Der „Maibock“ – das starke Frühjahrsbier
Auf die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern mit ihren berühmten Starkbieren folgt unmittelbar eine zweite Saison, die von einem besonderen Hopfengetränk geprägt ist. Es sind die Wochen des Maibocks.
Der Ursprung des Maibocks liegt in Niedersachsen, genauer gesagt in Einbeck. Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bezogen die bayerischen Herzöge ein besonderes, in Einbeck gebrautes Bier. Um sich auf lange Sicht die Kosten für den Import zu sparen, erhielt das herzogliche Hofbräuhaus in München den Auftrag, selbst ein Bier nach „Ainböcker Art“ zu verfertigen.
Das ursprünglich nur für die Hofgesellschaft fabrizierte untergärige Starkbier fand schnell auch außerhalb der Adelskreise viele Anhänger. Es entwickelte sich zu einem beliebten Getränk für die Wochen zwischen der Starkbierzeit und dem Ausschank der jungen Vollbiere der Sommermonate. Bis in das Jahr 1818 war die Produktion dieses im Volksmund zunächst „Einbock-Bier“, später dann nur noch verkürzt als „Bock-Bier“ oder schlicht „Bock“ bezeichneten Getränks ein exklusives Privileg des Münchner Hofbräuhauses. Erst danach wurde seine Herstellung auch für private Sudhäuser freigegeben.
Seit vielen Jahren locken die Brauereien ihre Kunden während der Maibock-Zeit mit speziellen Angeboten rund um den besonderen Sud. Das Hofbräuhaus etwa bewarb den Maibock-Ausschank in den 1950er Jahren als „Altmünchner Frühjahrskur“ und schrieb dem Bockbier damit sogar eine positive gesundheitliche Wirkung zu. Ein traditioneller „Tanz in den Mai“ oder die ersten Volksfeste und Dulten im Jahreslauf bieten ebenfalls die Möglichkeit, den „Bock“ prominent zu vermarkten. In manchen Gasthäusern wurden sogar Wettbewerbe im „Zimmerstutzenschießen“ veranstaltet. Dabei wurde mit Kleinbüchsen auf spezielle Schützenscheiben geschossen, die mit einem Geißbock verziert waren. Außer dem gleichlautenden Namen gibt es allerdings keinerlei Beziehung zwischen „Bock“ und Bock.
Dr. Harald Müller