnessbereich mit Gymnastikbällen, Therabändern und anderen Utensilien für kleine Bewegungseinheiten zwischendurch zur Verfügung stellen.
  • Ausgewogene Mahlzeiten in der Kantine anbieten und Zuschüsse für die Nutzung gewähren, um gesunde Ernährung „schmackhaft“ zu machen.
  • Obstkörbe, kostenloses Wasser sowie ausgewogene Snacks wie Müsli oder Nüsse in der Mitarbeiterküche zur Verfügung stellen.
  • Durch klare Regeln zur Erreichbarkeit zur Stressreduktion beitragen.
  • Ruheraum einrichten, in dem Mitarbeiter kurz komplett abschalten und Energie tanken können.

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Führungskräfte und betriebliches Gesundheitsmanagement

Führungskräfte spielen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement eine große Rolle. Das liegt daran, dass Mitarbeiter in Leitungspositionen und Manager sich in einem besonderen Spannungsfeld befinden:

  • Für sie ist betriebliches Gesundheitsmanagement besonders wichtig, da insbesondere Führungskräfte unter langen Arbeitszeiten, Stress, Bewegungsmangel und einer hohen Arbeitsbelastung leiden.
  • Gleichzeitig haben sie eine Vorbildfunktion gegenüber ihren Mitarbeitern. Nimmt der Chef seine Gesundheit nicht ernst, tun es viele Angestellte auch nicht und setzen ebenfalls andere Prioritäten.
  • Wie Vorgesetzte führen, hat einen großen Einfluss auf den Stresspegel und das (psychische) Wohlergehen der Belegschaft.

Als Führungskraft das eigene Verhalten reflektieren

Aktuelle Studien, etwa der Gallup Engagement Index und das S-MGA-Projekt der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, zeigen, dass Führungskräfte heute deutlich höhere psychische Belastungen erleben als Beschäftigte ohne Leitungsfunktion. Rund vier von fünf Führungskräften berichten von emotionaler Erschöpfung und überschreiten häufig die gewöhnlichen Arbeitszeiten. Digitalisierung und mobile Endgeräte führen dazu, dass viele Führungskräfte permanent erreichbar sind und echte Ruhephasen fehlen. Pausen werden oft übersprungen, Bewegung kommt zu kurz, und Symptome wie Schlafprobleme sowie körperliche Beschwerden sind weit verbreitet.

Mehr als drei Viertel der Führungskräfte beklagen eine schlechte Work-Life-Balance; die steigenden Anforderungen und der anhaltende Wandel erhöhen den Erwartungsdruck weiter. Um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen und ihrer Vorbildfunktion für Mitarbeitende gerecht zu werden, ist es besonders wichtig, das eigene Verhalten regelmäßig und kritisch zu hinterfragen – und aktiv zu verändern.

Das aktive Einbinden von Führungskräften in das betriebliche Gesundheitsmanagement ist ein zentraler Erfolgsfaktor für Unternehmen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Mitarbeitende nutzen Gesundheitsangebote häufiger und sprechen eher offen über Belastungen, wenn ihre Vorgesetzten ein gesundheitsbewusstes Verhalten vorleben und einen offenen Dialog fördern. Unternehmen, die gezielt gesunde Führung stärken, profitieren von höheren Werten für Motivation, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit – und schaffen eine resiliente Unternehmenskultur.

Einfache Maßnahmen können nicht nur die Gesundheit und Stressbelastung der Führungskräfte verbessern, sondern setzen auch ein wichtiges Zeichen für die Mitarbeitenden, zum Beispiel:

  • regelmäßige, kleine Pausen einlegen und konsequent die Mittagspause nutzen
  • Wochenenden und freie Zeiten als Erholungsphasen respektieren
  • ständige Erreichbarkeit vermeiden, Prioritäten setzen, Multitasking minimieren
  • auf Körpersignale achten und Wertschätzung für sich selbst zeigen
  • Bewegung in den Arbeitsalltag integrieren: Treppen steigen, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, Spaziergänge machen
  • Aktivitäten zur Stressprävention und mentalen Entlastung fördern – z.B. Sport, Kunst, Musik, Yoga
  • gesunde Ernährung und einen maßvollen Umgang mit Kaffee statt Wasser
  • Aufgaben gezielt delegieren, Grenzen erkennen und respektieren, auch einmal "Nein" sagen
  • die eigenen Bedürfnisse reflektieren und gezielt innehalten

Neben der Bewältigung von Bewegungsmangel und Stress gilt: Jede Führungskraft kann einen Beitrag leisten, indem sie eine positive Kultur der Achtsamkeit und Offenheit etabliert. Individuelle Wege der Entspannung – etwa Joggen, Wandern, gemeinsames Musizieren oder das Kreative ausleben – helfen, den Kopf freizubekommen und neue Energie zu sammeln.

Führungskräfte, die ihren eigenen Umgang mit Stress reflektieren und aktiv Maßnahmen zur Förderung ihrer Gesundheit umsetzen, sind zentrale Vorbilder für ihre Teams und stärken nachweislich die gesamte Organisation.

Gesunde Führung als betriebliches Gesundheitsmanagement

Führungskräfte beeinflussen die Mitarbeiter stark. Gute Führung erschließt Ressourcen, steigert die Motivation und fördert Zufriedenheit und Loyalität. Schlechte Führung wirkt als Stressor, demotiviert und führt zu Unzufriedenheit. Eine wertschätzende, faire Führungskultur zu etablieren, ist daher ein wichtiger Baustein des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

  • Gesundheit in den Werten des Unternehmens verankern
  • regelmäßige, rechtzeitige und vollständige Informationen zur Aufgabe geben
  • Fragen stellen, anstatt nur Anweisungen zu geben
  • anspruchsvolle, abwechslungsreiche Arbeitsinhalte ermöglichen
  • Anerkennung und Lob spenden
  • nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern
  • Eigenständigkeit und Eigenverantwortung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern
  • Weiterbildung und Weiterentwicklung ermöglichen
  • Entwicklungsperspektiven und Verantwortung geben
  • regelmäßig fragen, wie es den Mitarbeitenden geht, und bei Problemen auf sie eingehen
  • soziale Unterstützungsmaßnahmen gewähren, die Wertschätzung vermitteln
  • präsent und ansprechbar sein bei Schwierigkeiten
  • offene Fehlerkultur pflegen
  • regelmäßige Mitarbeitergespräche zum ehrlichen Austausch einführen

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Betriebliches Gesundheitsmanagement einführen

Erfolgreiches betriebliches Gesundheitsmanagement nimmt die Mitarbeiter mit. Es trägt zu einer entspannten und vertrauensvollen Arbeitsumgebung bei, in der sich das Personal wohlfühlt. Damit trägt es nicht nur zur Stressreduktion und einer besseren körperlichen und seelischen Gesundheit bei. Es fördert auch die Loyalität, die Leistungsbereitschaft und die Bindung der Mitarbeiter. Das macht Ihr Unternehmen auch für potenzielle Kandidaten attraktiv und hilft, sich in Zeiten des Fachkräftemangels als begehrter Arbeitgeber zu profilieren. Damit es gelingt, sind zwei Punkte essenziell:

  • Lassen Sie Ihre Mitarbeiter entscheiden, wie ein betriebliches Gesundheitsmanagement mit welchen Maßnahmen umgesetzt werden soll. Sie wissen am besten, welche körperlichen und geistigen Belastungen bestehen. Nur weil bestimmte Maßnahmen als gesund und sinnvoll gelten, passen sie nicht automatisch zu Ihrem Unternehmen.
  • Nehmen Sie die Belegschaft mit und verordnen Sie keinesfalls erwünschte Verhaltensweisen „von oben herab.“ Das führt automatisch zu Gegenwehr und Ablehnung, selbst bei prinzipiell tollen Aktivitäten und Angebote.

Tipp: Bieten Sie Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, betriebliches Gesundheitsmanagement als Weiterbildung kennenzulernen. Mit dem Abschluss über betriebliches Gesundheitsmanagement der IHK gewinnen Sie eine Fachkraft aus den eigenen Reihen, die aus erster Hand weiß, welche der zahlreichen Möglichkeiten zu Ihrem Unternehmen passen.

Betriebliches Gesundheitsmanagement: gesetzliche Vorgaben prüfen und erfüllen

Bevor Sie ein betriebliches Gesundheitsmanagement mit Maßnahmen freiwillig umsetzen, empfehlen wir, noch einmal die Einhaltung aller gesetzlich vorgegebenen Präventionsmaßnahmen zu überprüfen. Insbesondere die Gefährdungsbeurteilung eines Arbeitsplatzes in Bezug auf die psychischen Belastungen ist in vielen Bereichen noch nicht erfolgt. Dabei ist die Maßnahme zur Gesundheitsfürsorge in Betrieben jeder Größe Pflicht und die Durchführung muss dokumentiert werden. Auch den zuständigen Gewerbeaufsichtsämtern ist dieses Problem bewusst, weshalb dieser Punkt immer häufiger überprüft wird. Bei fehlender Durchführung und Dokumentation begehen Unternehmer eine Ordnungswidrigkeit, die mit Geldstrafen geahndet wird.

Das lässt sich leicht vermeiden. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gibt viele praxisgerechte Anregungen zur Umsetzung und unterstützt Sie mit einem Handbuch zur Gefährdungsbeurteilung bei der professionellen Umsetzung.

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Fördermöglichkeiten für betriebliches Gesundheitsmanagement

Unternehmen, die ein freiwilliges betriebliches Gesundheitsmanagement etablieren, profitieren nicht nur von gesünderen Mitarbeitern und steigern ihre Attraktivität als Arbeitsgeber. Sie erhalten außerdem Unterstützung vom Staat.

Betriebliches Gesundheitsmanagement bietet Steuervorteile

Bis zu 600 Euro pro Mitarbeiter und Jahr dürfen Sie steuerbegünstigt in Maßnahmen zur Gesundheitsförderung investieren. Unter steuerbegünstigtes betriebliches Gesundheitsmanagement fallen Beispiele wie Stressbewältigung (z. B. Yogakurs), Suchtprävention (Rauchentwöhnung), Bewegungsprogramme (Rückenschule) oder Ernährungsangebote. Nicht begünstigt sind Beiträge für Fitnessstudios, Sportvereine oder Gesundheitszentren. Die Maßnahmen müssen den Vorgaben des Leifadens Prävention des GKV-Spitzenverbandes entsprechen.

Präventionsgesetz nutzen

Seit 2015 verpflichtet das Präventionsgesetz die gesetzlichen Krankenkassen dazu, in Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge zu investieren. Dazu gehört auch ein freiwilliges betriebliches Gesundheitsmanagement. Je nach Krankenkasse sind die Angebote komplett kostenfrei oder deutlich bezuschusst. Damit Unternehmen profitieren, müssen bereits Anfangsstrukturen für ein betriebliches Gesundheitsmanagement etabliert sein und die Maßnahmen müssen den Vorgaben im Leitfaden Prävention entsprechen. Die Unterstützung der Krankenkassen kann zusätzlich zum Steuervorteil genutzt werden.

gesundheitsregionen plus

Mit der Initiative „ gesundheitsregionen plus“ fördert der Freistaat die Gesundheitsversorgung und -vorsorge im Land. Regionale Netzwerke sollen durch hausärztliche Versorgung, Patienteninformationen, Suchtprävention, Bewegungsangebote und zusätzliche Schwerpunkte für Kinder- und Jugendgesundheit das Wohlbefinden und die Belastbarkeit steigern. Dazu bietet die Staatsregierung Beratung und Fördermittel an, die auch Unternehmen nutzen können.

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Betriebliches Gesundheitsmanagement: Beispiele für verschiedene Zielgruppen

Insbesondere in größeren Unternehmen mit sehr diverser Mitarbeiterstruktur und breit gefächerten Aufgabenbereichen sind die Anforderungen an ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement vielfältig. Was für den einen Mitarbeiter eine echte Bereicherung ist, sieht der andere als Belastung an. Hier finden Sie Anregungen für betriebliches Gesundheitsmanagement bei verschiedenen Zielgruppen.

Mit den Pfeiltasten können Sie die Tabelle horizontal scrollen.
Zielgruppe gewünschte Wirkung mögliche Maßnahmen

Auszubildende/Berufseinsteiger

• Mitarbeitergewinnung
• Mitarbeiterbindung

• spielerische Heranführung an betriebliches Gesundheitsmanagement
• Selbsttest
• Aktionstage
• digitale Angebote
• After-Work-Termine

Ältere Mitarbeiter

• Mitarbeiterbindung
• Erhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit
• Wissen im Unternehmen halten

• Vorsorgeangebote
• Unterstützungsangebote für schwierige Lebenssituation wie die Pflege Angehöriger
• Mentorenprogramme und Lerntandems
• altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung (Anpassung an Verluste beim Seh- und/oder Hörvermögen, Gelenkschonung)
• stufenweise Wiedereingliederungsprogramme nach Erkrankungen

Männer/Frauen

• Individuelle Gesundheitsförderung

• Lebenswelten von Männern, die weniger Prävention betreiben, berücksichtigen
• insbesondere Mütter in Sandwichposition Arbeit/Familie/Pflege entlasten

Eltern

• Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern
• Stressminderung
• Arbeitgeber-attraktivität steigern

• familienfreundliche Veranstaltungen wie Familiensportfeste, Familienwandertage, etc.
• Employee Assistance Programme (EAP) über externe Dienstleister, die kostenlos und für den Arbeitgeber anonym in vielen Lebenssituationen beraten.

Schichtdienstler/Pendler

• Schlafdefizite und Schlafstörungen mindern
• Stress reduzieren

• Schichtmodelle optimieren
• Pendler über Gleitzeitregelungen entlasten
• Schichtarbeiter über digitale Angebote mit einbeziehen, wenn Präsenzmaßnahmen nicht möglich sind

Verwaltungsmitarbeiter

• Haltungsschäden und Rückenbeschwerden vorbeugen
• Bewegungsmangel reduzieren

• ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
• bewegte Pausen
• Trainer zur Bewegungsschulung
• Walking-Meetings
• animierte Übungsanleitungen
• Online-Gesundheitsplattformen

Risikogruppen

• Risiken erkennen
• Mitarbeitern ihr persönliches Risiko aufzeigen

• Mitarbeiterbefragungen
• aufsuchende Maßnahmen für betriebliches Gesundheitsmanagement nutzen
• externe Ernährungs- und Bewegungsprogramme anbieten
• zur Lebensstiländerung motivieren

Psychisch belastete Mitarbeiter

• Risiken erkennen
• Belastungen reduzieren

• Mitarbeiterbefragungen
• Einzelgespräche
• allgemeine Gesundheitsfürsorge
• Stressmanagement
• Führungskräfteschulungen
• Achtsamkeitstraining
• Arbeitsbedingungen optimieren

Bündnis für Prävention Bayern

Gesundheitsförderung und Prävention erhalten angesichts der zunehmenden Bedeutung chronischer, lebensstilbedingter Erkrankungen und des medizinisch-technischen Fortschritts zunehmend Aufmerksamkeit. Auf dieser Basis gründet der Bayerische Präventionsplan. Die Ziele des Bayerischen Präventionsplan sind: bestmögliche Gesundheit für Bayerns Bürger, gesundheitliche Chancengleichheit für alle bayerischen Regionen, Berücksichtigung von Gesundheitsförderung und Prävention in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sowie die Befähigung der Bürger zur Eigenverantwortlichkeit für die Gesundheit. Der Präventionsplan hebt vier Handlungsfelder besonders heraus:

  • Gesundes Aufwachsen
  • Gesundheitskompetenz in der Arbeitswelt
  • Gesundes Altern
  • Gesundheitliche Chancengleichheit

Zugleich ist der Präventionsplan die Grundlage für das Bayerische Bündnis für Prävention. Mehr als 120 Einrichtungen, Verbände und Organisationen aus den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft sind dem Präventionsbündnis Bayern bereits beigetreten. Zu den Erstunterzeichnern gehört der Bayerische Industrie- und Handelskammertag. Sie alle bekennen sich zu den Zielen des Bayerischen Präventionsplans und engagieren sich in ihren Wirkungsbereichen dafür.

Mehr zum Bayerischen Präventionsplan

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Betriebliches Gesundheitsmanagement ganzheitlich betrachten

Ein erfolgreiches betriebliches Gesundheitsmanagement setzt auf einen ganzheitlichen Ansatz und bezieht die Kommunikation mit den Mitarbeitern, die Arbeitsbedingungen und das geistige Wohlbefinden aller Beteiligten mit ein.

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