Pressemeldung vom 12.06.2025 - Miesbach
Wirtschaft fordert weiter Augenmaß bei der Gewerbesteuer
Während in ganz Oberbayern so viele Kommunen wie noch nie im vergangenen Jahr ihre Gewerbesteuerhebesätze erhöht haben, ist im Landkreis Miesbach lediglich Holzkirchen diesen Schritt gegangen. Dort ging der Hebesatz von 320 Prozent auf 380 Prozent nach oben – der Markt erhebt damit neben neun weiteren Kommunen den höchsten Hebesatz im Landkreis. In allen anderen Städten und Gemeinden blieben die Hebesätze unverändert, wie eine Auswertung der IHK für München und Oberbayern ergibt.
Landkreiskommunen halten sich bei Erhöhung zurück / Schmid: „Verlässlichkeit, die unsere Firmen brauchen“
„In Zeiten hoher Steuer-, Energie- und Arbeitskosten sowie großer Unsicherheiten im weltweiten Handel begrüßt die Wirtschaft im Landkreis, dass die große Mehrheit der Kommunen bei uns mit Augenmaß vorgeht“, sagt Alexander Schmid, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Miesbach. „Das ist genau die Verlässlichkeit und Entlastung, die unseren Firmen brauchen. Auf der anderen Seite können wir nachvollziehen, dass der Großteil der Gemeinden und Städte angesichts ihrer finanziellen Lage unter Druck steht. Die Haushaltslöcher dürfen aber nicht auf dem Rücken der heimischen Unternehmen gestopft werden“, so Schmid.
Der Regionalausschussvorsitzende erklärt, dass der Landkreis Miesbach mit Hebesätzen von durchschnittlich 354 Prozent ohnehin über dem oberbayerischen Durchschnitt von 342 Prozent liegt. Gesetzlich ist den Gemeinden bundesweit ein Mindesthebesatz von 200 Prozent vorgeschrieben, den die neue Bundesregierung laut ihrem Koalitionsvertrag auf 280 Prozent erhöhen will. Mit 240 Prozent erhob Bad Wiessee den niedrigsten Gewerbesteuerhebesatz im Landkreis und gehört damit neben Pöcking (Landkreis Starnberg), Grünwald (Landkreis München) und Stammham (Landkreis Altötting) zu den günstigen Kommunen für Unternehmen in Oberbayern.
„Das wirtschaftsfreundliche Vorgehen der Kommunen im Landkreis ist eine gute Nachricht, denn jegliche Steuererhöhung käme zur Unzeit. Unsere heimische Wirtschaft steckt noch immer in der Dauerstagnation fest, die Investitionsbereitschaft liegt nahe dem Nullpunkt. Steuer-, Energie- und Arbeitskosten sind im internationalen Vergleich an der oberen Grenze, die Flut an Bürokratie schlichtweg erdrückend. Wenn Kommunen in dieser für alle Seiten herausfordernden Zeit ihre Gewerbesteuerhebesätze nach oben schrauben, verschärft das die wirtschaftliche Lage. Ihre Liquidität brauchen die Unternehmen für Zukunftsinvestitionen und Innovationen, was die neue Bundesregierung erkannt hat und deshalb Entlastungen auf den Weg bringen will“, so Schmid. Der Regionalausschussvorsitzende macht deutlich: „Junge Firmen, Gründerinnen und Gründer ebenso wie die alteingesessenen Unternehmen brauchen Rückenwind.“
Insgesamt nahmen die Kommunen im Landkreis Miesbach im vergangenen Jahr über die Gewerbesteuer rund 118 Millionen Euro ein, etwa 16 Millionen Euro mehr als im Jahr 2023. Von der angegebenen Summe müssen die Kommunen eine Gewerbesteuerumlage an Bund und Länder abführen, im vergangenen Jahr waren das fast 12 Millionen Euro. Die Netto-Gewerbesteuereinnahmen (nach Abzug der Umlage) standen 2024 für mehr als die Hälfte der kommunalen Steuereinnahmen auf Landkreisebene.
In vielen Kommunen spielen bei den aktuellen Diskussionen über höhere Gewerbesteuern die steigenden Kreisumlagen eine große Rolle. Über die Kreisumlage werden die Kommunen an den Ausgaben ihrer Landkreise beteiligt, die keine eigenen Steuereinnahmen haben. Die Kreisumlagen sind in den vergangenen Jahren oftmals deutlich angestiegen, unter anderem durch höhere Kosten für Krankenhäuser, in der Kinder- und Jugendhilfe sowie für die Unterbringung und Integration von Geflüchteten.
Grundlage der IHK-Auswertung sind die Daten zu den Gewerbesteuerhebesätzen und Gemeindefinanzen, die regelmäßig vom Bayerischen Landesamt für Statistik veröffentlicht werden.