Führungskräfte und betriebliches Gesundheitsmanagement
Führungskräfte spielen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement eine große Rolle. Das liegt daran, dass Mitarbeiter in Leitungspositionen und Manager sich in einem besonderen Spannungsfeld befinden:
- Für sie ist betriebliches Gesundheitsmanagement besonders wichtig, da insbesondere Führungskräfte unter langen Arbeitszeiten, Stress, Bewegungsmangel und einer hohen Arbeitsbelastung leiden.
- Gleichzeitig haben sie eine Vorbildfunktion gegenüber ihren Mitarbeitern. Nimmt der Chef seine Gesundheit nicht ernst, tun es viele Angestellte auch nicht und setzen ebenfalls andere Prioritäten.
- Wie Vorgesetzte führen, hat einen großen Einfluss auf den Stresspegel und das (psychische) Wohlergehen der Belegschaft.
Als Führungskraft das eigene Verhalten reflektieren
Aktuelle Studien, etwa der Gallup Engagement Index und das S-MGA-Projekt der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, zeigen, dass Führungskräfte heute deutlich höhere psychische Belastungen erleben als Beschäftigte ohne Leitungsfunktion. Rund vier von fünf Führungskräften berichten von emotionaler Erschöpfung und überschreiten häufig die gewöhnlichen Arbeitszeiten. Digitalisierung und mobile Endgeräte führen dazu, dass viele Führungskräfte permanent erreichbar sind und echte Ruhephasen fehlen. Pausen werden oft übersprungen, Bewegung kommt zu kurz, und Symptome wie Schlafprobleme sowie körperliche Beschwerden sind weit verbreitet.
Mehr als drei Viertel der Führungskräfte beklagen eine schlechte Work-Life-Balance; die steigenden Anforderungen und der anhaltende Wandel erhöhen den Erwartungsdruck weiter. Um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen und ihrer Vorbildfunktion für Mitarbeitende gerecht zu werden, ist es besonders wichtig, das eigene Verhalten regelmäßig und kritisch zu hinterfragen – und aktiv zu verändern.
Das aktive Einbinden von Führungskräften in das betriebliche Gesundheitsmanagement ist ein zentraler Erfolgsfaktor für Unternehmen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Mitarbeitende nutzen Gesundheitsangebote häufiger und sprechen eher offen über Belastungen, wenn ihre Vorgesetzten ein gesundheitsbewusstes Verhalten vorleben und einen offenen Dialog fördern. Unternehmen, die gezielt gesunde Führung stärken, profitieren von höheren Werten für Motivation, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit – und schaffen eine resiliente Unternehmenskultur.
Einfache Maßnahmen können nicht nur die Gesundheit und Stressbelastung der Führungskräfte verbessern, sondern setzen auch ein wichtiges Zeichen für die Mitarbeitenden, zum Beispiel:
- regelmäßige, kleine Pausen einlegen und konsequent die Mittagspause nutzen
- Wochenenden und freie Zeiten als Erholungsphasen respektieren
- ständige Erreichbarkeit vermeiden, Prioritäten setzen, Multitasking minimieren
- auf Körpersignale achten und Wertschätzung für sich selbst zeigen
- Bewegung in den Arbeitsalltag integrieren: Treppen steigen, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, Spaziergänge machen
- Aktivitäten zur Stressprävention und mentalen Entlastung fördern – z.B. Sport, Kunst, Musik, Yoga
- gesunde Ernährung und einen maßvollen Umgang mit Kaffee statt Wasser
- Aufgaben gezielt delegieren, Grenzen erkennen und respektieren, auch einmal "Nein" sagen
- die eigenen Bedürfnisse reflektieren und gezielt innehalten
Neben der Bewältigung von Bewegungsmangel und Stress gilt: Jede Führungskraft kann einen Beitrag leisten, indem sie eine positive Kultur der Achtsamkeit und Offenheit etabliert. Individuelle Wege der Entspannung – etwa Joggen, Wandern, gemeinsames Musizieren oder das Kreative ausleben – helfen, den Kopf freizubekommen und neue Energie zu sammeln.
Führungskräfte, die ihren eigenen Umgang mit Stress reflektieren und aktiv Maßnahmen zur Förderung ihrer Gesundheit umsetzen, sind zentrale Vorbilder für ihre Teams und stärken nachweislich die gesamte Organisation.
Gesunde Führung als betriebliches Gesundheitsmanagement
Führungskräfte beeinflussen die Mitarbeiter stark. Gute Führung erschließt Ressourcen, steigert die Motivation und fördert Zufriedenheit und Loyalität. Schlechte Führung wirkt als Stressor, demotiviert und führt zu Unzufriedenheit. Eine wertschätzende, faire Führungskultur zu etablieren, ist daher ein wichtiger Baustein des betrieblichen Gesundheitsmanagements.
- Gesundheit in den Werten des Unternehmens verankern
- regelmäßige, rechtzeitige und vollständige Informationen zur Aufgabe geben
- Fragen stellen, anstatt nur Anweisungen zu geben
- anspruchsvolle, abwechslungsreiche Arbeitsinhalte ermöglichen
- Anerkennung und Lob spenden
- nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern
- Eigenständigkeit und Eigenverantwortung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern
- Weiterbildung und Weiterentwicklung ermöglichen
- Entwicklungsperspektiven und Verantwortung geben
- regelmäßig fragen, wie es den Mitarbeitenden geht, und bei Problemen auf sie eingehen
- soziale Unterstützungsmaßnahmen gewähren, die Wertschätzung vermitteln
- präsent und ansprechbar sein bei Schwierigkeiten
- offene Fehlerkultur pflegen
- regelmäßige Mitarbeitergespräche zum ehrlichen Austausch einführen
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