Papiermark – Rentenmark – Reichsmark: Vor hundert Jahren galten in Deutschland dreierlei Währungen
1924 war währungstechnisch eine außergewöhnliche Zeit. In diesem Jahr bezahlten die Deutschen mit drei Sorten von Geldscheinen. Sie lauteten zwar alle auf „Mark“, hatten aber unterschiedliche Wurzeln.
Ursache dieses Phänomens war die in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg rasant um sich greifende Inflation. Um die krisenbedingt stark anwachsenden Staatsausgaben zu finanzieren, warf die Regierung die Notenpresse an. Die Entwicklung mündete schließlich 1923 in eine Hyperinflation.
Kostete ein Liter Milch im Oktober 1922 noch 38 Mark, musste der Verbraucher dafür 12 Monate später über 200 Millionen Mark bezahlen. Am Ende wurden Milliarden- und sogar Billionen-Papiermarkgeldscheine gedruckt. Eine Währungsreform war unausweichlich.
Am 20. November 1923 wurde die Rentenmark als neue Währung eingeführt. Die Deckung erfolgte durch eine vom Staat zugunsten der neu gegründeten „Deutschen Rentenbank“ durchgeführte zwangsweise Belegung von 6 Prozent aller privaten Immobilien mit Hypotheken und Grundschulden. Der Wechselkurs der Rentenmark zur Papiermark lag bei 1:1 Billion.
Bis zum abschließenden Umtausch im Frühsommer 1924 liefen parallel noch alte Papiermarkscheine mit ihren Milliarden- und Billionenwerten um. Am 30. August 1924 schließlich wurde die von der Reichsbank ausgegebene Reichsmark als gültige Währung eingeführt. Die umlaufenden Rentenmarknoten behielten daneben aber weiterhin ihre Gültigkeit bis zur nächsten Währungsreform im Juni 1948, als beide Währungen durch die D-Mark abgelöst wurden.
Das Bayerische Wirtschaftsarchiv verfügt über eine umfangreiche Sammlung von historischen Geldscheinen.
Autor: Richard Winkler