Pressemeldung vom 07.07.2022 - Traunstein

Fachkräfte gewinnen, fördern und halten

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07.07.2022 - Unbesetzte Ausbildungsstellen, akuter Personalmangel und anstehende Renteneintritte: Der Fachkräftemangel bereitet neben der Energiekrise, der Inflation und den Folgen des Ukraine-Kriegs den Unternehmen im Landkreis Traunstein große Sorgen. Der IHK-Regionalausschuss hat sich daher in seiner jüngsten Sitzung mit verschiedenen Facetten beschäftigt, wie Fachkräfte im Betrieb gehalten sowie gefördert und neue Fachkräfte gewonnen werden können. Die Ausschussmitglieder trafen sich im Sport- und Therapiezentrum Traunstein-Haslach.

IHK-Regionalausschuss beschäftigt sich mit dem Potenzial des Campus Chiemgau und Gesundheit am Arbeitsplatz

Als wichtigen, aber noch immer zu wenig beachteten, Aspekt der Fachkräftesicherung stellte Gesundheitsmanagerin und Physiotherapeutin Vivian Möbus das Konzept eines betrieblichen Gesundheitsmanagements vor. „Dank eines gelebten und fest im Arbeitsalltag integrierten Gesundheitsmanagements sinkt beim Personal die Zahl der Fehlzeiten und Krankheitsausfälle. Zudem nimmt die Fluktuation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab“, erklärte die Expertin des Sport- und Therapiezentrums den Mitgliedern des Regionalausschusses. Sie erinnerte daran, dass gesunde sowie fitte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das wichtigste Kapital für Unternehmen seien. Möbus zeigte Beispiele, welche Angebote direkt an der Arbeitsstätte möglich seien, sowie anhand einer Berechnung, dass sich für Firmen die Investitionen in ein eigenes Gesundheitsmanagement lang- beziehungsweise mittelfristig ökonomisch und finanziell lohnen.

Die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei besonders in Zeiten von Personalmangel wichtig, betonte auch Romy Reichel von der Bundesagentur für Arbeit. Auf dem hiesigen Arbeitsmarkt gebe es einfach nicht mehr so viele Arbeitskräfte, war eine ihrer Kernaussagen. Anhand demografischer Daten zeigte Reichel auf, dass bis zum Jahr 2040 der Anteil der Menschen im Alter von 65 Jahren oder älter im Landkreis um mehr als 26 Prozent zunehmen werde. In den Altersgruppen zwischen 18 und 65 Jahren nehme der Anteil dagegen ab. Daher sei Fachkräftesicherung ein wichtiges Thema, so die Expertin der Arbeitsagentur. Dazu stellte sie dem Ausschuss die Förderleistungen der Bundesagentur vor, unter anderem in der beruflichen Weiterbildung Beschäftigter in enger Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern, der Ausbildungsförderung oder dem Eingliederungszuschuss für neu eingestelltes Personal in der Einarbeitungsphase.

Welche Möglichkeiten es gibt, direkt in der Region die Fachkräfte von morgen auszubilden, zeigte beispielhaft Julia Dittrich von der Technischen Hochschule Rosenheim. Die Professorin für E-Commerce und Digital Business gab einen kurzen Umriss, wie ab Herbst dieses Jahres am Campus Chiemgau in Traunstein das Studienfach E-Commerce gelehrt wird. Sie hob dabei vor allem die geplante enge Verzahnung mit heimischen Unternehmen während des Studiums hervor. Es soll unter anderem Fallbeispiele aus der Unternehmenspraxis, Projekte in hiesigen Betrieben sowie Vorträge von Unternehmensseite geben, erkläre Dittrich den Ausschussmitgliedern.

„Die Sorge der Wirtschaft im Landkreis vor dem sich immer weiter verschärfenden Fachkräftemangel ist groß“, sagt Nikolaus Binder, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Traunstein. „Das demografische Dilemma lässt sich nicht lösen.“ Umso wichtiger sei es, dass die Unternehmen in der Region die bestehenden Angebote in der Region zur Fachkräftesicherung sowie Gewinnung neuer Fachkräfte nutzen. Binder begrüßt, dass unter anderem die Technische Hochschule am Campus Chiemgau eng mit den Unternehmen vor Ort zusammenarbeiten möchte. „Unsere heimische Wirtschaft braucht für die anstehenden Herausforderungen dringend top ausgebildete und motivierte Fachkräfte. Am Campus können die Studierenden bereits während des Studiums die Betriebe in der Region kennenlernen und ihre berufliche Karriere vor Ort starten“, sagt der Vorsitzende.