BIHK-Konjunkturumfrage Frühjahr 2018

Bayerische Wirtschaft weiter in Topform

Die bayerische Wirtschaft setzt ihren Höhenflug fort. Der BIHK-Konjunkturindex liegt mit 135 Punkten nur einen Zähler niedriger als bei seinem Rekord zu Jahresbeginn. Dies ist das Ergebnis der BIHK-Konjunkturumfrage im Frühjahr 2018.

Konjunktur: Engpass durch Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel ist für die bayerische Wirtschaft im Frühjahr 2018 das größte Problem.
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Der BIHK-Konjunkturindex liegt mit 135 Punkte nur einen Zähler niedriger als bei seinem Rekord zu Jahresbeginn. Seit acht Jahren liegt der Indikator über seinem langfristigen Durchschnitt - das ist das längste Stimmungshoch seit Beginn der Konjunkturumfrage 1983.

57 % der Unternehmen bewerten ihre aktuellen Geschäfte als gut, rund ein Viertel rechnet mit einer Verbesserung der Geschäfte. Nur 7 % befürchten eine Eintrübung. Die bayerischen Unternehmen wollen investieren und Personal einstellen. Zwei von zehn Unternehmen suchen zusätzliche Arbeitskräfte. Gebremst wird die gute Entwicklung vor allem durch den Fachkräftemangel: Fast zwei von drei Unternehmen (64%, 10 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr) sehen in ihm ein Geschäftsrisiko.

Konjunktur der Branchen in Wirtschaft

Industrie in Bayern weiter sehr zufrieden

Konjunktur Bayern Jahresbeginn 2018: Industrie
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Nach dem Rekordstart ins Jahr 2018 hat die bayerische Industrie etwas Dampf aus dem Kessel gelassen. Die Nachfrage aus In- und Ausland ist nicht mehr ganz so hoch. Trotzdem sind die Betriebe mit der Geschäftslage sehr zufrieden. 60 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Lage als gut, nur 5 von 100 sind unzufrieden. Die Industrieunternehmen sind nach wie vor optimistisch. 67 Prozent rechnen mit einer stabilen Entwicklung, 26 Prozent erwarten wachsende Geschäfte. Etwas unter Druck ist das Auslandsgeschäft geraten.

Die bayerische Industrie will kräftig investieren, vor allem im Inland. Ihre Personalkapzitäten möchten aktuell 23 Prozent erhöhen, nur 7 Prozent planen Stellenabbau. Neueinstellungen werden vor allem vom Fachkräftemangel erschwert. 67 Prozent der bayerischen Industrieunternehmen sehen den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko an. Weiteres Problem ist der Flächenmangel, den 30 Prozent als Problem betrachten.

Weiterhin sehr gute Stimmung in der Bauwirtschaft

Konjunktur Bayern Jahresbeginn 2018: Bau
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Das Baugewerbe bleibt der Stimmungskönig der bayerischen Wirtschaft. Drei Viertel der Unternehmen sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden, unzufrieden zeigt sich praktisch kein bayerisches Bauunternehmen. Das Bauklima ist historisch günstig. Der Bauboom wird auch in den kommenden zwölf Monaten weitergehen. Sowohl im Wohnbau, dem Wirtschaftsbau und dem öffentlichen Bau rechnen die Unternehmen mit einem Auftragsplus.

20 Prozent der bayerischen Bauunternehmen möchten zusätzliches Personal einstellen. Der Fachkräftemangel erschwert dies jedoch erheblich. Neunzig Prozent der bayerischen Bauwirtschaft sehen ihn als Geschäftsrisiko an. Zudem beklagen die Unternehmen die langen Genehmigungsverfahren.

Geschäfte im bayerischen Handel laufen weiterhin gut

Konjunktur Bayern Jahresbeginn 2018: Handel
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Nach dem Rekordstart ins Jahr 2018 sind die Händler nicht mehr ganz so positiv gestimmt, aber immer noch 47 Prozent sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden und nur 11 Prozent unzufrieden. Die bayerischen Händler blicken zuversichtlich in die Zukunft: 30 Prozent rechnen mit einer Belebung, 8 Prozent mit Eintrübung.

Die Digitalisierung betrifft den Handel: Die Umsätze im Online-Handel sind in den vergangenen Monaten nicht mehr ganz so stark gestiegen wie zuvor, im stationären Handel sind sie rückläufig. Die Händler machen sich wegen der Anforderung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) Sorgen. 61 Prozent der Händler sehen in den Anforderungen der DSGVO ein Problem, deutlich mehr als im Durchschnitt der bayerischen Wirtschaft (46 %). Auch Dieselfahrverbote wären für den Einzelhandel ein größeres Risiko als im Durchschnitt (67 % gegenüber 59 %).

Bayerische Dienstleistungswirtschaft in bester Stimmung

Konjunktur Bayern Jahresbeginn 2018: Dienstleistung
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57 Prozent der bayerischen Dienstleistungsunternehmen bezeichnen ihre Lage als gut, nur 3 Prozent sind mit der Geschäftslage unzufrieden. In den kommenden zwölf Monaten wird der konjunkturelle Höhenflug weitergehen: 26 Prozent rechnen mit einer Belebung, nur 8 Prozent mit einer Eintrübung.

Rund ein Drittel plant, die Investitionen im Inland zu erhöhen und nur 5 Prozent wollen ihre Investitionen kürzen. In der Dienstleistungsbranche möchte jedes zehnte Unternehmen Stellen streichen. Der Stellenabbau konzentriert sich weitgehend auf das Kreditgewerbe, welches unter dem Niedrigzinsumfeld leidet: Rund jedes zweite Kreditunternehmen will Stellen streichen.

Risiken für die Konjunktur in Bayern im Frühjahr 2018

  • Der Fachkräftemangel ist das größte Risiko für die bayerischen Unternehmen. Im Jahresverlauf hat sich die Situation weiter verschärft: Der Anteil der Unternehmen, für die der Fachkräftemangel ein Problem darstellt, ist gegenüber dem vergangenen Jahr um fast 10 Prozentpunkte auf 64 Prozent gestiegen.
  • Steigende Arbeitskosten werden für immer mehr Unternehmen zum Risiko. Aktuell sehen sie 52 Prozent der Unternehmen als Risiko an, im Frühjahr 2017 waren es 39 Prozent.
  • 41 Prozent der Unternehmen sehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als kritisch an. Dazu gehören die zunehmende Bürokratie, die schleppenden Planungs- und Genehmigungsverfahren, die hohen Steuern und Abgaben bis hin zu Brexit und Protektionismus.

Wirtschaftspolitische Forderungen

  • Um den Fachkräftemangel in Griff zu bekommen, sind verstärkt Bildungsanstrengungen notwendig. Dies wirkt jedoch eher langfristig.
  • Kurzfristig muss die Erwerbsbeteiligung im Inland erhöht werden.
  • Der Zuzug von Fachkräften auf dem Ausland muss vereinfacht werden.
  • Statt die Arbeitszeit mit Hilfe einer befristeten Teilzeit zu verkürzen, sollte die Einkommenssteuer gesenkt werden und der Mittelstandsbauch abgesenkt werden. Dies würde Anreize zu Mehrarbeit geben.
  • Mit einem aktiven, bedarfsgerechten und interkommunalen Flächenmanagement sollen die Voraussetzungen für mehr Investitionen geschaffen werden.

Methodik der bayerischen Konjunkturumfrage

Für den bayerischen Konjunkturbericht wurden insgesamt 3.800 Unternehmen von den bayerischen IHKs schriftlich befragt. Die Konjunkturumfrage wird drei Mal im Jahr durchgeführt.