30.08.2017

Beginn des Ausbildungsjahrs: Auch heuer große Bewerberlücke

Viele Betriebe in Oberbayern haben auch heuer große Mühe, zum Beginn des Ausbildungsjahrs am 1. September alle Ausbildungsplätze zu besetzen. Die IHK für München und Oberbayern erwartet erneut, dass Tausende Lehrstellen in den Unter­nehmen frei bleiben.

Tausende freie Lehrstellen in Oberbayern / IHK verzeichnet mehr Vertragsabschlüsse

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Mehr als ein Drittel der seit Jahresbeginn in Oberbayern gemeldeten Ausbildungsangebote war zuletzt noch unbesetzt. Für die mehr als 10.000 freien Plätze gab es allerdings nur 6.800 unversorgte Bewerber, wie aus der Statistik der Arbeitsagentur hervorgeht.

Insgesamt treten laut IHK-Zwischenbilanz diese Woche 14.964 Jugendliche eine Lehre bei oberbayerischen Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen an. Der leichte Zuwachs von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht einem Plus von 125 Ausbildungsverträgen. Die Top 5 der IHK-Ausbildungsberufe in Oberbayern sind Einzelhandelskaufleute, Kaufleute für Büromanagement, Industriekaufleute, Verkäufer und Fachinformatiker.

‎„Angesichts der starken Konjunktur setzen die Betriebe mehr denn je auf den eigenen Fachkräftenachwuchs, die passenden Bewerber sind aber Mangelware“, ‎sagt Eberhard Sasse, Präsident der IHK für München und Oberbayern. Sasse betont, dass der Engpass wie schon in den Vorjahren quer durch alle Branchen geht: „Es werden zwar nach wie vor besonders angehende Einzelhandelskaufleute, Verkäufer, Köche und Hotelfachleute gesucht, aber auch Bürokaufleute, Versicherungskaufleute und Lagerlogistiker fehlen.“ Der IHK-Präsident führt den Bewerbermangel auf stagnierende Schulabgängerzahlen sowie den Trend zur Akademisierung zurück. Die Zahl der Absolventen der Mittelschulen (früher Hauptschulen) ist in Oberbayern seit 2005 um 28 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Abiturienten um 57 Prozent.

Um das Image der Ausbildung zu verbessern, fordert Sasse eine bessere Berufs­orientierung an den Schulen: „Die duale Ausbildung ist eins der größten Erfolgs­geheimnisse unserer Zeit. Es gibt keinen besseren Start ins Berufsleben. Schüler und Eltern können zu Recht stolz sein, wenn sie sich für eine Ausbildung und damit für eine solide Zukunftsperspektive entscheiden.“ In einer IHK-Umfrage sagen 76 Prozent derjenigen Betriebe, die Probleme in der Ausbildung haben, dass die unklaren Berufsvorstellungen der Schulabgänger ein Hindernis seien. Die Unternehmen bieten deswegen mehr Praktikumsplätze an und verbessern ihr Personalmarketing.

Die Zahl der gemeldeten Lehrstellen in Oberbayern stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent, das entspricht einem Plus von knapp 1.000 Angeboten. Insgesamt gibt es in Oberbayern aktuell 9.201 IHK-zugehörige Ausbildungsbetriebe. Sie bilden Jugendliche in mehr als 240 Berufen aus und stehen ‎für fast 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse. Die Zahlen der Arbeitsagentur beziehen sich auf alle Ausbildungsbereiche, neben Industrie, Handel und Dienstleistung gehören dazu auch das Handwerk und die freien Berufe.

Zahlreiche freie Lehrstellen in Oberbayern mit sofortigem Ausbildungsbeginn sind unter www.ihk-lehrstellenboerse.de zu finden.