Pressemeldung vom 30.05.2025 - Berchtesgadener-Land
Bürokratie – und kein Ende in Sicht?
Wenn es um die Flut an Bürokratie und gesetzlichen Vorgaben geht, kann auch im Berchtesgadener Land jede Unternehmerin und jeder Unternehmer über eigene Erfahrungen berichten. Das hat die jüngste Sitzung des IHK-Regionalausschusses wieder einmal gezeigt. Die Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Landkreis trafen sich bei Sanitär-Heinze in Ainring und tauschten sich über die wachsende Belastung der Wirtschaft durch die Bürokratie sowie mögliche Lösungen aus.
IHK-Regionalausschuss diskutiert täglichen Wahnsinn und mögliche Lösungen
In einer Tischumfrage schilderten die Ausschussmitglieder, was Vorgaben, Berichtspflichten und Nachweise für ihre Unternehmen im Alltag konkret bedeuten. Ein Unternehmer erklärte, in seinem Unternehmen mehr als zwei Arbeitskräfte nur für Verordnungen, Dokumentationen und Prüfungen zu haben. Ein anderer nannte rechtliche Unklarheiten bei Grenzgängerinnen und Grenzgängern. Viele sprachen dabei auch die in Deutschland strenge Auslegung des Datenschutzes an, was unter anderem den Kundenservice und wiederkehrende Dokumentationen erschwere.
Irene Wagner, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Berchtesgadener Land, nannte auch ein Beispiel aus ihrem eigenen Betrieb: „Das Rechtskataster im Bereich Umwelt meines Unternehmens mit 150 Mitarbeitenden umfasst insgesamt 92 Gesetze und Verordnungen von der EU, dem Bund, dem Land und dem Landkreis, die wir jährlich aktiv überprüfen müssen. Und diese Prüfungen müssen dokumentiert werden. Das ist nur ein Beispiel – in Summe schwächen die völlig überzogenen Nachweis- und Dokumentationspflichten und Regularien sowie die immer neuen Vorschriften unsere Wettbewerbsfähigkeit.“ Wagner spricht von einem „täglichen Wahnsinn“, den die heimischen Unternehmer wegen der Bürokratie erleben. „Wir müssen wieder das Vertrauen erhalten, dass wir verantwortungsvoll wirtschaften und unseren gesunden Menschenverstand einsetzen“, fordert Wagner.
Aus diesem Grund sprach der Ausschuss auch darüber, wie zum Beispiel in Schweden der Bürokratieabbau erfolgreich gelungen ist. „Schweden macht uns beispielhaft vor, wie alleine schon das richtige Mindset ein Übermaß an Bürokratie verhindert. Schweden ist genauso wie Deutschland ein EU-Staat, aber setzt die gleichen Gesetze anders um - nämlich, so dass sowohl Verwaltung als auch Unternehmen möglichst wenig belastet werden. Eine Unternehmensgründung klappt dort innerhalb eines Tages und dazu noch komplett digital. Hier wird im Miteinander gedacht und geschaut, welche Freiräume sind möglich. Das kann und sollte auch für uns ein Vorbild sein“, so Wagner.