Position

IHK Regionalausschuss Miesbach zu den Kommunalwahlen 2020

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© MARTIN ERDNISS

Der IHK Regionalausschuss Miesbach vertritt die knapp 10.000 IHK-zugehörigen Unternehmen im Landkreis Miesbach. Mit Blick auf die im Frühjahr 2020 bevorstehenden Kommunalwahlen sind aus Sicht der regionalen Wirtschaft nachfolgende Handlungsfelder von besonderer Bedeutung für den Erhalt und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts.

Nachhaltige Mobilität

Wirtschaft und Bürger benötigen eine leistungsfähige und nachhaltige Mobilität. Im Landkreis Miesbach, als Flächenlandkreis ohne Oberzentrum, ist der ÖPNV dabei eine wichtige, aber nicht die einzige zu berücksichtigende Verkehrsform. Ziel muss ein integriertes Mobilitätskonzept sein, das alle Verkehrsträger gleichberechtigt berücksichtigt. Dazu gehören u.a.

  • ausreichend dimensionierte Beförderungskapazitäten,
  • bedarfsgerechte Takte beim ÖPNV
  • und ‎eine intelligente Verknüpfung aller Verkehrsträger wie ‎ÖPNV, Pkw, Lkw, Radverkehr, Carsharing usw..

Es bedarf dazu ebenso ‎mehr Umsteigeplätze und -möglichkeiten insbesondere für Pendler, sowie der Prüfung und ggf. Einrichtung neuer Linien und Haltestellen (Bus) und Haltepunkte (Bahn). Zu prüfen wäre außerdem die Einbeziehung des gesamten Landkreises in das MVV Netz, damit verbunden auch die Einführung eines einheitlichen Ticketsystems.

Die Taktung des ÖPNV sollte sich dabei nicht nur an der Schülerbeförderung orientieren, sondern ebenfalls das Mitarbeiterpendlerverhalten der regionalen Betriebe berücksichtigen. Auf Grund der hohen Verkehrsbelastung im Landkreis werden aktive und wirksame Maßnahmen zur Reduzierung bzw. Vermeidung von Ausweichverkehr gefordert. Notwendig ist darüber hinaus eine integrierte und überregionale, d.h. mindestens landkreisweite Verkehrssteuerung unter Nutzung zeitgemäßer, digitaler Systeme.

Digitale Infrastruktur stärken

Eine leistungsfähige IKT-Infrastruktur ist eine zentrale Voraussetzung ‎für die digitale Zukunft der Unternehmen. Die permanent steigenden Anforderungen erfordern eine ebenso kontinuierliche Fortführung des Breitband- und Mobilfunkausbaus. Eine fest definierte Zielmarke für die verfügbaren Bandbreiten und Übertragungsgeschwindigkeiten ist aktuell nicht absehbar.

Der terrestrische Ausbau sollte ausschließlich mit Glasfaser durchgeführt werden. Die Anbindung sollte dabei in jedem Fall bis ins Gebäude (sog. FTTB oder FTTL) erfolgen. Die derzeit vor allem in den Kommunen des Landkreises in vielen Fällen genutzte Vectoring-Technik bietet aus Sicht der Wirtschaft keine ausreichenden Ausbaureserven.

Ein zuverlässiges Mobilfunknetz ist nicht nur die notwendige Grundlage für zeitgemäßes, digitales mobiles Arbeiten. Bestehende Funklöcher in den aktuellen Mobilfunknetzen im Landkreis müssen daher zügig und flächendeckend beseitigt werden. Insbesondere Funklöcher entlang der Hauptverkehrsachsen (Straße und Schiene) sollten mit Vorrang geschlossen werden. Der neue 5G-Mobilfunkstandard ist vor allem eine von mehreren wichtigen Voraussetzungen für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Region. Die Infrastruktur für den neuen 5G-Standard muss daher konsequent und zeitnah geschaffen werden.

Fachkräfte sichern

Der Mangel an Fachkräften und Auszubildenden wird von den Miesbacher Unternehmen am häufigsten als Risikofaktor ‎für die Zukunft genannt. Zur Lösung sind vielfältige Maßnahmen erforderlich. Die unterdurchschnittliche Beschäftigungsquote bei Frauen weist auf ein brachliegendes Fachkräftepotenzial hin. Dieses könnte durch den flächendeckenden Ausbau flexibler Betreuungsstrukturen, ‎sowohl für Kinder ‎bis zu zwölf Jahren als auch für pflegebedürftige Angehörige, gehoben werden. Gleichzeitig müssen Schulen und insbesondere die Berufsschulen für ‎eine flächendeckende Versorgung der Region gesichert werden. In diesem Zusammenhang sollte die Einrichtung einer eigenen Berufsschulklasse für Informatikberufe an der BS Miesbach angestrebt werden, um diese besonders zukunftsfähigen Berufe in der Region ausbilden zu können.

Flächen für Gewerbe und Wohnen

Das Thema bezahlbarer Wohn‎raum steht in engem Zusammenhang mit der Fachkräf‎tesicherung. Die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum für Bezieher ‎niedriger aber ‎auch mittlerer Einkommen hat unmittelbaren Einfluss auf die Fachkräftesituation im ‎Landkreis. Die Topographie, ‎die Nähe zum Ballungsraum München, aber auch die Belange von Naturschutz und ‎Tourismus erschweren die Möglichkeiten im Vergleich zu ‎anderen Regionen deutlich.

Das Ziel muss es daher sein, vorhandene Flächen konsequent und unter Nutzung aller rechtlichen Möglichkeiten, ggf. auch durch gezielte An‎passungen der Bauordnung, zu nutzen. Dazu gehört insbesondere auch, brachliegende ‎innerörtliche Flächen zu aktivieren und für leerstehende Immobilien bei Bedarf eine ‎Umnutzung zu ermöglichen. Weitere Chancen ergeben sich durch eine systematische ‎Nachverdichtung, z.B. durch höhere Geschossflächenzahlen, den Ausbau von Dachge‎schossen, Neubauten in Stelzenbauweise oder grundsätzlich mehrgeschossige Gewerbebauten. Für eine strukturierte und landkreisweite Umsetzung sollte die Einführung ‎eines ‎regionalen Flächenmanagements erwogen werden.‎

Gleiches gilt für Gewerbeflächen. Ausreichender Gewerbegrund ist für Bestandsunternehmen wie neue Betriebe essentiell. Landkreis und Kommunen sind aufgefordert, eine vorausschauende Planung von Gewerbeflächen vorzunehmen, um der regionalen Wirtschaft Entwicklungsperspektiven zu bieten. Mit Blick auf einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Fläche ist aus Sicht der Wirtschaft ein landkreisweites, aktives und strategisches Flächenmanagement gefragt. Wie bei anderen Themen auch, bedarf es dabei einer deutlichen Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit.

Bürokratieabbau

Zu den größten Herausforderungen im Landkreis Miesbach zählt aus Sicht der regiona‎len Betriebe der Bürokratieabbau. Eine bürokratiearme Verwaltung bringt Zeit- und Kos‎tenersparnisse für beide Seiten, Unternehmen wie Verwaltung. In einer immer schnelle‎ren und agileren Wirtschaft müssen Verwaltungs-, insbesondere Genehmigungsverfah‎ren vereinfacht und beschleunigt werden. Andere oberbayerische Landkreise, wie z.B. ‎Ebersberg und Traunstein, haben hier mit der Zertifizierung nach RAL bereits neue We‎ge beschritten. Außerdem müssen die digitalen Angebote der Verwaltung gerade für ‎Unternehmen zügig ausgebaut werden.