Ausbildung

Wenn es in der Ausbildung mal klemmt

Damit auch schwächere Azubis eine Chance haben, ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen, unterstützt die IHK für München und Oberbayern die bundesweite Initiative VerA („Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“). Dabei helfen ehrenamtliche Begleiter den Azubis in Form einer Patenschaft, beispielsweise für fachliche Prüfungsvorbereitungen, unzureichenden Sprachkenntnissen oder anderer sozialer Herausforderungen.

 Erfolgreiches Mentoring im Ausbildungsbetrieb Wackerbauer Maschinenbau GmbH: ‎Auszubildender Nick mit Senior-Berater Jürgen Ecker.‎
Erfolgreiches Mentoring im Ausbildungsbetrieb Wackerbauer Maschinenbau GmbH: ‎Auszubildender Nick mit Senior-Berater Ludwig Ecker.‎

Es macht Spaß, junge Leute zu motivieren, mit ihnen zu lernen und sie zu Erfolgserlebnissen zu führen. Vor allem dann, wenn die Ausgangsbedingungen nicht die besten sind.

Ludwig Ecker, „Senior-Berater“ der bundesweiten Initiative VerA

Herr Ecker, an wen richtet sich die VerA-Initiative?

VerA bietet Patenschaften für Azubis, die ernste Schwierigkeiten in ihrer Ausbildung haben und bei denen deshalb die Gefahr besteht, dass sie ihre Lehre frühzeitig abbrechen. Das können auch Azubis mit Flucht- oder Migrationshintergrund sein. Wenn ein Azubi die Anforderungen der Berufsschule und des Ausbildungsbetriebes nicht mehr alleine oder mit zusätzlichen betrieblichen Angeboten meistern kann, ist eine VerA-Partnerschaft eine mögliche Option.

Sie sind ein so genannter „Senior Berater“ für die VerA-Initiative. Was bedeutet das konkret?

Um zu verhindern, dass er seine Ausbildung hinschmeißt und dann ohne Abschluss da steht, treffe ich mich je nach Bedarf regelmäßig mit dem jeweiligen Azubi. In der Regel geht das ein ganzes Jahr lang. Meine Rolle kann man sich als Nachhilfelehrer vorstellen: Ich helfe in der Prüfungsvorbereitung bei fachlichen Themen, gehe den Lernstoff mit dem Azubi durch und unterstütze ihn, wenn es bei der Sprache Schwierigkeiten gibt. Darüber hinaus vermittle ich auch, wenn es Schwierigkeiten in der Beziehung zum Ausbildungsbetrieb gibt. Ich bin ein ehrenamtlicher Ansprechpartner – sowohl für den Azubi als auch für den Betrieb, in dem er oder sie beschäftigt ist.

Welche Fertigkeiten muss ein Senior Berater wie Sie mitbringen?

Ganz oben stehen zwei Anforderungen: Zum einen braucht man natürlich das Fachwissen und die soziale Kompetenz, mit jungen Menschen gut umgehen zu können. Die sind betriebliche Abläufe oft noch nicht gewohnt und denken und ticken dementsprechend anders. Zum anderen sollte man sich auf jeden Fall sehr gut mit Ausbildungs- und Prüfungssystem der IHK auskennen. Die duale Ausbildung hat klare Strukturen, Regeln und Prozesse. Die muss ich kennen, um einen Azubi richtig betreuen zu können.

Wie würden Sie Ihre bisherigen Erfahrungen beschreiben?

Bisher habe ich zwei Azubis jeweils zwei Jahre lang begleitet. Es macht Freude, junge Leute zu motivieren, mit ihnen zu lernen und sie zu ‎Erfolgserlebnissen zu führen. Vor allem dann, wenn die Ausgangsbedingungen nicht ‎die besten sind. Da kann man in wenigen Monaten viel bewirken. Als ehemaliger Leiter des Beruflichen Schulzentrums in Mühldorf kenne ich die Bedürfnisse der Azubis und die Ansprüche der Unternehmen gleichermaßen. Bei den allermeisten Azubis verläuft die Ausbildung ja auch vollkommen reibungslos. Bei VerA wollen wir denjenigen unter die Arme greifen, bei denen es in der Ausbildung knirscht. Wenn Azubis Startschwierigkeiten haben oder die Inhalte der Lehre nicht auf Anhieb verstehen, ist das noch kein Grund, dass sie gleich durch das Raster fallen und ihre Lehre abbrechen.

Warum sind Sie von VerA überzeugt?‎

Bundesweit schaffen 80 bis 85 Prozent der begleiteten Azubis den Abschluss, das ist spitze. Ich bin überzeugt davon, dass sich die Unternehmen, Berufsschulen und die IHK ganz besonders auch um die Spätzünder in den Betrieben kümmern müssen. Das kommt uns allen und der Wirtschaft auf jeden Fall zu Gute. Immerhin gab es zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres im September im Landkreis Mühldorf noch 220 freie Lehrstellen. Jeder Azubi muss also bestmöglich gefördert werden. Und einige Wenige brauchen nun mal mehr Unterstützung als andere.

Selbst Helfer werden

Franz Schropp , VerA-Regionalkoordinator für München und Oberbayern‎

In ganz Oberbayern gibt es bereits über 1.000 solcher Partnerschaften. Wer sich ebenfalls einbringen möchte, kann sich bei Franz Schropp melden.

089 6364-1623‎ oder schropp@optimalmail.de