Pressemeldung vom 12.06.2025 - Pfaffenhofen
Gewerbesteuer mit Augenmaß gefordert
Trotz klammer Kassen in vielen Kommunen bleiben die Gewerbesteuerhebesätze im Landkreis Pfaffenhofen mit einem Durchschnitt von 328 Prozent unter dem oberbayerischen Wert von 342 Prozent. Während in ganz Oberbayern so viele Kommunen wie noch nie im vergangenen Jahr ihre Gewerbesteuerhebesätze erhöht haben, sind im Landkreis nur drei Kommunen diesen Weg gegangen. Das zeigt eine Auswertung der IHK für München und Oberbayern.
Kastner: „Haushaltslöcher nicht auf dem Rücken der Unternehmen stopfen“
Manching hob den Hebesatz um 25 Prozentpunkte auf 350 Prozent an, in Ernsgaden und in Wolnzach stieg der Hebesatz auf 320 Prozent (plus 20 Prozentpunkte). Alle anderen Städte und Gemeinden blieben bei ihren bisherigen Prozentsätzen.
Angesichts der zunehmenden finanziellen Engpässe bei gleichzeitig weiter steigenden Kosten und Ausgaben der Städte und Gemeinden hatte die IHK bereits befürchtet, dass auch im Landkreis einige Gemeinden ihre Hebesätze anheben könnten. Eduard Kastner, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Pfaffenhofen, plädiert daher weiterhin für Augenmaß. „Dass der Großteil der Gemeinden und Städte angesichts ihrer finanziellen Lage unter Druck steht, ist nachvollziehbar. Die Haushaltslöcher dürfen aber nicht auf dem Rücken der heimischen Unternehmen gestopft werden“, sagt Kastner.
Gesetzlich ist den Gemeinden bundesweit ein Mindesthebesatz von 200 Prozent vorgeschrieben, den die neue Bundesregierung laut ihrem Koalitionsvertrag auf 280 Prozent erhöhen will. Den höchsten Hebesatz bei der Gewerbesteuer im Landkreis wies mit 390 Prozent die Gemeinde Pfaffenhofen an der Ilm auf. Mit jeweils 310 Prozent erhoben Hettenshausen, Ilmmünster und Jetzendorf den niedrigsten Gewerbesteuerhebesatz im Landkreis. Im Zehnjahresvergleich senkte keine der Kommunen ihre Hebesätze, in 14 von 19 Kommunen stiegen allerdings die Hebesätze um bis zu 60 Prozentpunkte.
„Jegliche Steuererhöhung kommt zur Unzeit. Unsere heimische Wirtschaft steckt noch immer in der Dauerstagnation fest, die Investitionsbereitschaft liegt nahe dem Nullpunkt. Steuer-, Energie- und Arbeitskosten sind im internationalen Vergleich an der oberen Grenze, die Flut an Bürokratie schlichtweg erdrückend. Wenn Kommunen in dieser für alle Seiten herausfordernden Zeit ihre Gewerbesteuerhebesätze nach oben schrauben, verschärft das die wirtschaftliche Lage. Ihre Liquidität brauchen die Unternehmen für Zukunftsinvestitionen und Innovationen, was die neue Bundesregierung erkannt hat und deshalb Entlastungen auf den Weg bringen will“, sagt Kastner. Der Regionalausschussvorsitzende macht deutlich: „Junge Firmen, Gründerinnen und Gründer ebenso wie die alteingesessenen Unternehmen brauchen Rückenwind und keinen Gegenwind durch höhere Steuern – ansonsten suchen sie sich für ihre weitere Entwicklung einen anderen Standort. Das dürfen wir nicht riskieren.“
Insgesamt nahmen die Kommunen im Landkreis Pfaffenhofen im vergangenen Jahr über die Gewerbesteuer rund 83 Millionen Euro ein, etwa 18 Millionen Euro mehr als im Jahr 2023. Von der angegebenen Summe müssen die Kommunen eine Gewerbesteuerumlage an Bund und Länder abführen, im vergangenen Jahr waren das rund 8,5 Millionen Euro. Die Netto-Gewerbesteuereinnahmen (nach Abzug der Umlage) standen 2024 für
etwa 35 Prozent der kommunalen Steuereinnahmen auf Landkreisebene.
In vielen Kommunen spielen bei den aktuellen Diskussionen über höhere Gewerbesteuern die steigenden Kreisumlagen eine große Rolle. Über die Kreisumlage werden die Kommunen an den Ausgaben ihrer Landkreise beteiligt, die keine eigenen Steuereinnahmen haben. Die Kreisumlagen sind in den vergangenen Jahren oftmals deutlich angestiegen, unter anderem durch höhere Kosten für Krankenhäuser, in der Kinder- und Jugendhilfe sowie für die Unterbringung und Integration von Geflüchteten.
Grundlage der IHK-Auswertung sind die Daten zu den Gewerbesteuerhebesätzen und Gemeindefinanzen, die regelmäßig vom Bayerischen Landesamt für Statistik veröffentlicht werden.