Praxisbeispiel: Rekrutierung von Fachkräften im Ausland

Dinzler Kaffeerösterei: Auf ungewöhnlichen Wegen zu neuen Mitarbeitern

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© Raider

Dinzler setzt sowohl auf persönliche Ansprache als auch die Netzwerke der eigenen Mitarbeiter.

38 Nationalitäten sind im Betrieb vertreten

Standort: Irschenberg
Branche: Kaffeeproduktion & Gastronomie
Mitarbeiter: 209

Das Anwerben eines neuen Mitarbeiters aus dem Ausland muss nicht immer das Resultat eines langen Strategieprozesses sein. „Manchmal ergibt es sich mehr oder weniger zufällig“, berichtet Heike Richter, Personalleiterin bei der Dinzler Kaffeerösterei. „So waren wir vor zwei Jahren in der Toskana in einem Hotel und lernten dort einen Service-Mitarbeiter kennen, der gute Arbeit leistete.“ Dieser erhielt dort aber immer nur Saisonverträge. „Da haben wir ihn zum Probearbeiten bei uns eingeladen und ihm schließlich eine feste Stelle bei uns angeboten.“ Mittlerweile hat sich der italienische Kollege zum stellvertretenden Restaurantleiter hochgearbeitet.

Dinzler aus Irschenberg stellt eigene Kaffeesorten her und betreibt Cafés und Restaurants. Mitarbeiter aus dem Ausland sind schon lange im Team. 2002 bestand das Unternehmen nur aus einer Kaffeerösterei mit sieben Mitarbeitern. „Damals wollten wir mit einem neuen Café den Schritt in Richtung Gastronomie machen“, erzählt Heike Richter. Allerdings war es schwierig, für Jobs etwa als Spüler motivierte deutsche Mitarbeiter zu finden. „So hat es sich ergeben, dass wir Menschen mit ausländischem Hintergrund eingestellt haben.“ Heute hat Dinzler über 200 Mitarbeiter. Rund ein Viertel stammt aus dem Ausland, 38 Nationalitäten sind im Betrieb vertreten. Auch Asylbewerber stellt die Firma bei sich ein.

Viele neue Kollegen findet Richter über die Netzwerke der bestehenden Mitarbeiter aus dem Ausland, die Freunde und Bekannte aus ihrem Heimatland anwerben. Bleiben die neuen Kollegen mindestens ein Jahr im Unternehmen, bekommt der Anwerber eine Prämie von 1.000 Euro.

Potenzielle neue Mitarbeiter lädt Richter für einen oder mehrere Tage zum Probearbeiten ein. „Ziel ist es, dass sie mit einem Arbeitsvertrag wieder nach Hause fahren.“ Nicht immer läuft alles rund. Gerade wenn die neuen Mitarbeiter aus Drittstaaten kommen, sind die behördlichen Hürden oft hoch. „Wir warten beispielsweise bei einem Bewerber aus Bosnien seit zwei Jahren auf einen Termin bei der Botschaft dort, um ein Visum für Deutschland zu erhalten“, so Richter. „Beschleunigen können wir das von hier aus leider nicht.“ In der Zwischenzeit hält die Firma seit einem Jahr schon eine Wohnung für ihn frei, in der Hoffnung, dass es endlich klappt.

Generell unterstützt Dinzler bei der Wohnungssuche, garantiert bei den Vermietern für die Mitarbeiter oder tritt direkt als Mieter auf. Auch wöchentliche Deutschkurse von einem ausgebildeten Lehrer bietet das Unternehmen an. Sprache ist schließlich bei der Weiterentwicklung und Integration essenziell. Ebenfalls bei der Integration helfen Paten, die jeder neue Mitarbeiter an die Seite gestellt bekommt, und Firmensport-Angebote, zum Beispiel Yoga-Kurse oder Wandertouren. „Am beliebtesten ist unsere Fußballrunde, da treffen sich alle Nationalitäten“, sagt Heike Richter.

Das alles fördert letztlich auch die Zusammenarbeit am Arbeitsplatz. Das Miteinander funktioniert – manchmal sogar besonders gut: „Bei uns wurden aus Kollegen schon länderübergreifende Ehepaare“, verrät Richter.

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