Kaufmann/ Kauffrau im E-Commerce

Erster digitaler Ausbildungsberuf

Die neue Ausbildung zum Kaufmann im E-Commerce ist gestartet. Der zukunftsorientierte Beruf ist nicht nur für Händler interessant, sondern auch für andere Branchen wie Tourismus, Banken oder Verlage.

Von Sabine Hölper

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© Eder GmbH

Tommy Schechner ist ein Pionier. Der 16-Jährige hat am 1. September 2018 seine Ausbildung als Kaufmann im E-Commerce begonnen und gehört damit zu den ersten, die diesen neuen Beruf lernen und später ausüben werden. Bei einem Praktikum bei seinem künftigen Arbeitgeber, dem Fahrzeug- und Maschinenbauunternehmen Eder GmbH, hat er Feuer gefangen und ist stolz, diesen neuen Ausbildungsberuf zu erlernen.

Maßgeschneidert ‎für Onlinehändler

Die neue Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau im E-Commerce ist die Konsequenz aus dem steigenden Bedarf an Fachkräften, unter anderem im Onlinehandel. Die Ausbildung zum Kaufmann/-frau E-Commerce schließt eine Lücke. Es ist der erste echte 4.0-Ausbildungsberuf, der dem Wachstum und dem Trend von E-Commerce und neuen Medien Rechnung trägt. So lernen Auszubildende unter anderem,

  • Onlinevertriebskanäle auszuwählen und einzusetzen,
  • Waren- und Dienstleistungssortimente zu gestalten und online zu bewirtschaften,
  • die Beschaffung zu unterstützen,
  • die Vertragsanbahnung im Vertrieb abzuwickeln,
  • die Kundenkommunikation zu gestalten,
  • Onlinemarketingmaßnahmen umzusetzen sowie
  • kaufmännische Instrumente zur Steuerung und Kontrolle zu nutzen.

Der neue Beruf ist maßgeschneidert für Onlinehändler. Aber auch Multichannel-Anbieter, also Handelsunternehmen, die sowohl stationär als auch im Netz aktiv sind, erhalten mit der Neuerung eine weitere Option, ihren wachsenden Fachkräftebedarf zu decken.

Auch in anderen Branchen gefragt

Kaufleute im E-Commerce sind aber nicht nur für den Handel interessant. Sie können grundsätzlich von allen Unternehmen ausgebildet werden, die Waren oder Dienstleistungen über das Internet vertreiben. Hierzu zählen zum Beispiel die Branchen Tourismus, Hotellerie und Gastronomie, Banken, Versicherungen, Chemie, Metall – oder Verlage.

Der Klaus Hanfstingl Verlag hat für dieses Jahr einen Azubi zum Kaufmann im E-Commerce eingestellt. Der in Geretsried ansässige Glückwunschkartenverlag verkauft seit mehr als 35 Jahren unter der Marke Hanra Gruß- und Postkarten. „Seit Jahren macht der Onlinehandel einen großen Teil unseres Umsatzes aus, und wir rechnen noch mit großen Wachstumsraten“, sagt Geschäftsführerin Stefanie Hanfstingl-Kariger. Im neuen Ausbildungsberuf sieht sie den „großen Vorteil, intern den Lehrling qualifiziert auf den Onlinehandel, digitale Trends und technische Herausforderungen vorbereiten zu können“.

Angie Eder, Geschäftsführerin der Eder GmbH, sieht das ähnlich: Vor zehn Jahren begann der Anbieter von Landtechnik und Ersatzteilen mit dem Onlinehandel. Mittlerweile arbeiten 70 von unternehmensweit 1.800 Mitarbeitern im Bereich E-Commerce. Und der Bedarf an gut ausgebildeten Beschäftigten für diese Sparte steigt kontinuierlich. Eder ist überzeugt, dass sich die Ausbildung auf lange Sicht auszahlen wird.