Pressemeldung vom 12.01.2023

IHK übergibt Replik des ältesten bayerischen Wertpapiers

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Das älteste bekannte bayerische Wertpapier, ein Anteilsschein an einer Penzberger Kohlezeche aus dem Jahr 1797, ist nach Hause zurüchgekehrt - zumindest als Replik. IHK-Präsident Klaus Josef Lutz und IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl übergaben das historische Dokument gemeinsam mit Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, an den Bürgermeister der Stadt Penzberg, Stefan Korpan (CSU).

Bayerisches Wirtschaftsarchiv seit 2022 im Besitz des historischen Dokuments

Die Wirtschaftshistorikerin Eva Moser erläuterte bei der Übergabe der Schmuck-Kopie in Penzberg die geschichtlichen Hintergründe: Im Auftrag des Kurfürsten hatte seinerzeit der bayerische Berg- und Münzrat Matthias von Flurl auf der Suche nach Bodenschätzen die bayerischen Gebirge erkundet. 1792 notierte er: „Jenseits der Loysach treffen sich im Benediktbairischen mehrere Flötze von Steinkohlen an.“ 1796 öffnete die Steinkohlenzeche in Penzberg, die Flurl unterstellt war.

Der Anteilschein ist mit zwei Bergknappen in zeitgenössischer Tracht und den hoffnungsfrohen Formeln „Mit Gott“ und „Glück auf“ geziert und trägt die Unterschrift Flurls. Dem Vorhaben war aber kein langer Erfolg beschieden. Nicht zuletzt wegen der hohen Transportkosten erwies sich die Zeche nicht als rentabel und musste den Betrieb einstellen. Erst unter der Bankiersfamilie von Eichthal wurde die Grube erfolgreich wiederbelebt. Dazu kam der Anschluss an das bayerische Eisenbahnnetz. 1869 wurde die Penzberger Unternehmung mit der konkurrierenden Miesbacher Steinkohlengewerkschaft fusioniert. 1870 erfolgte die Umwandlung in die Oberbayerische Aktiengesellschaft für Kohlebergbau. Von da an lief die Kohleförderung in Penzberg nahezu 100 Jahre, bis die Bergleute 1966 im Zug der deutschen Bergbaukrise zu ihrer letzten Schicht einfuhren.

Das älteste bekannte bayerische Wertpapier hatte das Bayerische Wirtschaftsarchiv Anfang 2022 erhalten. Es handelt sich um einen Anteilschein für die einstige Carl Theodor-Zeche in Penzberg vom 30. September 1797 aus der mehr als 4.500 Exemplare umfassenden Sammlung von Uto Baader, Seniorchef der Baader Wertpapierbank und Aufsichtsratsvorsitzender der Bayerischen Börse. Die Dokumente sind sicher im Bayerischen Wirtschaftsarchiv, einer Einrichtung der bayerischen Industrie- und Handelskammern, verwahrt und für Forschungszwecke einsehbar. Die Stadt Penzberg erhielt nun ein originalgetreues Duplikat. Das ebenfalls mitgebrachte Original wurde wieder mit nach München genommen.

Vor dem Penzberger "Kux" von 1797 galt eine Aktie der Bürger-Ressource-Gesellschaft in Hof an der Saale aus dem Jahr 1804 als ältestes bayerisches Wertpapier.

Bildunterschrift (v.l.n.r.): Manfred Gößl, Klaus Josef Lutz, Eva Moser, Stefan Korpan und Anton Leinweber vom Penzberger Bergknappen-Verein, der selbst bis 1966 in Penzberg Bergmann gewesen ist. (Bild: IHK München)