IHK Ratgeber

Business Model Canvas – Geschäftsmodelle ‎gezielt entwickeln

Businessman drawing schedule on whiteboard

Das Business Model Canvas ist ein innovativer Ansatz zur Entwicklung von Geschäftsmodellen. Es bringt Sie von der Idee zum Unternehmen.

Inhalt

Einleitung

Eine Geschäftsidee allein macht kein erfolgreiches Unternehmen. Gründer benötigen immer ein zur Idee passendes Geschäftsmodell, um eine tragfähige Selbstständigkeit zu begründen. Das Business Model Canvas ist eine Methode, um Geschäftsmodelle gezielt zu entwickeln und verschiedene Modelle direkt und einfach zu vergleichen.

Gerade für sehr innovative Gründer und Start-ups bietet es sich an, erst das Business Model Canvas anzuwenden und die dort gewonnenen Erkenntnisse für den Businessplan zu nutzen.

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Was leistet das Business Model Canvas?‎

Jedem Gründer gehen Hunderte verschiedene Gedanken durch den Kopf. Schließlich gibt es auf dem Weg von der Idee zu einem tragfähigen Unternehmen vieles zu bedenken. Das Business Model Canvas (BMC) unterstützt Existenzgründer dabei, die Gedanken zu sortieren und keine wichtigen Punkte zu vergessen. Gleichzeitig entwickeln Sie mit dem BMC Schritt für Schritt Ihr Geschäftsmodell. Gibt es mehrere Wege, um Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung an den Mann oder die Frau zu bringen (z. B. Direktvertrieb oder Onlineshop), können Sie diese mit dem Business Model Canvas nebeneinanderstellen und vergleichen. So erfahren Sie, ob die Umsetzung Ihrer Idee wirtschaftlich sinnvoll ist.

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Wie sieht der Aufbau des Business Model Canvas aus?‎

Sie können das BMC ganz einfach auf einem großen Bogen Papier umsetzen. Nicht ohne Grund bedeutet der Name der Methode übersetzt so viel „Geschäftsmodell Leinwand“

Tipp: Viele Gründer empfinden das Arbeiten auf einem DinA10-Papier als angenehmer, da es die Arbeit mit Stift und Post-its das Visualisieren der Gedanken vereinfacht. Ebenso einfach können Sie ein Business Model Canvas online erstellen und sich bei Bedarf von einem IHK-Online-Mentor unterstützen lassen.

Die Felder des Business Model Canvas und deren Inhalte

Es gibt neun Felder für die Darstellung eines Geschäftsmodells, die wichtigen Bereiche für die Unternehmensgründung abdeckt.

Segmente des Business Model Canvas

ProduktHier sammeln Sie alle Gedanken zu Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung. Stellen Sie sich unter anderem folgende Fragen:

Was ist genau das Angebot?
Welche Vorteile bietet das Angebot, wo ist es besser als andere?
Wie wird das Produkt angeboten?
Welche Alleinstellungsmerkmale hat es?
Wie hebt sich die Idee von den Mitbewerbern ab?
Bestehen kritische Punkte?
AktivitätWelche Aktionen sind für den Erfolg des Unternehmens wichtig?

Wie funktionieren Einkauf, Produktion, Distribution und Vertrieb?
RessourcenWie steht es um den Bedarf des Unternehmens?

Wie viel Personal, Startkapital, Betriebsausstattung und Rohstoffe werden benötigt?
Wo kommen diese Ressourcen her?
ZielgruppenWen soll das Produkt oder die Dienstleistung ansprechen?

Wo leben mögliche Kunden, wie alt und gebildet sind diese und über welches Einkommen verfügen sie?
Wie viel Geld gibt die Zielgruppe für ähnliche Angebote aus?
Beziehungen zu den KundenWie erreicht das Angebot die Zielgruppe?

Bestehen bereits Beziehungen?
Wie erreicht das Unternehmen Kundenbindung?
Vertrieb & MarketingHier geht es um die Vermarktung des Angebots.

Auf welchen Kanälen erfolgt der Vertrieb?
Welche Kanäle sind am besten geeignet?
Welche Werbemaßnahmen sind geplant?
Erreichen diese punktgenau die Zielgruppe?
PartnerÜberlegen Sie hier, welche Partner Sie für Ihre Idee benötigen.

Braucht das Unternehmen Vertriebspartner? Sind Geldgeber nötig?
Müssen Journalisten oder Blogger Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung bekannt machen?
Sind bestimmte Partnerschaften zwingend erforderlich und andere nur denkbar?
Gründungskosten & laufende Betriebsausgaben&KostenWelche Kosten fallen für die Unternehmensgründung an und wie hoch sind die laufenden Betriebskosten?

Welche Kosten sind besonders hoch?
Wie hoch ist die monatliche Belastung?
Einnahmen & UmsätzeFür welche Leistungen zahlt der Kunde?

Welche Zahlungsarten bieten Sie an?
Wie lange dauert es, bis das Geld verfügbar ist? Wie hoch fallen die monatlichen Gesamteinnahmen aus?

Wer sollte das Business Model Canvas nutzen?‎

Diese Methode für die Geschäftsmodellentwicklung ist insbesondere für Gründer und Start-ups in der frühen Gründungsphase, also vor der eigentlichen Unternehmensgründung, interessant. Es hilft dabei, die Idee für das Geschäft weiterzuentwickeln und gleichzeitig zu überprüfen, ob das geplante Geschäftsmodell tragfähig und wirtschaftlich sinnvoll ist. Die Methode zur Entwicklung von Geschäftsmodellen liefert dabei:

  • Gedanken sortieren und kanalisieren
  • Idee schrittweise zum Geschäftsmodell entwickeln
  • Keine wichtigen Punkte vergessen
  • Verschiedene Geschäftsmodelle für eine Idee vergleichen

Nicht nur Gründer profitieren vom Business Model Canvas, auch etablierte Unternehmen nutzen diese Methode, wenn Unternehmer neue Ideen entwickeln, weitere Produkte auf den Markt bringen oder neue Vertriebsstrategien nutzen. Sie hilft genauso Kleinunternehmern und nebenberuflichen Existenzgründern, den Überblick zu behalten und professionell zu planen.

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Welche Vorteile und Nachteile hat diese Art der ‎Geschäftsmodellentwicklung?‎

Das Business Model Canvas zur Geschäftsentwicklung ist ein sehr einfaches Instrument, das ohne viel Wissen funktioniert. Deshalb bietet es viele Vorteile:

  • in Papierform kostenlos, auch kostenlose Software erhältlich
  • intuitiv nutzbar, kein Vor- oder Fachwissen nötig
  • visualisiert die Zusammenhänge
  • in der Gruppe nutzbar
  • umfasst Kernpunkte der Geschäftsmodellentwicklung
  • jederzeit zu ergänzen
  • einfacher Vergleich verschiedener Geschäftsmodelle für ein Angebot
  • ideale Grundlage zur Ausarbeitung eines Businessplans

Einige Anhänger dieser Methode zur Geschäftsmodellentwicklung meinen gar, dass das Business Model Canvas den klassischen Businessplan überflüssig macht.

Nachteile:

  • im Vergleich zum Businessplan stark vereinfacht
  • nur grobe Skizzierung der Kosten und Gewinne, ein ausgearbeiteter Finanzplan ist unbedingt zusätzlich erforderlich
  • Konkurrenzlage nur wenig beleuchtet
  • Trendanalysen fehlen
  • Voraussetzungen, die in der Persönlichkeit und dem Fachwissen des Gründers liegen, nicht bedacht

Auf der Webseite der IHK wird dazu ein Test in Bezug auf die Unternehmentyp-Eigenschaften angeboten .

Sog. Branchenbriefe und auch B2B-/B2C-Datenanbieter bieten detaillierte Branchenanalysen an, um die künftige Entwicklung aufzuzeigen und um Trends für den Gründer erkennen zu können. Diese erhalten Sie gerne im Rahmen einer Gründungsberatung.

Diese Nachteile machen das Business Model Canvas keinesfalls schlecht. Es ist ein wertvolles Instrument für die erste Planung und Entwicklung einer Gründungsidee. Außerdem bereitet es viele Punkte für den späteren Businessplan optimal vor und erleichtert Gründern das Verständnis der wichtigsten Zusammenhänge und die Erstellungen der späteren, ausführlichen Pläne.

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Wie sieht das Business Model Canvas auf dem Papier ‎aus?‎

  • Auch mit allen Angaben zu dieser Methode der Geschäftsmodellentwicklung ist es schwer, sich die Ausführung auf dem Papier vorzustellen. Deshalb folgt hier eine beispielhafte Aufstellung der einzelnen Segmente (die dargestellte Vorlage können Sie hier downloaden). So könnte Ihr Business Model Canvas aussehen, bevor Sie die einzelnen Segmente mit Gedanken füllen:

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Welche zentralen Segmente umfasst das Business ‎Model Canvas?‎

Das geniale Element dieser Methode zur Geschäftsmodellentwicklung sind die neun Segmente, die alle wichtigen Überlegungen auf dem Weg von der Idee zur Gründung berücksichtigen. Die Segmente sind so angeordnet, dass optisch die Zusammenhänge und die Wertigkeit der einzelnen Themenbereiche sichtbar werden. Daher ist die Benutzung der Business-Model-Canvas-Methode ohne Vorkenntnisse intuitiv möglich.

Folgende „Segments“ sieht das Konzept vor:

  • Customer Segments: Ihre Zielgruppe, also die Kunden, die Sie gezielt ansprechen wollen und können, bildet das Herzstück aller Planung und liegt im Zentrum Ihrer „Canvas“ (Leinwand).
  • Value Proposition: Das Nutzenversprechen umfasst all das, was Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung dem Kunden bieten soll.
  • Channels: Gemeint sind Vertriebswege und -kanäle, die Sie nutzen, um das Produkt auf den Markt und an den Kunden zu bringen.
  • Customer Relationships: Hier geht es um die Kundenbeziehungen. Wie sollen diese aufgebaut, gepflegt, erhalten und erweitert werden?
  • Revenue Streams: Hier erfassen Sie die Einnahmen, die Sie durch die verschiedenen Kundensegmente beziehen.
  • Key Resources: In dieses Segment gehören die Schlüsselressourcen, die Sie benötigen, um das Produkt oder die Dienstleistung anzubieten und die Kunden zufriedenzustellen.
  • Key Activities: Die Schlüsselaktivitäten, die nötig sind, um das Unternehmen in Gang zu bringen und im laufenden Betrieb zu halten, finden im Business Model Canvas ihren Platz.
  • Key Partnerships: An dieser Stelle führen Sie die Partnerschaften auf, die für Ihre Idee unverzichtbar sind (z. B. Zulieferer oder Vertriebspartner).
  • Cost Structures: In diesem Segment finden Sie alle mit der Gründung und Führung des Unternehmens anfallenden Kosten aufgeführt. Zu Beginn genügt eine Schätzung.

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Welche Vorteile und Nachteile hat das Business Model ‎Canvas im Vergleich zum Businessplan?‎

Die meisten Gründer glauben, dass die Entwicklung eines Geschäftsmodells grundsätzlich in Form eines Businessplans erfolgt – allein schon deswegen, weil diese Methode älter und bekannter sei als das Business Model Canvas. Zudem verlangen Banken, Arbeitsagenturen, Fördermittelgeber und Investoren meist einen solchen Businessplan. Das liegt daran, dass ein klassischer Businessplan umfangreicher als die Canvas-Methode ist. Ein Businessplan enthält folgende Punkte:

  • Die Zusammenfassung bietet das Wesentliche auf einen Blick.
  • Die Idee für ein Produkt oder eine Dienstleistung wird vorgestellt.
  • Der/die Gründer werden mit allen persönlichen und fachlichen Qualifikationen vorgestellt.
  • Der Plan enthält Daten zu Markt und Wettbewerb, die anhand konkreter Zahlen die Marktlage, die Stellung und Lage der Mitbewerber sowie die potenziellen Kundengruppen aufzeigen.
  • Der Punkt Vertrieb und Marketing liefert genaue Ausarbeitungen über die gewünschten Vertriebskanäle, deren Reichweite sowie die Strategien zur Werbung.
  • Die Wahl der Rechtsform für das Unternehmen wird ausführlich dargestellt, begründet und die Vor- und Nachteile werden beleuchtet.
  • Im Rahmen der Finanzplanung erfolgt eine genaue Planung des Kapitalbedarfs und der Gewinne für drei bis fünf Jahre. Sie erstellen dafür die Gewinn-und-Verlust-Rechnung, den Kapitalbedarf sowie die Umsatz- und Liquiditätsplanung.
  • In der abschließenden Risikobewertung werden alle Risiken aufgezeigt und alternative Szenarien dargestellt. Dazu gehören die Worst-Case- und Best-Case-Entwicklungen, die genau berechnet und dargestellt werden.

Weil der klassische Businessplan so ausführlich ist, ist er bei allen wichtigen Stellen sehr beliebt. Auch Gründer haben Vorteile durch diese umfassende Betrachtung der Geschäftsidee.

Allerdings hat der Businessplan auch einen Haken: Weil die Arbeit an ihm so aufwendig ist, fühlen sich viele Gründer entmutigt oder verzetteln sich bei der Erstellung. Außerdem ist die lange Prognosephase von drei bis fünf Jahren wenig geeignet, um den möglichen Erfolg von Trends und Innovationen zu beurteilen.

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Geschäftsmodellentwicklung „Canvas“ – einfach, ‎schnell, flexibel

Das Business Model Canvas passt dagegen auf ein großes Blatt. Das ist insbesondere für die Anfangsplanung ausgezeichnet, weil die Segmente alle wichtigen Punkte abbilden und die Benutzung intuitiv möglich ist. Dazu können mehrere Gründer gleichzeitig daran arbeiten und Brainstorming betreiben. Allerdings ist diese Methode oberflächlicher und geht weniger in die Tiefe, einige Punkte fehlen ganz.

Tipp: Das Business Model Canvas ist die ideale Vorbereitung auf den späteren Businessplan, denn es zeigt, ob sich die weitere Ausarbeitung einer Idee lohnt. Zudem ist es flexibel und gut für Trends und schnelllebige Branchen geeignet.

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Was passiert nach dem Business Model Canvas?‎

Diese Methode zur Geschäftsmodellentwicklung ist der erste Schritt von der zündenden Idee zur Unternehmensgründung. Je nach Branche und Geschäftsidee produzieren Sie einen Prototyp Ihres Produkts, um die Ergebnisse Ihrer Unternehmensentwicklung im Modell zu überprüfen, oder Sie erstellen direkt im Anschluss Ihren deutlich umfangreicheren Businessplan, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Geht Ihre Planung auf, ist alles gut. Stellen sich beim Prototyp oder im Plan Schwierigkeiten heraus, gehen Sie zurück auf „Los“ und arbeiten erneut am Business Model Canvas.

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Häufige Fragen zum Business Model Canvas

Gibt es für das Modell eine Vorlage zum Ausdrucken und Ausfüllen?

Die IHK für München und Oberbayern stellt eine Vorlage zum Download bereit, die alle Segmente und deren Inhalt aufzeigt.

Ebenso einfach können Sie ein Business Model Canvas online erstellen und sich bei Bedarf von einem IHK-Online-Mentor unterstützen lassen.

Ist das Business Model Canvas ein Muss für Gründer und innovative Geschäftsführer?

Nein, natürlich funktioniert die Entwicklung von Geschäftsmodellen auch ohne diese Methode. Aber Gründer profitieren von den im Vergleich zum Businessplan übersichtlichen Strukturen und finden leichter einen Einstieg. In etablierten Unternehmen hilft die Methode, Trends und kurzlebige Angebote schnell und strukturiert einzuschätzen.

Business Model Canvas statt Businessplan nutzen?

Sich ausschließlich auf diese Methode zur Geschäftsentwicklung zu verlassen, das ist nicht empfehlenswert. Banken und Investoren geben sich auch nicht mit den knappen Erkenntnissen zufrieden, denn die Beurteilung bleibt oberflächlich und lückenhaft. Aber für eine erste Einschätzung und für die Vorarbeit zum Businessplan ist das Business Model Canvas ideal.

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