IHK Ratgeber

New Work & Arbeit 4.0: Digitalisierung und KI als Treiber

Meeting of coworkers and planning next steps of work
© gpointstudio / Adobe Stock

Der demografische Wandel und flexible Arbeit verändern die Arbeitswelt. Ein Hauptfaktor der Transformation ist die Digitalisierung. KI im Alltag zeigt ihr Potential – und für Unternehmen gibt es einige To-dos.

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1. Die Arbeitswelt im Wandel

Mit weniger und mit alternden Arbeitskräften neue Aufgaben auf hohem technischen Niveau bewältigen – so lassen sich die Herausforderungen auf dem Weg zu New Work und Arbeit 4.0 zusammenfassen.

New Work & Arbeit 4.0: Was bedeutet das?

Demografischer Wandel als Megatrend

Demografischer Wandel heißt: mehr Renteneintritte, weniger Arbeitsmarkteintritte – weil die letzten geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen.

Für bayerische Arbeitgeber ist dies voraussichtlich mit einer steigenden Arbeitskräftelücke verbunden. Zuwanderung und eine stärkere Erwerbsbeteiligung beispielsweise von Frauen und Älteren sind Möglichkeiten, dies abzufangen. Dies zeigt der Arbeitsmarktradar Bayern.

Digitalisierung und KI in der Arbeitswelt

Automatisierung, Digitalisierung und KI betreffen beispielsweise Jobs in

  • der Fertigung,
  • Qualitätssicherung und Warenkontrolle,
  • Lager und Logistik,
  • Banking und Verwaltung,
  • Programmierung und Datenanalyse.

Etliche Tätigkeiten lassen sich durch KI-Tools erledigen oder effizienter gestalten.

Dies kann den Wegfall zahlreicher Jobs bedeuten, etwa bei repetitiven Tätigkeiten in der Fertigung oder Verwaltung.

So wirken sich Digitalisierung und KI auf die Arbeit aus

Zugleich erleben viele Beschäftigte KI im Alltag als Bereicherung, zum Beispiel, weil KI Qualitätsprobleme schneller identifiziert oder eintönige Arbeiten übernimmt.

Digitalisierung und KI entlasten Beschäftigte von körperlich schweren Arbeiten, etwa in Produktion und Logistik. Vollautomatische Schweißroboter, Lasten-Cobots und automatische Anlagensteuerung sind einige Beispiele dafür.

Zugleich werden Berufe komplexer. Die Anforderungen an digitale Kompetenzen steigen, ebenso die Verantwortung für vernetzte Prozesse. Know-how über Zusammenhänge, Steuerung und interdisziplinäres Arbeiten ist stärker gefragt.

2. Künstliche Intelligenz im Arbeitsalltag

KI findet in zahlreichen Bereichen Anwendung. Dazu gehören autonomes Fahren, vorausschauende Wartung und Prozessoptimierung in der Industrie, Analysen in Chemie und Medizin oder das Generieren von (Bewegt-)Bildern.

Chatbots stellen dabei nur einen Teil des großen KI-Spektrums dar, wenn auch einen sehr bekannten.

KI in den Arbeitsalltag einführen: Schritt für Schritt

Die Implementierung von KI im Unternehmen betrifft

KI-Tools und Transformationspfad müssen zur Unternehmensstrategie passen

Ob es um einzelne Anwendungen in Teilbereichen oder um flächendeckende Maßnahmen geht: Die Einführung von KI sollte aus der Unternehmensstrategie abgeleitet werden. Dies heißt:

Ist Ihre Infrastruktur reif für KI-Anwendungen?

Nur wenn die technischen Voraussetzungen vorliegen, ist der KI-Einsatz sinnvoll. Zu den Anforderungen gehören

  • eine gute Netzwerkqualität,
  • der Zugriff auf die benötigten Datenquellen,
  • wenn nötig die Erstellung neuer Datensätze, um die KI-Lösung zu unterstützen,
  • geringe Latenzzeiten (schnelle Datenübertragung),
  • die Entscheidung wo das KI-System gehostet werden soll – auf Ihrer eigenen Infrastruktur oder bei Drittanbietern.

KI im Unternehmen: Wie steht es um den Datenschutz?

Bei der Implementierung von KI-Lösungen sind Datenschutzaspekte zu beachten, unter anderem die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die KI-Verordnung .

Folgende Aspekte sind besonders wichtig:

KI im Alltag: Auf diese Kompetenzen kommt es an

Je nach Umfang und Komplexität Ihres KI-Projekts benötigen Sie mehr Kompetenzen, als in Ihrem Unternehmen vorhanden sind. Der Talent-Check beginnt schon in der Strategiephase. Weiterbildung wird zur kontinuierlichen Aufgabe.

KI-Implementierung und interne Kommunikation: Transparenz und Nutzen zählen

Von den wichtigsten Use Cases bis zum zuverlässigen Support: Je klarer den künftigen Usern die Vorteile sind, umso eher sind sie für KI-Projekte zu gewinnen.

KI in den Arbeitsalltag einführen: Dos & Don’ts

Manche Erfolgshindernisse für Ihr KI-Projekt lassen sich frühzeitig identifizieren und vermeiden. Die folgende Übersicht zeigt, wie:

DosDon’ts
Investieren Sie in die Kosten-Nutzen-Analyse und das Assessment der strategischen Vorteile.Den Bezug zu den Zielen und Prioritäten des Unternehmens vernachlässigen.
Stellen Sie eine hohe Datenqualität sicher.Sich über die Qualität und Verfügbarkeit der Daten nicht im Klaren sein.
Ermitteln und schließen Sie vor Projektbeginn die Kompetenz- und Kapazitätslücke.Das Projekt mit zu wenig Personal und ohne die erforderlichen KI-Kompetenzen starten.
Machen Sie das Projekt zur Chefsache oder siedeln Sie es im Topmanagement an und sorgen Sie für ein qualifiziertes Projektmanagement.Das Projekt zu tief aufhängen und ohne klare Zuständigkeiten organisieren.
Binden Sie die User frühzeitig ein und briefen Sie die interne Kommunikation.Binden Sie die User frühzeitig ein und briefen Sie die interne Kommunikation.
Bieten Sie ein gutes Onboarding und einen schnellen Support.Hoffen, dass die User die Anwendung intuitiv verstehen.

3. KI im Personalwesen

KI im Personalwesen kann dazu beitragen, Prozesse zu rationalisieren und die Mitarbeiterentwicklung gezielt zu fördern.

Effizienzsteigerung im Recruiting durch KI im Personalwesen

KI kann den Recruitingprozess erheblich beschleunigen, indem sie große Mengen an Bewerbungen sichtet und sortiert. Dies reduziert den Zeitaufwand für Personalverantwortliche und erlaubt es, Bewerbungen schneller zu bearbeiten.

Mehr noch: Durch den Einsatz von Natural Language Processing (NLP) lassen sich Bewerbungen objektiver analysieren, um die Kompetenzen der Bewerbenden zu bewerten. Dies kann zu einer faireren und unvoreingenommenen Auswahl führen.

KI-Tools können auf Social-Media-Plattformen nach geeigneten potenziellen Mitarbeitenden suchen. Auf diese Weise erweitern Sie den Bewerberpool.

Tipp: Prüfen Sie, bei welchem Teil des Recruitingprozesses Sie Entlastung durch KI brauchen – bei jedem Schritt oder nur beim Sichten der Bewerbungen? Gut zu wissen: Die Qualität des Outputs hängt in hohem Maße von den Trainingsdaten der KI ab. Definieren Sie daher genau, welche Merkmale die KI berücksichtigen soll und welche nicht. Möglicherweise bewirken die Trainingsdaten eine Verzerrung oder Diskriminierung – diese gilt es zu beseitigen. Beziehen Sie Ihre IT- und Datenschutz-Profis ein.

Onboarding nach Maß durch KI im Personalwesen

KI kann den Onboarding-Prozess personalisieren, indem sie neue Mitarbeitende mit maßgeschneiderten Informationen und Schulungen versorgt. Auf diese Weise ist die Einarbeitung besser auf deren spezifische Rollen und Bedürfnisse abgestimmt.

Zudem unterstützt KI bei der Automatisierung von Routineaufgaben im Onboarding-Prozess. Dazu zählen das Erstellen von Schichtplänen und das Verwalten von Dokumenten.

Tipp: Wenn Sie beispielsweise einen Onboarding-Chatbot einsetzen wollen, füttern Sie ihn mit relevanten Dokumenten wie Arbeitsanweisungen, Checklisten und Richtlinien. Trainieren Sie ihn mit Beispielfragen und justieren Sie nach, wenn er die Frage nicht erkannt oder ungenügend beantwortet hat. Führen Sie gründliche Tests durch, die je nach der Rolle, die die fragenden Mitarbeiter haben (Azubi? Fachkraft?), variieren sollten.

Passendere Weiterbildung durch KI im Personalwesen

KI kann individuelle Lernpfade erstellen, die auf den Kenntnisständen der Mitarbeitenden und den betrieblichen Anforderungen basieren. Dies macht die Weiterbildung gezielter und effektiver.

KI lässt sich außerdem dazu einsetzen, den Markt der verfügbaren Weiterbildungsangebote systematisch zu beobachten und nach spezifischen betrieblichen Vorgaben aufzubereiten. Die besten Optionen für die Mitarbeitenden sind auf diese Weise schneller und umfassender identifiziert.

KI erkennt Muster in den Weiterbildungsbedarfen und -erfolgen. Damit lassen sich künftige Schulungsmaßnahmen besser planen und optimieren.

Tipp: Möchten Sie beispielsweise mit KI-gestütztem, adaptivem (der Situation und den Bedürfnissen der Lernenden angepasstem) Lernen arbeiten, fragen Sie zunächst ab, wie weit die jeweiligen Mitarbeitenden vom Lernziel entfernt sind. Dies kann unter anderem durch Selbsteinschätzungen geschehen. Schaffen Sie eine Bandbreite von Lerninhalten (falls nicht schon vorhanden), die den unterschiedlichen Präferenzen (Lesen, Multimedia, Gamification) gerecht wird. Integrieren Sie KI in Ihre Lernplattform, um die Lernerfahrungen zu verbessern und zu individualisieren. Es gibt dafür unterschiedliche Lösungen. Formulieren Sie daher die Anforderungen genau und testen Sie die Angebote. Testkriterien sind unter anderem Usability, Lernqualität, Skalierbarkeit und Datenschutz.

Der KI-Einsatz im Personalwesen muss sich der aktuellen Gesetzeslage anpassen

Die KI-Verordnung, die 2024 in Kraft trat, macht es erforderlich, KI-Systeme im Personalbereich neu zu bewerten und ihren Einsatz gegebenenfalls einzuschränken. Dazu zählen zum Beispiel Anwendungen, die

  • sich auf die Einstellung und Auswahl natürlicher Personen beziehen,
  • Entscheidungen zur Veränderung oder Beendigung von Arbeitsverhältnissen unterstützen,
  • die Aufgabenverteilung aufgrund von persönlichen Verhaltens- oder Kompetenzmerkmalen steuern,
  • die Leistung von Personen beurteilen.

KI und Datenschutz in der Praxis

Beim Erwerb und Einsatz entsprechender Systeme sind Datenschutz- und arbeitsrechtliche Expertise unerlässlich. Dies bezieht sich beispielsweise auf die Risikoklassifizierung nach der KI-Verordnung. Auch die Folgenabschätzung des KI-Einsatzes ist nach der KI-Verordnung Pflicht. Außerdem ist zu beachten, dass das Training der KI zu keinen Verzerrungen führt.

Um Verstöße beispielsweise gegen den Datenschutz, das Betriebsverfassungsrecht oder das Diskriminierungsverbot zu vermeiden, müssen Arbeitgeber den KI-Einsatz sorgfältig planen. Dabei ist juristische, technologische und datenschutzbezogene Expertise einzubinden.

Nutzen Sie dazu unsere Informationsangebote:

4. Arbeitsorganisation in der digitalen Arbeitswelt

Hybrides Arbeiten: beliebt und dennoch eine Herausforderung

Hybrides Arbeiten bedeutet mehr persönliche Flexibilität. Beschäftigte aller Altersgruppen schätzen dies. Die nötige Produktivität und sonstige positive Effekte stellen sich allerdings nicht von selbst ein. Zu den Herausforderungen zählen:

  • IT-Sicherheit und -Verfügbarkeit: Wer zu Hause oder mobil arbeitet, muss besonders auf den Schutz von Unternehmensdaten und -hardware achten. Das macht eine spezielle Sensibilisierung erforderlich. Ebenso muss der IT-Support in der Lage sein, die Hybridworker im Bedarfsfall angemessen zu unterstützen.
  • Ausstattung: Zugleich hat das Unternehmen dafür zu sorgen, dass Hybridworker über die nötige Ausstattung und Infrastruktur verfügen, um effizient und sicher von unterschiedlichen Standorten aus zu arbeiten. Ist dies nicht gewährleistet, etwa in Workation-Situationen, ist zu regeln, unter welchen Bedingungen hybrides Arbeiten sinnvoll ist und in welchen es mangels Sicherheit nicht geht.
  • Ergonomie: Auch im Homeoffice müssen Arbeitsplätze sicher und ergonomisch sein. Handelt es sich um einen mit dem Arbeitgeber vereinbarten Telearbeitsplatz, stellt der Arbeitgeber die Ausstattung zur Verfügung. Das Homeoffice ist hingegen eine Form des mobilen Arbeitens. Um Gesundheitsgefährdungen im Homeoffice zu vermeiden, sind mindestens jährliche Unterweisungen erforderlich.
  • Koordination und Kommunikation: Die Koordination von Teams, die sowohl vor Ort als auch remote arbeiten, erfordert neue Teamgewohnheiten und -tools. Denn es gilt sicherzustellen, dass alle Mitarbeitenden informiert und eingebunden sind. Zugleich liegt es in der Verantwortung der Teammitglieder, für interne und externe Kunden erreichbar zu sein. Effektive Selbstorganisation ist eine entscheidende Kompetenz hybrider Teams.
  • Führung: Führungskräfte benötigen durchdachte Feedback-Strukturen, die auch bei hybridem Arbeiten funktionieren. Dies bedeutet den Abschied vom Mikromanagement und die Fähigkeit, den Output der Mitarbeitenden auch ohne Präsenz zu erkennen. Ebenso stellt das Wahrnehmen von Unterforderung oder Überlastung eine bedeutende Aufgabe dar.
  • Mitarbeiterbindung: Ohne Gegenmaßnahmen droht bei hybridem Arbeiten soziale Erosion. Fehlen Arbeitskontakte, Teamidentität und Bindung, dann wird auch das gemeinsame Wissen weniger geteilt und weiterentwickelt. Die Hilfsbereitschaft nimmt ab.

Hybrides Arbeiten mit Kollaborationstools

Die Fähigkeit zu digitaler Kollaboration ist heute eine Schlüsselkompetenz. Einige Tools sind intuitiv, andere komplex. Besonders häufige Einsatzzwecke sind

  • Audio- und Videokonferenzen,
  • Terminmanagement,
  • Chats,
  • Dateiablage und -bearbeitung,
  • Aufgabenverteilung und -erledigung.

Für jedes Tool gilt, dass User mit dessen Sicherheitsaspekten, Struktur und Einsatzzwecken vertraut gemacht werden sollten. Ein Tool-Overload verringert Akzeptanz und Effizienz.

Beliebte Kollaborationstools von Teams bis Kanban

Zu den häufig eingesetzten Kollaborationstools zählen:

  • Microsoft Teams: Eine umfassende Plattform für Kommunikation und Zusammenarbeit. Sie ermöglicht unter anderem Audio- und Videoanrufe inklusive Mitschnitt, Chats, Dateifreigabe und gemeinsamer Bearbeitung.
  • Projektmanagementlösungen wie Asana oder Jira: Dies sind komplexe und leistungsstarke Projekt- und Aufgabenmanagement-Tools mit verschiedenen Ansichten wie Listen, Zeitachsen, Gantt-Charts und (Kanban-)Boards. Ein differenziertes Ticketsystem unterstützt die Erledigung von Aufgaben und Unteraufgaben.
  • Zoom: Beliebtes Tool im Bereich Videokonferenzen, zum Beispiel bei großen Online-Meetings und in der Weiterbildung.
  • Google Workspace: Ein umfassendes Set cloudbasierter Tools von Google. Zu den Anwendungen zählen Google Docs, Google Sheets, Google Slides und Google Meet, die miteinander integriert sind. User können unter anderem Notizen, Tabellen und Präsentationen erstellen und gemeinsam bearbeiten sowie Videocalls abhalten.
  • Miro: Miro ist ein Whiteboard-Tool für kreative, visuelle Zusammenarbeit (etwa in Workshops), Brainstorming und Ergebnisdokumentation.
  • Aufgabenverfolgung über Kanban-Boards, zum Beispiel über KanbanFlow oder Trello: Kanban-Boards zeigen den Workflow einer Aufgabe vom Start bis zum Abschluss in übersichtlichen Spalten. Sie können physisch an einer Tafel angebracht oder digital in Tools angelegt sein. Manche Tools sind auf Kanban-Abläufe spezialisiert. Andere, wie Asana, bieten noch zahlreiche weitere Funktionen und Kanban stellt nur einen kleinen Teil ihrer zahlreichen Features dar.

Flexible Arbeit: vielfältige Modelle, neue Chancen

Flexible Arbeit ist ein Schlüsselfaktor der Arbeitgeberattraktivität. Dabei geht es durchaus nicht nur um kürzeres Arbeiten. Jobsharing-Modelle oder Arbeitszeitkonten können auch ein Weg sein, Beschäftigte je nach Lebensphase nachhaltig ans Unternehmen zu binden.

Und flexible Arbeitszeiten sind aus der Sicht von Teilzeitkräften das Argument Nummer eins, ihre Wochenstunden zu erhöhen.

Beispiele für flexible Arbeit

Work-Life-Balance oder Work-Life-Blending?

Während die Work-Life-Balance darauf zielt, Privates und Berufliches in ein gesundes Verhältnis zu bringen und voneinander abzugrenzen, vermischen sich beim Work-Life-Blending diese beiden Welten. Hybrides, flexibles Arbeiten fördert Work-Life-Blending. Dies hat nicht nur Vorteile.

5. New Work: Was heißt das für Führung und Unternehmenskultur?

Digital Leadership

Flexibles und hybrides Arbeiten verändern die Anforderungen an Führungskräfte. Für sie lautet die Kunst: den Teams Freiraum und Eigenverantwortung zu geben und dabei auf effiziente Weise gute Ergebnisse zu bekommen. Fachleute für Leadership identifizieren dabei fünf Trends:

  • Trend 1: Empowerment statt Command & Control. Führungskräfte geben ihren Teams eine Vision sowie Orientierung und die Kompetenzen, klar definierte Ziele zu erreichen. Dies bedeutet auch geteilte Verantwortung. Konventionelle Top-down-Führung ist passé.
  • Trend 2: Paradoxe Führung. Innovative Unternehmen brauchen beides – Abläufe mit hohem Output und auch ergebnisoffene, kreative Prozesse. Dies ist mit scheinbar gegensätzlichen Arbeitsweisen und Talenten verbunden. Auch der Führungsstil ist bei kreativen und routinierten Teams unterschiedlich. Eine immer häufigere Anforderung an Führungskräfte ist aus Expertensicht, das Arbeiten und Führen in diesen verschiedenen Situationen miteinander zu vereinbaren.
  • Trend 3: Diversitätskompetenz als Führungsvorteil. Ob es um Generationen-, Geschlechter- oder kulturelle Unterschiede im Team geht: Wer über Stereotype hinausdenkt, managt Konflikte besser und hebt die (Innovations-)Potenziale vielfältiger Teams. Auch Fans von Work-Life-Balance auf der einen Seite oder Work-Life-Blending auf der anderen Seite können für Spannung sorgen, wenn sie zusammenarbeiten. Faire Regeln sorgen dabei für den Ausgleich der unterschiedlichen Interessen.
  • Trend 4: Sinn und Authentizität. Sinn vermitteln ist gut, glaubwürdig sein noch besser. Dabei hilft es, selbst inspirierend aufzutreten und die Beiträge der Mitarbeitenden mit Wertschätzung zu behandeln.
  • Trend 5: Fürsorge. Unter New-Work-Bedingungen gestaltet sich gesundheitsorientierte Führung anspruchsvoll. Es gilt, das Set-up des hybriden Arbeitens und gesundheitliche Verschlechterungen trotz häufiger Remote-Situationen im Blick zu haben. Auch das Schaffen psychologischer Sicherheit ist ein Team-Erfolgsfaktor. Sie lässt sich beispielsweise durch sorgfältiges Onboarding und konstruktive Feedbacks schaffen.

Tipp: Teambuilding bei remote arbeitenden Teammitgliedern erfordert etwas Kreativität sowie Regelmäßigkeit. Beispielsweise virtuelle Kaffeepausen oder das Feiern von Etappenzielen per Videocall ermöglichen den informellen, fröhlichen Austausch. Online-Quizspiele oder -Wettbewerbe erhöhen den Spaßfaktor. Zudem sollten für die regelmäßigen Arbeitsmeetings gedeihliche Regeln gelten, etwa Kamera an, Ablenkung aus, Check-in und Check-out, Humor und Positivität.

So gelingt eine positive Feedback-Kultur

Nicht jedem ist die Fähigkeit zu konstruktivem Feedback in die Wiege gelegt. Eine positive Feedback-Kultur stärkt die Mitarbeiterbindung, die Motivation und die Veränderungsbereitschaft.

Führungskräfte sollten den Unterschied zwischen konstruktivem und destruktivem Feedback kennen, beherzigen und weitergeben.

Feedback-Gespräche samt Vor- und Nachbereitung kosten Zeit – die meist gut investiert und Teil der Führungsaufgabe ist.

Zu einer Feedback-Kultur gehören regelmäßige Feedbacks mit definierten Themen sowie mehrere Feedback-Formate und -Kanäle. Auch für Ad-hoc-Feedbacks sollten Zeit und Raum vorhanden sein.

Darum zahlt sich eine gute Fehlerkultur aus

Weder Führungs- noch Fachkräfte geben gern ihre Fehler zu. Ihre Sorgen sind: Bloßstellung, Skandale, Karrierenachteile und Jobverlust.

Dabei würde eine positive Fehlerkultur dazu beitragen,

  • Wiederholungen zu vermeiden,
  • Abläufe zu optimieren,
  • die Ergebnisqualität zu verbessern und
  • Innovationen zu stärken.

Drei Ebenen einer positiven Fehlerkultur

6. Agiles Arbeiten

Agiles Arbeiten im engeren Sinn ist für innovative Projekte geeignet, die

  • eine explorative Phase vorsehen,
  • relativ ergebnisoffen und
  • zeitlich nicht allzu restriktiv geplant sind.

Agiles Arbeiten beruht auf definierten agilen Methoden und Kompetenzen. Eigens qualifizierte Fachkräfte, etwa Scrum Master, führen oder moderieren die agilen Projekte. Auch die Teammitglieder kennen dabei die typischen agilen

  • kurzen Arbeitszyklen (Sprints),
  • Meetingformen (zum Beispiel Daily Stand-ups),
  • Rollen und Aufgaben (zum Beispiel Product Owner und Entwicklungsteam),
  • Methoden (zum Beispiel Design Thinking),
  • Arbeitsergebnisse (zum Beispiel Minimal Viable Product, das minimal funktionsfähige Produkt),
  • Werte (zum Beispiel: „Individuen und Aktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge“).

Agiles Arbeiten ist auch in klassischen Projekten möglich

Auch in klassischen Projekten mit definiertem Ergebnis, Zeitrahmen und Budget können agile Methoden zum Einsatz kommen. Welche dies sind, entscheidet sich am besten auf der Basis solider Methodenkenntnis. Agiles Arbeiten sollte

  • zur Aufgabe passen,
  • zum Team passen,
  • professionell vermittelt und geübt werden,
  • und kann in bestimmten, geeigneten Bereichen ausgerollt werden, während andere weiterhin klassisch arbeiten.

Führungskräfte, die bereit sind für agiles Arbeiten, stehen vor den Aufgaben,

  • ihr Personal entsprechend weiterzuentwickeln,
  • gegebenenfalls Widerstände im Management und auf Teamebene zu überwinden,
  • ein Pilotprojekt zu finden,
  • die Einführung schrittweise und iterativ voranzutreiben,
  • und einen Kulturwandel auszulösen, unter anderem durch positive Teamkultur, Retrospektiven (Rückblicke auf die Prozesse des Projekts oder Projektabschnitts) und Best Practices.

Die Vorteile des agilen Arbeitens

Agiles Arbeiten, etwa in Sprints, erhöht Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Davon können auch klassische Projekte profitieren.

Die explorative Phase und die strikte User-Orientierung fördern zielführende Ideen zutage.

Ein agiles Mindset stärkt die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team, erhöht die Transparenz und die Bereitschaft, aus Fehlern oder nicht funktionierenden Ideen zu lernen.

Durch die iterative Vorgehensweise lassen sich Ergebnisse schneller prüfen und kontinuierlich verbessern. Dies kann den Projektverlauf optimieren.