Pressemeldung vom 11.06.2025 - Dachau

Wirtschaft fordert Augenmaß bei Gewerbesteuerhebesätzen

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Klamme Kassen sorgen für einen Negativrekord in Oberbayern: So viele oberbayerische Kommunen wie noch nie haben im vergangenen Jahr ihre Gewerbesteuerhebesätze erhöht – auch im Landkreis Dachau sind sieben Kommunen diesen Schritt gegangen. So drehte unter anderem die Gemeinde Hebertshausen den Gewerbesteuerhebesatz im Jahr 2024 um 100 Prozentpunkte nach oben und gehört mit 450 Prozent neben Berglern und Wartenberg (beide Landkreis Erding) zu den Kommunen Oberbayerns mit den höchsten Hebesätzen, wie eine Auswertung der IHK für München und Oberbayern zeigt. Nur die Landeshauptstadt München ist mit 490 Prozent noch teurer für Unternehmen.

Mooseder: „Haushaltslöcher nicht auf dem Rücken der Unternehmen stopfen“

Ebenfalls erhöhten Altomünster (von 310 auf 340 Prozent), Erdweg (von 320 auf 330), Haimhausen (von 330 auf 340), Markt Indersdorf (von 320 auf 350), Petershausen (von 360 auf 380) sowie Pfaffenhofen an der Glonn (von 320 auf 330) ihre Hebesätze zur Berechnung der Gewerbesteuer. Alle anderen Städte und Gemeinden blieben bei ihren bisherigen Prozentsätzen. Mit 310 Prozent erhoben Bergkirchen und Sulzemoos den niedrigsten Gewerbesteuerhebesatz im Landkreis.

Angesichts der zunehmenden finanziellen Engpässe bei zeitgleich weiter steigenden Kosten und Ausgaben der Städte und Gemeinden hatte die IHK bereits befürchtet, dass auch im Landkreis die Hebesätze steigen könnten. Werner Mooseder, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Dachau, fordert daher Augenmaß. „Dass der Großteil der Gemeinden und Städte angesichts ihrer finanziellen Lage unter Druck steht, ist nachvollziehbar. Die Haushaltslöcher dürfen aber nicht auf dem Rücken der heimischen Unternehmen gestopft werden“, sagt Mooseder.

Im Jahr 2024 betrug der durchschnittliche Gewerbesteuerhebesatz im Landkreis Dachau 350 Prozent und lag damit über dem oberbayerischen Durchschnitt von 342 Prozent. Gesetzlich ist den Gemeinden bundesweit ein Mindesthebesatz von 200 Prozent vorgeschrieben, den die neue Bundesregierung laut ihrem Koalitionsvertrag auf 280 Prozent erhöhen will.

„Jegliche Steuererhöhung kommt zur Unzeit. Unsere heimische Wirtschaft steckt noch immer in der Dauerstagnation fest, die Investitionsbereitschaft liegt nahe dem Nullpunkt. Steuer-, Energie- und Arbeitskosten sind im internationalen Vergleich an der oberen Grenze, die Flut an Bürokratie schlichtweg erdrückend. Wenn Kommunen in dieser für alle Seiten herausfordernden Zeit ihre Gewerbesteuerhebesätze nach oben schrauben, verschärft das die wirtschaftliche Lage. Ihre Liquidität brauchen die Unternehmen für Zukunftsinvestitionen und Innovationen, was die neue Bundesregierung erkannt hat und deshalb Entlastungen auf den Weg bringen will“, so Mooseder. Der Regionalausschussvorsitzende macht deutlich: „Junge Firmen, Gründerinnen und Gründer ebenso wie die alteingesessenen Unternehmen brauchen Rückenwind und keinen Gegenwind durch höhere Steuern – ansonsten suchen sie sich für ihre weitere Entwicklung einen anderen Standort. Das dürfen wir nicht riskieren.“

Insgesamt nahmen die Kommunen im Landkreis Dachau im vergangenen Jahr über die Gewerbesteuer rund 102 Millionen Euro ein, etwas mehr Einnahmen als im Jahr 2023. Von der angegebenen Summe müssen die Kommunen eine Gewerbesteuerumlage an Bund und Länder abführen, im vergangenen Jahr waren das fast zehn Millionen Euro. Die Netto- ewerbesteuereinnahmen (nach Abzug der Umlage) standen 2024 für etwa 38 Prozent der kommunalen Steuereinnahmen auf Landkreisebene.

In vielen Kommunen spielen bei den aktuellen Diskussionen über höhere Gewerbesteuern die steigenden Kreisumlagen eine große Rolle. Über die Kreisumlage werden die Kommunen an den Ausgaben ihrer Landkreise beteiligt, die keine eigenen Steuereinnahmen haben. Die Kreisumlagen sind in den vergangenen Jahren oftmals deutlich angestiegen, unter anderem durch höhere Kosten für Krankenhäuser, in der Kinder- und Jugendhilfe sowie für die Unterbringung und Integration von Geflüchteten.

Grundlage der IHK-Auswertung sind die Daten zu den Gewerbesteuerhebesätzen und Gemeindefinanzen, die regelmäßig vom Bayerischen Landesamt für Statistik veröffentlicht werden.