IHK Interview

Forschungskooperationen ausbauen

Immer anspruchsvollere Klimaschutzziele erfordern es, Beiträge technischer Verfahren zur Reduktion von THG in der Atmosphäre stärker in Betracht zu ziehen. Um die besten zukunftsfähigen Technologien identifizieren und entwickeln zu können, braucht es neben Technologieoffenheit in der Klimapolitik auch eine dynamische Innovationslandschaft. Viele Unternehmen setzen daher auf Kooperation mit Hochschulen oder anderen Forschungseinrichtungen. Die Zusammenarbeit mit Forschungspartnern birgt einige Vorteile, wie z. B. eine Ergänzung des betriebsinternen Know-Hows oder Zugang zu speziellem Equipment. Innovative Ideen können so effizienter und zielgerichteter verfolgt, schneller praktisch angewendet oder in den Markt eingeführt werden.

Als IHK setzen wir uns daher bei der Politik u. a. dafür ein, den Ausbau von Kooperationsmöglichkeiten zwischen Wirtschaft und Forschung stärker voranzutreiben.

Welche Rolle Forschungskooperationen für Innovation und die Umsetzung unternehmerischer Ideen spielen können, erläutert Kolja Kuse, Gründer und Technischer Direktor von TechnoCarbon Technologies.

TechnoCarbon Technologies: Mit Forschungspartnern von der Idee zum CO2-‎negativen Bauen und Konstruieren

SAMSUNG CSC
© TechnoCarbon Technologies; Halb so schwer wie Stahl: Doppel-T-Träger aus CarbonFaserStein, vom Menschen versetzbar ohne Kran

Die MünchnerTechnoCarbonTechnologies GbR begann in 2005 mit der Entwicklung einer innovativen Werkstoffkombination aus Granit und Carbonfasern.

In enger Kooperation mit Forschungspartnern entstand ein Material, welches nicht nur vorteilhafte physikalische Eigenschaften für Bau und Konstruktion verschiedener Produkte aufweist, sondern auch energiesparend in der Herstellung ist.

Algentechnikum der TU Muenche am Ludwig Bölkow-Campus in Ottobrunn: Prof. Thomas Brueck; Fachgebiet Industrielle Biokatalyse; Dipl ing Andreas Apel in der Halle Foto: Andreas Heddergott / Verwendung frei fuer die Berichterstattung ueber die TU Muenchen unter Nennung des Copyrights
© © Andreas Heddergott / TU Muenchen Verwendung frei fuer die Berichterstattung ueber die TU Muenchen unter Nennung des Copyrights ‎Arbeit am Algentechnikum der TU München

Zusätzlich können Bestandteile des Materials durch pflanzliche Verarbeitung von emittiertem CO2 produziert werden. Das CO2 wird dabei der Atmosphäre gänzlich vorenthalten oder entzogen, wiederverwertet und potentiell langfristig im Endmaterial gebunden.

Verschiedenste Einsatzfelder für den Werkstoff wurden inzwischen erfolgreich identifiziert. Sie reichen vom Gebäude- über den Schiffsbau bis zur Herstellung von Haushalts- und Sportgeräten.

Gut zu wissen!

Der Einsatz technischer Lösungen zur CO2-Abscheidung, Speicherung oder Weiternutzung kann dort einen Beitrag zur Erreichung der globalen Klimaziele leisten, wo die Reduktion von Treibhausgasemissionen bei Prozessen, z. B. in der Industrie, im Verkehrs-, Wärme- oder Landwirtschaftssektor, an ihre Genzen stößt.

Der Begriff Carbon Capture and Storage (CCS) beschreibt in diesem Zusammenhang die Abscheidung von CO2-Emissionen von v. a. Kraftwerken oder Industrieanlagen und deren anschließende Speicherung im ca. 1000 bis 4000 Meter tief gelegenen geologischen Untergrund. In verschiedenen Ländern wird CO2 bereits seit mehreren Jahren auf diese Weise gelagert, z. B. in ehemaligen Gas- oder Öllagerstätten oder in Gesteinsschichten unter Wasser. Der Ausstoß prozessbedingt anfallender und somit derzeit unvermeidbarer Industrieemissionen in die Atmosphäre kann durch CCS stark reduziert werden. Mehr dazu beim Bundeswirtschaftsministeriums.

Das Potential von CCS für den Klimaschutz ist dennoch umstritten, u. a. wegen des enormen Energiebedarfs sowie diverser Umweltrisiken, wie dem Austreten von CO2 aus den Lagerstätten in Grundwasser und Boden. Es besteht hier noch weiterer Forschungs- und Erprobungsbedarf. Mehr dazu sowie zur rechtlichen Einordnung von CCS gibt es beim Umweltbundesamt.

Einen Schritt weiter geht Carbon Capture and Usage (CCU): die Abscheidung von CO2 und dessen Weiterverwendung in Prozessen oder Produkten. Zwar steht die Entwicklung und großflächige Anwendung von CCU-Technologien noch am Anfang, es gibt aber bereits konkrete Projekte und ‎zahlreiche innovative Ideen. Darunter die Nutzung von emittiertem CO2 als Nährstoffquelle für Mikroorganismen zur Herstellung von Biokraftstoffen, Basischemikalien oder Kunststoffen. Mehr dazu in dieser Fraunhofer-Studie, Feudendahl 2016.

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