Pressemeldung vom 12.06.2025 - Landsberg

Wirtschaft begrüßt Augenmaß bei der Gewerbesteuer

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© marucs_hofmann / fotolia

Trotz klammer Kassen in vielen Kommunen verbleiben die Gewerbesteuerhebesätze im Landkreis Landsberg am Lech mit einem Durchschnitt von 334 Prozent unter dem oberbayerischen Wert von 342 Prozent. Während in ganz Oberbayern so viele Kommunen wie noch nie im vergangenen Jahr ihre Gewerbesteuerhebesätze erhöht haben, blieben die Hebesätze im Landkreis stabil. Schondorf am Ammersee nahm sogar eine Absenkung um 30 Prozentpunkte auf 270 Prozent vor. Das zeigt eine Auswertung der IHK für München und Oberbayern.

Keine Erhöhung in den Landkreiskommunen / Häckl: „Verlässlichkeit, die unsere Firmen brauchen"

In Zeiten hoher Steuer-, Energie- und Arbeitskosten sowie großer Unsicherheiten im weltweiten Handel begrüßt die Wirtschaft im Landkreis, dass die Kommunen bei uns mit Augenmaß vorgehen“, sagt Reinhard Häckl, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Landsberg am Lech. „Das ist genau die Verlässlichkeit und Entlastung, die unsere Firmen brauchen. Auf der anderen Seite können wir nachvollziehen, dass der Großteil der Gemeinden und Städte angesichts ihrer finanziellen Lage unter Druck steht. Die Haus­haltslöcher dürfen aber nicht auf dem Rücken der heimischen Unternehmen gestopft wer­den“, so Häckl.

Gesetzlich ist den Gemeinden bundesweit ein Mindesthebesatz von 200 Prozent vorge­schrieben, den die neue Bundesregierung laut ihrem Koalitionsvertrag auf 280 Prozent erhöhen will. Den höchsten Hebesatz bei der Gewerbesteuer im Landkreis wiesen mit 380 Prozent die Gemeinden Dießen am Ammersee, Kaufering, Kinsau und Prittrichring auf. Mit 270 Prozent erhoben Eching und Schondorf am Ammersee den niedrigsten Gewerbe­steuerhebesatz im Landkreis. Im Zehnjahresvergleich senkte nur Schondorf den Hebe­satz. In zehn Kommunen stiegen die Hebesätze hingegen um bis zu 50 Prozentpunkte.

„Jegliche Steuererhöhung kommt zur Unzeit. Unsere heimische Wirtschaft steckt noch immer in der Dauerstagnation fest, die Investitionsbereitschaft liegt nahe dem Nullpunkt. Steuer-, Energie- und Arbeitskosten sind im internationalen Vergleich an der oberen Grenze, die Flut an Bürokratie schlichtweg erdrückend. Wenn Kommunen in dieser für alle Seiten herausfordernden Zeit ihre Gewerbesteuerhebesätze nach oben schrauben, verschärft das die wirtschaftliche Lage. Ihre Liquidität brauchen die Unternehmen für Zukunftsinvestitionen und Innovationen, was die neue Bundesregierung erkannt hat und deshalb Entlastungen auf den Weg bringen will“, sagt Häckl. Der Regionalausschuss­vorsitzende macht deutlich: „Junge Firmen, Gründerinnen und Gründer ebenso wie die alteingesessenen Unternehmen brauchen Rückenwind und keinen Gegenwind durch höhere Steuern – ansonsten suchen sie sich für ihre weitere Entwicklung einen anderen Standort. Das dürfen wir nicht riskieren.“

Insgesamt nahmen die Kommunen im Landkreis Landsberg am Lech im vergangenen Jahr über die Gewerbesteuer rund 112,5 Millionen Euro ein, etwa sechs Millionen Euro mehr als im Jahr 2023. Von der angegebenen Summe müssen die Kommunen eine Gewerbesteuerumlage an Bund und Länder abführen, im vergangenen Jahr waren das über elf Millionen Euro. Die Netto-Gewerbesteuereinnahmen (nach Abzug der Umlage) standen 2024 für fast 45 Prozent der kommunalen Steuereinnahmen auf Landkreisebene.

In vielen Kommunen spielen bei den aktuellen Diskussionen über höhere Gewerbe­steuern die steigenden Kreisumlagen eine große Rolle. Über die Kreisumlage werden die Kommunen an den Ausgaben ihrer Landkreise beteiligt, die keine eigenen Steuereinnah­men haben. Die Kreisumlagen sind in den vergangenen Jahren oftmals deutlich angestie­gen, unter anderem durch höhere Kosten für Krankenhäuser, in der Kinder- und Jugend­hilfe sowie für die Unterbringung und Integration von Geflüchteten.

Grundlage der IHK-Auswertung sind die Daten zu den Gewerbesteuerhebesätzen und Gemeindefinanzen, die regelmäßig vom Bayerischen Landesamt für Statistik veröffentlicht werden.