Pressemeldung vom 14.05.2025
BIHK-Konjunkturumfrage: Kein Ende der Durststrecke
Die Stimmung in der bayerischen Wirtschaft verharrt auf niedrigem Niveau. Der BIHK-Konjunkturindex steigt gegenüber dem Jahresbeginn zwar leicht um 5 auf 104 Punkte. Er liegt nun aber bereits seit Herbst 2023 klar unter dem langjährigen Durchschnitt von 112 Punkten. Die letzte Durststrecke dieses Ausmaßes hat die bayerische Wirtschaft vor mehr als 20 Jahren von 2001 bis 2003 erlebt. An der aktuellen Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) haben sich 3.400 Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen beteiligt.
Dauer der Flaute erreicht negative Rekordmarke
„Die bayerische Wirtschaft ist in einer Dauerstagnation gefangen. Es sind derzeit keinerlei Frühindikatoren für eine Wachstumswende zu sehen“, sagt BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. „Die chaotische US-Zollpolitik ist ebenso ein Unsicherheitsfaktor wie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland. Die trüben Aussichten dämpfen die Konsumlaune und belasten die Investitionen und die Beschäftigungspläne der Betriebe“, so Gößl weiter.
Die Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage genauso schlecht wie zu Jahresbeginn: Der Saldowert beträgt weiter 8 Punkte und liegt damit 47 Zähler unter dem Höchstwert vom Jahresbeginn 2018. Die Erwartungen steigen seit Jahresbeginn um 9 Punkte, erreichen aber dennoch nur den Nullpunkt – der gleiche Wert wie vor einem Jahr. Schon seit Frühjahr 2022 liegen die Erwartungen unter dem langjährigen Durchschnitt von 7 Punkten, ein Negativrekord seit Umfragebeginn 1993. Der BIHK-Konjunkturindex wird zu gleichen Teilen aus den Lage- und Erwartungsurteilen der Betriebe errechnet.
Immerhin scheint sich eine Bodenbildung in Industrie, Bau und Handel abzuzeichnen: In diesen Branchen legen die Erwartungswerte im Vergleich zum Vorjahr wieder zu. Aufgrund historisch schlechter Ausgangswerte erreichen sie dennoch keine positiven Salden (Industrie: minus 3 Punkte, Einzelhandel: minus 7, Bau: minus 9). Die Ausnahme ist der Großhandel, der mit einem Saldo von 2 Punkten leicht positiv auf die kommenden Monate schaut. Der Dienstleistungssektor (4 Punkte) und der Tourismus (1 Punkt) sind zwar ebenfalls knapp im positiven Bereich, hier haben sich die Erwartungen im Vergleich zum Vorjahr aber noch einmal verschlechtert.
Die trübe Stimmung findet sich in den zurückhaltenden Investitions- und Beschäftigungs-plänen wieder. Per Saldo liegen die Investitionsabsichten bei 2 Punkten und damit weiter spürbar unter dem langjährigen Durchschnitt von 7 Punkten. Bei der Beschäftigung ergibt sich ein Saldo von minus 7 Zählern, ebenfalls deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 1 Punkt. Die Arbeitslosigkeit in Bayern wird demnach weiter steigen.
„Die deutsche und bayerische Wirtschaft braucht endlich wirksame Entlastungen und Rückenwind. Die neue Bundesregierung steht vor einer großen Bewährungsprobe: Entschlossenes Handeln ist gefragt. Es kann nicht schnell genug vorwärts gehen. Die Betriebe brauchen vor allem mehr Planungssicherheit, spürbare Anreize für mehr Investitionen und einen echten Kurswechsel zu mehr unternehmerischer Freiheit“, sagt BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz.
„Schon in den ersten 100 Tagen muss die Bundesregierung Vertrauen gewinnen durch konkrete Ergebnisse beim Abbau von Bürokratie, der Einführung der Superabschreibung, der versprochenen Strompreissenkung um fünf Cent je Kilowattstunde und flexibleren Wochenarbeitszeiten. Die Politik muss jetzt unbedingt ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen“, so der BIHK-Präsident.