IHK Ratgeber

Lastenfahrrad – ideal für Transporte im ‎Nahbereich

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© jean-marc breistroff

Nicht nur Familien nutzen die Fahrräder mit der großen Ladekapazität für Einkäufe, auch immer mehr Unternehmen setzen auf das Lastenrad. Mit unterschiedlichen Aufbauten versehen und als E-Lastenrad mit Antriebsunterstützung lassen sich große Mengen leicht bewegen.

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In deutschen Städten testen zum Beispiel mehrere Postdienstleister die Paketzustellung per Lastenrad. Die speziell konzipierten Cargobikes sind teilweise mit Wechselcontainern ausgestattet. Das funktioniert so: Die einzelnen Container, die einen Kubikmeter Platz bieten und 125 kg Ladung fassen, werden in den Verteilzentren fertig gepackt. Dann erfolgt der Transport zu zentralen Abstellplätzen, an denen Radfahrer die Fracht übernehmen. Zusätzlich sind die Container mit Sonnenkollektoren ausgerüstet, um Strom für den elektrischen Antrieb der Lastenfahrräder zu gewinnen. Lastenräder bieten interessante Möglichkeiten für den Transport von Waren und Gütern in Ballungszentren.

Welche Lastenrad-Typen stehen zur Wahl?‎

Lastenfahrräder lassen sich in zwei Grundtypen unterteilen: Modelle mit zwei Rädern und solche mit drei Rädern, bei denen vorne oder hinten zwei Räder außen neben der Lastenbox liegen. Lastenräder mit zwei Rädern lassen sich schneller fahren und sind wendiger. Dafür ist es im Stand und bei langsamer Fahrt schwerer, die Last auszugleichen. Je schwerer die Ladung, desto größer ist die Herausforderung. Daher fühlen sich Anfänger auf Lastenfahrrädern mit drei Rädern meist sicherer. Diese sind zwar schwerfälliger, benötigen mehr Stellfläche und manche Durchgänge sind für sie zu schmal – dafür bleiben diese Modelle von selbst im Gleichgewicht.

Die verschiedenen Lastenfahrrad-Modelle im Überblick:

  • Bäckerrad: Die Grundform dieses Rades stammt noch aus der Zeit, als Bäcker Brot und Backwaren in einem großen Korb vor dem Lenker ausgeliefert haben. Das moderne Bäckerrad verfügt über eine etwa lenkerbreite Transportauflage über dem Vorderrad, das dafür meist kleiner dimensioniert ist als das Hinterrad. Lastenfahrräder in dieser Bauform sind wendig und leicht zu fahren. Dazu ist es einfach möglich, diese Modelle bei Nichtgebrauch in den Keller zu tragen.
  • Christiania-Bike: Hier handelt es sich um ein Dreirad mit einer großen, nach oben offenen Transportkiste auf der verbreiterten und zweirädrig gestalteten Vorderachse. Diese Lastenfahrräder sind besonders in den Niederlanden und im skandinavischen Raum beliebt. Hier finden wahlweise mehrere Kinder, ein großer Einkauf oder auch kleinere Möbelstücke Platz. Allerdings muss das Dreirad mit Bedacht gefahren werden – Kurven lassen sich nur langsam bewältigen. Dazu ist die Ladefläche so breit, dass manche Poller zum unpassierbaren Hindernis werden. Auch der Bedarf an Stellplatz ist nicht zu unterschätzen. Eine Variante des Christiania-Bikes hat die Transportbox auf zweirädrigen Achsen hinter dem Sattel, was an eine Rikscha erinnert. Hier ist achtsames Fahren gefragt, um sich nicht zu eng für das breite Hinterteil in die Kurven zu legen.
  • Long John: Dieses Lastenfahrrad ist zweirädrig und die etwa lenkerbreite Transportbox liegt vor dem Lenker. Das Vorderrad liegt weit nach vorne gezogen vor der Box. Diese Lastenfahrräder fahren sich mit etwas Übung fast wie ein normales Fahrrad. Sie sind schnell und wendig und passen durch alle Engstellen, die auch mit normalen Fahrrädern befahren werden können. Der Platz in der Transportbox ist begrenzt. Diese Modelle sind ideal für Kurierfahrten und Pizza-Dienste.
  • Verlängertes Heck: Diese Lastenfahrräder entsprechen dem Long John, nur liegt die Ladefläche hinter dem Sattel. In die offene Box passen ein ganzer Wocheneinkauf oder zwei Kinder. Ursprünglich wurden diese Lastenräder für den Transport von Erwachsenen entwickelt, das ist in Deutschland aber nicht gestattet. Das Fahrverhalten entspricht fast dem eines normalen Fahrrads, nur in Kurven sind die Modelle etwas träge und ziehen leicht nach.
  • Gepäckträger und Korb massiv: Optisch wirken solche Lastenfahrräder nahezu wie normale Modelle. Allerdings besteht der Gepäckträger aus einer Fläche und ist fest mit dem Rahmen verschweißt. Auch das Gestänge ist kräftiger. Ist vorne ein Korb angebracht, ist dieser ebenso mit dem Rahmen verbunden und tragfähiger als bei normalen Rädern.

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Was sollten Unternehmer beim Kauf eines ‎Lastenrades beachten?‎

Überlegen Sie vor dem Kauf eines Lastenfahrrades genau, welche Lasten Sie transportieren möchten. Bis zu 250 oder 300 kg Zuladung gibt es für jeden Anspruch Lastenfahrräder, die teilweise individuell mit dem passenden Aufbau ausgestattet werden. Nahezu alle Lastenfahrrad-Modelle sind sowohl als klassisches Fahrrad als auch als E-Lastenrad mit leistungsstarkem Elektromotor zur Unterstützung des Fahrers erhältlich.

Mit dem Lastenfahrrad dürfen Sie auf Radwegen fahren. Das Abstellen auf dem Gehweg ist erlaubt, wenn keine Fußgänger behindert werden. Auch am Straßenrand dürfen Sie Ihr Lastenfahrrad parken, allerdings ist dann bei Dunkelheit eine Beleuchtung Vorschrift. Die Deutsche Bahn nimmt Lastenräder im Fernverkehr mit, wenn im gewünschten Zug zwei Tandemstellplätze frei sind und diese vor Fahrtantritt reserviert wurden. In Nahverkehrszügen sind die Regelungen zur Mitnahme von Lastenrädern sehr individuell. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg schließt die Mitnahme flächendeckend aus. In Nordrhein-Westfalen ist eine Mitnahme teilweise möglich. Für München und Umgebung erfragen Sie die örtlichen Regeln bitte bei den betreffenden Verkehrsgesellschaften.

Tipp: Denken Sie daran, ein Lastenrad immer mit einem hochwertigen Schloss zu sichern, auch eine Diebstahlversicherung ist eine Überlegung wert.

Einfache Lastenräder ohne Elektromotor sind ab etwa 1.000 Euro erhältlich, für hochwertige E-Lastenräder kommen schnell Anschaffungskosten in Höhe von 5.000 Euro zusammen. Im Vergleich zu normalen Fahrrädern ist das teuer. Aber im Verhältnis zu den Anschaffungs-, Verbrauchs- und Unterhaltskosten für ein Auto sind die Belastungen gering.

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Führen Lastenräder zur Energieeinsparung im ‎innerstädtischen Güterverkehr?‎

Aktuell fallen rund die Hälfte aller Fahrten in Städten zum Transport von Gütern an, bei einem Drittel der Fälle werden dabei nur leichte Güter bewegt. Durch die steigenden Belastungen durch Staus, Lärm und Emissionen wird der Verkehr in Städten und Ballungszentren immer mehr zum Problem. Lastenfahrräder bieten eine sinnvolle Ergänzung zum Autoverkehr.

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Ist es denkbar, Lastenfahrräder mit anderen ‎Unternehmen zu teilen?‎

Vom Lastenrad-Sharing analog zum Carsharing sind wir noch weit entfernt. Aber es gibt erste Initiativen. In Köln bietet der Verein „wielebenwir“ ein Lastenrad kostenlos an. Bis zu drei Tage kann „Kasimir“, so heißt das Lastenfahrrad, ausgeliehen werden – sofern es denn frei ist, denn das Angebot ist sehr beliebt. Seit einem Jahr besteht das Angebot und von Grillkohle und Briketts bis zu einer Waschmaschine und Yogamatten reicht das Transportgut der Nutzer. Das Angebot steckt an. „Kasimir“ hat zwei Lastenrad-Kollegen in Köln bekommen, in Dortmund ist „Rudolf“ unterwegs und in München leihen Menschen sich das Lastenfahrrad „Daniel“ aus.

E-Lastenfahrrad-Standort der MVG

In Zusammenarbeit mit der TU München hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) Lastenräder mit drei Rädern zum Ausleihen entwickelt. Die E-Lastenfahrräder stehen an acht Stationen im Stadtgebiet bereit. Mit der kostenlosen App „MVG eTrike“ lassen sich die freien Lastenräder orten und buchen. Pro Nutzungsminute fällen Gebühren in Höhe von 16 Cent an (Stand 08/2019). Insgesamt sollen bis zu 20 E-Lastenräder im Stadtgebiet zum Einsatz kommen.

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Welche Fördermittel erhalten Unternehmen für die ‎Anschaffung von Lastenfahrrädern?‎

Sowohl der Bund als auch die Stadt München fördern die Nutzung von Lastenrädern im gewerblichen Bereich. Hier stellen wir die Programme vor.

Bundesförderung Lastenrad

Über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unterstützt der Staat die Anschaffung von Lastenrädern.

Was wird gefördert?

  • Elektrische Lastenräder
  • Lastenanhänger mit elektrischer Unterstützung
  • Gespanne bestehend aus Lastenfahrrad und Lastenanhänger, wobei mindestens ein Gespannteil über eine elektrische Unterstützung verfügen muss
  • Nutzlast mindestens 150 kg und Mindesttransportvolumen von 1 m3

Wer wird gefördert?

  • Private Unternehmen unabhängig von ihrer Rechtsform und Genossenschaften
  • Freiberufler
  • Unternehmen, auch mit kommunaler Beteiligung
  • Hochschulen (außer Volkshochschulen)
  • Forschungseinrichtungen und Krankenhäuser sowie deren Trägergesellschaften
  • Landkreise, Gemeinden, Städte

Wie hoch ist die Förderung?

  • Als Zuschuss erhalten Sie 30 Prozent der Kosten für die Anschaffung eines Lastenrades, eines Anhängers oder Gespanns erstattet. Die maximale Förderung ist auf 2.500 Euro pro Rad, Anhänger oder Gespann begrenzt.

Förderung für Lastenräder durch die Stadt München

Auch die Stadt München gewährt Zuschüsse, wenn Sie ein Lastenfahrrad für Ihr Unternehmen kaufen.

Was wird gefördert?

  • Elektrische Lastenräder

Wer wird gefördert?

  • Privatpersonen
  • Unternehmen
  • Gemeinnützige Organisationen
  • Wohnungseigentümergemeinschaften

Wie hoch ist die Förderung?

  • Zuschuss in Höhe von 25 Prozent des Nettokaufbetrages, maximal 1.000 Euro pro Lastenfahrrad
  • Zusätzlich 1.000 Euro „Abwrackprämie“ bei gleichzeitiger Abschaffung eines Autos

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Können Unternehmen Lastenräder auch leasen?‎

Für Lastenräder gibt es zwei verschiedene Leasingkonzepte für Unternehmen. Entweder Sie leasen das Lastenfahrrad direkt für das Unternehmen oder Ihre Angestellten leasen ein Lastenrad als Dienstrad, das sie auch privat nutzen können.

Lastenrad-Leasing für Unternehmen

Das Lastenrad-Leasing funktioniert in diesem Fall genauso wie das Leasing bei einem Firmenfahrzeug. Dabei gelten folgende Rahmenbedingungen:

  • In der Regel leasen Sie ein Lastenfahrrad für 36 Monate.
  • Die Leasingrate setzen Sie direkt als Betriebsausgabe ab.
  • Sind Sie vorsteuerabzugsberechtigt, setzen Sie auch die Umsatzsteuer für das Leasing im Rahmen des Vorsteuerabzugs an.
  • Damit schont das Leasing von Lastenfahrrädern Ihre Liquidität und sorgt für eine gute Planbarkeit der Ausgaben.
  • Am Ende der Laufzeit geben Sie das Lastenfahrrad zurück und suchen sich ein neues Modell aus oder Sie erwerben das Rad günstig zum Restwert.

Dienstradleasing für Lastenräder

In diesem Fall schließen Sie als Unternehmer einen Rahmenvertrag mit einem Anbieter ab. Ihre Mitarbeiter können die Cargobikes dann selbst leasen und auch privat nutzen. Das hat folgende Vorteile:

  • Da die Arbeitnehmer die Leasingrate aus dem Bruttoentgelt bezahlen, sinken Steuern und Sozialabgaben. Die Einbußen beim Netto fallen damit geringer aus als beim Privatleasing.
  • Der Gesetzgeber fördert Elektromobilität. Daher müssen die Arbeitnehmer seit 2019 den geldwerten Vorteil der privaten Nutzung nur noch mit 0,5 Prozent des Bruttolistenpreises versteuern.
  • Sie als Arbeitgeber kostet das Leasing nichts, sie sparen sogar Sozialabgaben. Und bei den Angestellten kommt das Modell gut an und unterstützt das Bild eines umweltfreundlichen Unternehmens.

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Entscheidungshilfen zum Kauf eines Lastenfahrrads

Bevor Sie sich ein Lastenfahrrad anschaffen, sollten Sie überlegen, ob ein Lastenrad generell und welches Modell für Sie sinnvoll ist. Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Wie oft würden Sie oder Ihre Mitarbeiter das Lastenfahrrad nutzen?
  • Was möchten Sie transportieren und welcher Typ und Aufbau ist dazu geeignet?
  • In welchem Gelände sind Sie unterwegs? Ist eventuell ein E-Lastenrad sinnvoll?
  • Verfügen Sie über den nötigen Stellplatz? Wie ist dieser erreichbar? Ein Christiania-Bike über die Treppe in den Hinterhof zu bringen, ist keine probate Lösung.

Tipp: Fahren Sie die infrage kommenden Modelle unbedingt beim Händler Probe, bevor Sie sich für ein bestimmtes Modell und eine Marke entscheiden. Fahren Sie nicht selbst, schicken Sie die entsprechenden Mitarbeiter zur Probefahrt.

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Was ist besser: Anhänger oder Lastenfahrrad?‎

Wenn Sie bereits ein Fahrrad oder ein Pedelec besitzen, kann ein Lastenanhänger eine Alternative zum Kauf eines Lastenrades sein. Lastenanhänger für Fahrräder sind normal und mit elektrischer Schubunterstützung erhältlich. Mit einem Anhänger genießen Sie den Vorteil, dass Sie bei Bedarf den Anhänger einsetzen und das Rad ansonsten normal nutzen. Bedenken Sie dabei jedoch Folgendes:

  • Ein Anhänger verändert das Fahrverhalten des Fahrrads.
  • Kurven müssen weiter gefahren werden, das ist so wie bei einem Pkw mit Anhänger.
  • Der Bremsweg wird länger.
  • Der Rahmen des Fahrrads muss für einen Anhänger zugelassen sein, sonst nimmt der Rahmen des Fahrrads Schaden.
  • Die Zuglast ist beim Fahrrad in der Regel auf 45 kg begrenzt, weil die Bremsen ansonsten überlastet werden und das zulässige Gesamtgewicht für das Fahrrad überschritten wird.

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Das Lastenrad für Selbstständige und ‎Kleinunternehmer

Ein Lastenrad ist nicht nur praktisch für Selbstständige und Kleinunternehmer, es lohnt sich auch steuerlich. So gehen Sie mit den Ausgaben für ein Lastenfahrrad um:

  • Nutzen Sie das Lastenrad zu mehr 50 Prozent betrieblich, gehört das Rad in das Betriebsvermögen.
  • Den Kaufpreis für das Fahrrad schreiben Sie gemäß AfA über sieben Jahre ab.
  • Reparaturen und Wartungskosten fallen unter die sofort abzugsfähigen Betriebsausgaben.
  • Nutzen Sie das Lastenfahrrad weniger als 50 Prozent, aber mehr 10 Prozent betrieblich, haben Sie die Wahl: Sie können das Lastenrad in das Privat- oder Betriebsvermögen einordnen.
  • Bleibt das Lastenfahrrad im Privatvermögen, müssen Sie jede betriebliche Fahrt einzeln absetzen und dürfen pro Kilometer geschäftliche Wegstrecke nur wenige Cent ansetzen.

Tipp: Es ist steuerlich sinnvoll, das Lastenrad in das Betriebsvermögen aufzunehmen.

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Häufige Fragen zum Lastenfahrrad

Sind zwei oder drei Räder besser?

Ob zwei- oder dreirädrige Modelle besser geeignet sind, das hängt vom geplanten Verwendungszweck ab. Zweiräder sind wendig und lassen sich fast wie ein normales Fahrrad fahren. Außerdem kommen Sie mit diesen auch durch schmale Passagen. Dreiräder punkten mit einer hohen Ladekapazität und sind im Stand und beim Anfahren kippsicher. Dafür sind diese Lastenfahrräder träger, benötigen breitere Wege und in Kurven sind nur niedrigere Geschwindigkeiten möglich.

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