IHK Umfrage

Wie digital sind die Unternehmen in Oberbayern?

Auswirkungen der Diigtalisierung auf den Arbeitsmarkt - ifo Studie im Auftrag der IHK
© Shutterstock @PopTika

Die IHK-Organisation befragt regelmäßig Unternehmen zum Stand der Digitalisierung in ihren Unternehmen. Die aktuellen Ergebnisse von Ende 2021 aus Oberbayern finden Sie hier.

Dabei zeigt sich: Etwa 1/3 der Unternehmen sehen sich digital gut oder sehr gut aufgestellt und nutzen digitale Innovationen für die Entwicklung ihres Unternehmens. 2/3 der Unternehmen schätzt jedoch ihre digitale Entwicklung nach wie vor nicht gut ein. Hier ist ein Digitalisierungschub ausgeblieben. Die Digitalisierung in den Unternehmen steht dabei vor einer Reihe von Hürden und Herausforderungen, die unternehmensintern wie auch durch die Politik gelöst werden müssen.


Inhalt

Digitalisierung präsent - Umsetzung herausfordernd

Die wichtigsten Ergebnisse der Digitalisierungsumfrage:

  • Etwa 34% der Unternehmen in Oberbayern schätzen ihre digitale Aufstellung als sehr gut oder gut ein. 60% verorten sich im digitalen Mittelfeld, während 6% sich für unzureichend digital halten. Das bedeutet in etwa, dass ca. 2/3 der Unternehmen noch Digital-Nachholbedarf haben. Im Vergleich zu den bundesweiten Zahlen aus dem letzten Jahr ist kein Digitalisierungsschub erkennbar.
  • Die Flexibilisierung der Arbeit wurde mit Abstand am häufigsten als Digitalsierungsgrund angegeben. Dies deutet darauf hin, dass viele Unternehmen damit beschäftigt waren, den Mitarbeitern Homeoffice technisch und organisatorisch zu ermöglichen und andere Digitalisierungsmaßnahmen nicht angegangen wurden.
  • Die Unternehmen wollen sich digitalisieren - sehen aber Hürden v.a. bei der Komplexität und den fehlenden Zeit-, Budget- und Mitarbeiter-Ressourcen.
  • Digitale Kompetenzen: Hier sind besonders digitale Denkweise, Veränderungsbereitschaft und Prozessverständnis gefragt, Gefolgt vom Umgang mit digitaler Technologie und Datenkompetenz.
  • Ein Viertel der Unternehmen sieht Mängel in ihrer Breitbandversorgung. Das Thema Breitbandinfrastruktur ist auch das mit Abstand meistgenannte Wunschthema für Maßnahmen der Politik. Die Politik soll ein digitales innovatives Umfeld schaffen und damit die Digitalisierung von Unternehmen vorantreiben: Breitband (65%) gefolgt von digitalen Verwaltungsangebote(34%) und Fördermittelzugang (33%) sind die meistgenannten Themen.
  • Den Unternehmen ist das Thema IT-Sicherheit bewußt und Maßnahmen wie Backups sind gängig. Überraschend ist, dass in Anbetracht der vielfachen Cyberangriffe Maßnahmen wie die proaktive Notfallvorbereitung nicht deutlich ausgebaut werden.
  • In Daten sehen nahezu alle Unternehmen eine wichtige Ressource für die Unternehmensentwicklung. Allerdings hemmen vor allem Datenschutzfragen das Ausschöpfen des Potenzials von Daten.


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Digitalisierungsgrad: Kein Digitalisierungsschub seit 2020 zu erkennen - und viele hinken weiterhin hinterher

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Abb.: Eigene Einschätzung der Digitalisierung 2021

Wie digital sind die Unternehmen in Oberbayern?

Auf einer Notenskala von 1 (voll entwickelt) bis 6 (wenig entwickelt) schätzten die Unternehmen ihren eigenen Digitalisierungsgrad ein. Insgesamt ergab sich eine Durchschnittsnote von 2,9.
Im Detail: 34% der Unternehmen sehen sich als digital voll oder zumindest gut entwickelt, 38% durchschnittlich entwickelt und 28% nicht gut digital aufgestellt.

Das zeigt: Etwa 2/3 der Unternehmen tun sich nach wie vor schwer mit der Digitaliserung.

Zudem: Im Vergleich zu den bundesweiten Zahlen aus dem letzten Jahr ist kein Digitalisierungsschub erkennbar.

Branchen: Stand der Digitalisierung
Nicht überraschend ist, dass sich die Branche "Information / Kommunikation" 2021 mit 73% als sehr gut digitalisiert einschätzt. Auch die Finanzwirtschaft und sonstige Dienstleistungen zeigen sich in Oberbayern bereits stark digitalisiert (48 bzw. 37%). Am anderen Ende fallen Bau und Verkehr auf, die einen deutlich geringeren digitalen Reifegrad angeben.

Digitale Innovationen bereits heute im Einsatz

Digitale Innovationen sind in Unternehmen auf dem Vormarsch. So sind z. B. Technologien wie Cloud-Lösungen für ca. 90 % der Unternehmen ein Thema.

Künstliche Intelligenz und Edge-Anwendungen (Datenverarbeitung im dezentralen Netzwerk und damit im Gerät selbst) sind bei ca. 50% der Unternehmen ein Thema.

Andere vielversprechende, aber noch nicht im Mainstream angekommene Technologien wie Blockchain, IoT (Internet of Things), Virtual / Augmented Reality, 5G, 3D-Druck und Robotik&Sensorik werden bei 20 bis 40% der Unternehmen bereits eingesetzt.

Der digitale Ehrgeiz der Unternehmen zeigt sich 2021 aber auch in ihrer Planung, welche Technologien sie innerhalb der nächsten 3 Jahren einführen wollen: Hier liegen Künstliche Intelligenz, Blockchain, IoT und auch Augmented / Virtual-Reality-Lösungen an der Spitze.

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Gründe für die Digitalisierung: Homeoffice ermöglichen und Bestehendes optimieren

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Abb.: Hauptgründe für Digitalisierung 2021

Die Flexibilisierung der Arbeit wurde mit 49% mit Abstand am häufigsten als Digitalsierungsgrund angegeben. Dies deutet darauf hin, dass viele Unternehmen damit beschäftigt waren, den Mitarbeitern Homeoffice technisch und organisatorisch zu ermöglichen.

Viele Unternehmen sehen zudem die Digitalisierung als eine Möglichkeit, Bestehendes zu optimieren und zu verbessern. So werden als weitere Hauptgründe für die Digitalisierung im Unternehmen die "Realisierung von Kostensenkungspotenzialen (Material, Energie, Zeit etc.)", "Strategische Unternehmensentwicklung" sowie die "Kundenbindung" genannt. Der Fokus auf Beweggründe wie neue Produkte und Geschäftsmodelle ist vorhanden, aber nicht stark ausgeprägt.

Etwas überraschend wurde Corona 2021 als Digitalisierungstreiber nur von 25% der Unternehmen genannt.

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Herausforderungen für die Digitalisierung in Unternehmen

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Abb.: Herausforderungen der Digitalisierung 2021

Die Digitalisierung bringt erhebliche Veränderungen für Unternehmen mit sich, in der Branche, in der Unternehmensorganisation, in der technologischen Ausrichtung, in der Ressourcenplanung, beim Personal,...

Die größte Herausforderungen, mit denen sich Unternehmen dabei konfrontiert sehen, besteht in der Komplexität bei der Änderung von Bestehendem. Begleitet wird dies von fehlenden Ressourcen (Zeit, Budget, IT-Fachkräfte).

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Breitbandversorgung - nicht für alle

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Abb.: Verfügbarkeit von schnellem Internet 2020 vs. 2021

Schnelles Internet am Unternehmensstandort ist die Grundvoraussetzung für die Digitalisierung. 2021 gaben 76% (2020: 69%) der befragten Unternehmen in Oberbayern an, dass die aktuelle Verfügbarkeit von schnellem Internet am Standort des Unternehmens gegeben sei.
Für den Rest ist die IKT-Infrastruktur weiterhin ein gravierendes Problem: 24% (2020: 31%) der Umfrageteilnehmer geben an, dass die aktuelle Breitbandverfügbarkeit bei ihnen vor Ort nicht ihrem Bedarf entspricht. Durch Investitionen der Netzanbieter und staatliche Förderprogramme verbesserte sich die Breitbandinfrastruktur in den letzten Jahren deutlich - gleichzeitig steigt aber auch der Bedarf der Unternehmen an einer leistungsfähigen, schnellen und zuverlässigen Internetverbindung rasant. Daher bleibt unter dem Strich: Jedes vierte Unternehmen spürt Mängel in der Breitbandversorgung - die Ausbaugeschwindigkeit sollte weiter gesteigert werden.

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Wichtigste digitale Kompetenz: digitales Mindset

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Abb.: Bedarf digitaler Kompetenzen 2021

Für eine erfolgriche Digitalisierung sind digitale Kompetenzen eine grundlegende Voraussetzung.

Bemerkenswert ist, dass als herausragende Top-Kompetenz, die es in den Unternehmen bei Mitarbeitern und Führungskräften weiterzuentwickeln gilt, die "digitale Denkweise" und Veränderungsbereitschaft genannt wir – noch vor den unbestritten wichtigen Fachkompetenzen Umgang mit Technologien und Daten.

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IT-Sicherheit: Notfallvorbereitung selten

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Abb.: Maßnahmen zur IT-Sicherheit in Unternehmen 2021

Viele Unternehmen geben an, grundlegende Maßnahmen für ihre IT-Sicherheit durchzuführen: Etwa 92% der Unternehmen machen regelmäßige Sicherungskopien, 67% haben ein Identitätsmanagement, haben Mitarbeiter-Nutzungs-Richtlinien (66%) oder Analysieren die Risiken (63%). Es folgen Maßnahmen wie Schulungen (60%) und der Einsatz von Verschlüsselungen (57%).

Deutlich weniger verbreitet sind aber organisatorische Vorbereitungen wie die Berufung eines Informationssicherheitsbeauftragten (45%) und die Notfallvorbereitung (43%).

Noch seltener ist die aktive Suche nach bisher unbekannten IT-Sicherheitsproblemen. Auch eine größere Vorbereitung auf Notfälle findet selten statt: Sicherheitstests (32%). ISMS-Organisation (31%), externe Angebote (30%) und Cyberversicherungen (27%).

Fazit: In der Unternehmenspraxis hat IT-Sicherheit trotz zunehmender und auch in den Medien thematisierter Vorfälle nicht entsprechend an Wichtigkeit gewonnen. Eine aktive Suche nach bisher unbekannten Sicherheitsproblemen oder größere Vorbereitung auf Notfälle findet noch zu wenig statt.

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Politische Unterstützung gebraucht

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Abb.: Bedarf politischer Unterstützung 2021

Welche Digitalisierungsthemen sollte die Bundes- / Landesregierung vorantreiben?

Um den hiesigen Standort im internationalen digitalen Wettbewerb nach vorne zu bringen, liegt es auch an der Politik, Unternehmen die richtigen Rahmenbedingungen hierfür bereit zu stellen und sie zu unterstützen. Oberbayerische Unternehmen wünschen sich vor allem eine leistungfähige Breitbandinfrastruktur.

Weitere Digitalisierungsthemen, die die Regierungen in Bund und Land außerdem vordringlich vorantreiben sollen:

  • Die Unternehmen wünschen sich auch mehr Unterstützung in ihrer Digitalisierung und leichtere Fördermittelbeantragung, um den eingangs gezeigten Digitalisierungsgrad zu verbessern.
  • Grundlage hierfür sind natürlich digitale Kompetenzen, die - Stichwort „lebenslanges Lernen“ - über alle Hebel von Schule über Aus- und Weiterbildung wie auch Hochschulen vermittelt werden müssen.
  • Die Nachrichten haben es in den letzten Wochen wieder gezeigt: Cyberattacken häufen sich und werden zunehmend schmerzhaft für betroffene Unternehmen. Gleichzeitig ist IT-Sicherheit ein komplexes Thema, mit dem v.a. KMU schnell überfordert sein können. Hier braucht es z.B. zentrale Anlaufstellen, über die man präventiv wie auch im Notfall schnell Unterstützung finden kann.

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Daten: Elementar für Unternehmensentwicklung

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Abb.: Datenverarbeitung & -nutzung

Daten sind das neue Öl – das bestätigt auch diese Umfrage: Für 94% der Unternehmen ist die Verarbeitung und Nutzung von Daten für die Unternehmensentwicklung sehr (68%) oder zumindest wichtig (26%) ist. Genauso einig sind sich die Unternehmen, dass die Datennutzung zukünftig zunehmen wird, für die Verbesserung von Kundenbeziehungen, Prozessoptimierungen, Verbesserung von Werbung & Marketing etc.

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Datennutzung: Größte Hindernisse

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Daten: Größte Herausforderungen

Umso wichtiger ist es, darauf zu schauen, welche Steine den Unternehmen bei der Datennutzung in den Weg gelegt werden: Wenig überraschend ist, dass als größte Herausforderung für die Datennutzung datenschutzrechtliche Hindernisse (62%) genannt werden.

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Informationen zur Befragung

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Abb.: Teilnehmende Unternehmen 2021

Teilnehmende Unternehmen

Aus Oberbayern nahmen 2021 über 450 Unternehmen teil. Sie gehören v. a. zu den Branchen Dienstleistungen, Industrie, Information und Kommunikation (IuK) und Handel.

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