IHK Veranstaltungsrückblick (25.09.2019 - 02.10.2019)

Start.up! Germany Tour: StartUps sichtbar machen

Das Ziel der Start.up! Germany Tour - Munich war klar: StartUps aus elf Ländern ins "Ökosystem" München holen, Kontakte schaffen, Interesse von Mittelständlern und Investoren wecken. Höhepunkt war der Besuch der Bits & Pretzels mit Gastredner Barack Obama.

StartUps brillieren auf der Bits & Pretzels

Er hat nur drei Minuten. Adebowale Odulana, Arzt und Gründer aus Nigeria, steht auf der „Stage 2“ des Gründer-Festivals „Bits & Pretzels“. Er hat drei Minuten, um sein StartUp Doctoora vorzustellen. 180 Sekunden, in denen jeder Satz und jede Erklärung sitzen müssen. Drei Jury-Mitglieder und rund 50 Zuhörer warten. Die Digitaluhr steht auf 3:00.

Startschuss. Die Uhr läuft. Der Mediziner Odulana mutiert auf der Bühne zu dem, was Musiker halb spöttisch, halb neidisch „Rampensau“ nennen. Der Mann aus Nigeria macht alles richtig. Sucht den Blickkontakt, spricht leidenschaftlich, füllt mit seiner Präsenz die Bühne aus. Seine Präsentation ist mehr als ein Geschäftsmodell, sie ist ein Versprechen.

Doctoora will die medizinische Versorgung in Afrika verbessern. Das Problem: In Nigeria und anderen afrikanischen Staaten gibt es nur wenige große Kliniken – und die sind in den Städten. In der Fläche werden kranke Menschen nicht behandelt, oder sie sterben, weil der nächste Arzt unerreichbar ist.

Odulanas Online-Plattform soll das ändern. Auf ihr sollen sich Patienten, Ärzte und Kliniken vernetzen. Die Idee: Wenn es die Menschen nicht zum Arzt schaffen, muss die medizinische Versorgung zu den Menschen kommen. Ein Beispiel, wie Digitalisierung die Welt zum Positiven ändert.

Während Adebowale Odulana versucht, seine Zuhörer für sich zu gewinnen, klickt er auf einen falschen Screen voller Symbole, die unlesbar sind. Der GAU, aber der Mann bleibt cool. „Sie sehen: ein Fehler. Das haben wir in Afrika die ganze Zeit.“ Gelächter, sogar die Jury grinst. Odulana bringt die Leute in Stimmung. Er bekommt dicken Applaus.

In seinem Fanblock sitzt Gabriele Vetter: „Ein super Entertainer“, schwärmt Vetter. Bei der IHK für München und Oberbayern ist Vetter für gewöhnlich in der Außenwirtschaft Spezialistin für für die Märkte außerhalb der EU. In diesem Spätsommer war sie zudem Teil eines spannenden Gründerprojekts: Zusammen mit Christian Neugebauer, Mitglied Ihres Teams in der Außenwirtschaft, organisierte sie die einwöchige Start.up! Germany Tour nach München. Unterstützt wurden die beiden von den Praktikanten Lucas Wiegand und Jacline Henkel.

Geschäftsmodelle aus dem Internet der Dinge (loT) ‎und der ‎Gesundheitswirtschaft‎

Partner der einwöchigen Start.up! Germany Tour waren der DIHK, die AHKs sowie die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Rahmen ihrer Digital-Initiative „Make-IT in Africa“.

Zur Tour gehörten 20 StartUps aus 11 Ländern und 12 StartUp –Spezialisten der AHKs. Vom 25. September bis 2. Oktober gastierte die Tour in München. Die 20 StartUps kamen aus zwei Branchen, die für Bayerns Wirtschaft besonders interessant sind: Die Geschäftsmodelle der Tour kreisten um das Internet der Dinge (loT) und das Thema Gesundheitswirtschaft.

„Das Ziel unserer Tour ist klar: Diese StartUps sichtbar machen, Kontakte schaffen, Interesse von Mittelständlern und Investoren wecken“, erklärt IHK-Fachfrau Vetter. „Diese Geschäftsideen sind voll auf Höhe der Zeit. Wer mit unseren Tourmitgliedern kooperiert, bekommt zudem die Chance, in deren Heimatländern Fuß zu fassen“, betont Vetter.

Die Gründer aus Ländern wie Nigeria, Finnland, China und Saudi-Arabien bekamen vertiefende Einblicke in das „bayerische Ökosystem“ – mit Ortsterminen im Gate Garching und im Werk1.

Die IoT StartUps besuchten den Networking-Event „Startups meet Corporates (loT)“ in der Münchner IHK Akademie. Die zweite Gruppe aus der Gesundheitsbranche nahm teil am 18. Europäischen Gesundheitskongress im Münchner Hotel Hilton.

Christian Neugebauer, Mitorganisator der Start.up! Germany Tour und Mitglied der IHK Startup Unit sieht dabei auch einen Mehrwert für die hiesigen Unternehmen: „Viele Mittelständler müssen Ihr Geschäft digitalisieren, um ihre führende Position auf dem Weltmarkt zu behaupten. Sie suchen daher Kooperationen mit StartUps, die technologisch auf dem neuesten Stand sind. Die Veranstaltungen der Start.up! Germany Tour in München waren hier eine gute Gelegenheit in ungezwungener Atmosphäre mit IoT- und Healthcare StartUps aus aller Welt in Kontakt zu kommen.“

Höhepunkt war die Teilnahme an dem StartUp - Festival Bits & Pretzels. Die Jury hatte 4 StartUps der Tour für den Gründer-Pitch ausgewählt.

Schon die Eröffnungsfeier in der Messe München war den Flug nach München wert. Standing Ovations für den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama. Obama und auch die anderen Speaker auf der Bühne gaben das Leitmotiv des Festivals vor: Impact. Wir können die Welt verändern.

Adebowale Odulana äußerte sich schon vor seinem Pitch schwer euphorisiert: „Es ist großartig hier.“ Bemerkenswert wie gut auch die drei anderen ausgewählten StartUps zum Leitmotiv der Nachhaltigkeit passten.

  • Matti Viita, finnischer Gründer von Viimatech Digital, erklärte, wie seine auf Sensoren basierende loT-Anwendung hilft, die Wartung von Pumpen zu verbessern. Seinen Worten zufolge könnte das Verschleiß und die Kosten drastisch reduzieren.
  • Der ebenfalls aus Finnland stammende Gründer Seppo Salorinne hat eine Lösung entwickelt, mit der Asthmatiker selbst sehr präzise einschätzen können, ob die pharmazeutische Hilfe reicht – oder ein Asthma-Anfall droht.
  • Pritesh Hiralal, Gründer der Zinergy Shenzen, verblüffte Publikum und Jury mit einer ultradünnen und komplett biegsamen Batterie, die eher einem Stoffstreifen glich. Die Batterie versorgte auch dann noch einen Wecker mit Strom, nachdem Hiralal ein Stück von ihr mit einer Schere abgeschnitten hatte. Mögliche Einsatzgebiete: Transport von verderblichen Lebensmitteln. Auf einen Blick lässt sich sehen, ob verpackte Truthahnschnitzel oder Fischfilets ausreichend gekühlt sind. Mit Zinergy-Batterien ließe sich GPS-Ortung für Wertsendungen ermöglichen.

Die Jury war baff. Pritesh Hiralal gewann den Pitch und kam in die nächste Runde.

Für IHK-Expertin Vetter war das der Beleg, dass das Konzept der Tour aufgeht. „Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Tour hat unseren StartUps wichtige Kontakte gebracht. Ich bin mir sicher, dass die internationale Vernetzung auch geschäftlichen Erfolg bringen wird“, betont Vetter.