Tatarstan: Präsident Rustam Minnichanow wirbt um bayerische Firmen

Rustam Minnichanow, Präsident der Republik Tatarstan, will mit Hilfe bayerischer Investoren sein Land entwickeln.

„Die IHKs sollen die Brücken bauen“

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© Wolf Heider-Sawall Der Präsident von Tatarstan, Rustam Minnichanow, in der Mitte.

Mit schönen Worten wollte der Mann sich nicht begnügen. Er sagte, man sei nach München gekommen, um mit „konkreten Schritten“ die Zusammenarbeit mit Bayerns Wirtschaft zu vertiefen. Rustam Minnichanow, Präsident der Republik Tatarstan, war am 19. September mit großer Entourage in die IHK für München und Oberbayern gekommen. Natürlich hatte die Delegation am Vorabend das Oktoberfest besucht. Minnichanow interessiert sich aber für weit mehr als bayerische Bierfest-Kultur. Er will mit Hilfe bayerischer Firmen und Investoren sein Land entwickeln. Der IHK-Round Table Tatarstan gab Vertretern führender oberbayerischer Firmen die willkommene Chance, Kontakte auf höchster Ebene zu schaffen. Zwar dürfte nicht jedem in der bayerischen Wirtschaft der Begriff Tatarstan geläufig sein – gleichwohl, das zeigte die IHK-Veranstaltung sehr deutlich, hat/weist die Republik viel Potenzial auf. Wolfgang Hastenpflug, Stellvertretender Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses, sagte, Tatarstan gelte als das „Bayern Russlands“. Für den Standort Tatarstan sprechen folgende Vorteile: gutes Bildungsniveau der knapp 4 Millionen Einwohner, große Öl- und Gasvorkommen, eine starke Petrochemie, eine wirtschaftsfreundliche Regierung. Tatarstan gilt als die russische Republik mit den besten Investitionsbedingungen. Besonders attraktiv ist eine Sonderwirtschaftszone, in der Unternehmen fast keine Steuern bezahlen. Auch bei der Infrastruktur kann Tatarstan punkten. Breitbandversorgung und E-Government-Angebot sind besser als in den meisten EU-Staaten.

Die verschärften US-Sanktionen sind kein Hindernis

Natürlich profitiert die Republik auch davon, dass sich Russlands Wirtschaft generell erholt halt. Schamil Ageev, Vorstandsvorsitzender der Industrie- und Handelskammer Tatarstans, versicherte, daran würden auch die verschärften US-Sanktionen gegen Russland nichts ändern. Tatarstans Wirtschaft habe in diesem Jahr ihr US-Geschäft verdoppelt. Der Handel mit Deutschland habe um 86 Prozent zugelegt. Präsident Minnichanow sagte, das gute Verhältnis zwischen Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer und Russland habe die Basis geschaffen, um den wirtschaftlichen Kontakt nach Bayern zu vertiefen. Der IHK-Round Table zeigte, wie groß das Interesse bayerischer Firmen ist. Der Chemiekonzern Linde ist bereits in den Markt eingestiegen. Die Flughafen München GmbH und die Messe München wollen mit Tatarstan ins Geschäft kommen. Prinz Luitpold von Bayern hat Tatarstan für seine Schlossbrauerei Kaltenberg bereits erschlossen. Im Rahmen eines Joint-Ventures errichtet er in Tatarstan derzeit Russlands modernste Brauerei. Solche Deals will Präsident Minnichanow häufiger sehen. Die Industrie- und Handelskammern sollen dabei eine Schlüsselrolle spielen. „Sie sollen die Brücken zwischen unseren Ländern bauen“, sagte Minnichanow.

Zur Fußball-WM gibt es bayerisches Bier

Dieser Ankündigung folgte der formale Höhepunkt des IHK-Besuchs: die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen der IHK Tatarstan und der IHK für München und Oberbayern. Der Unterzeichnung sollen steigende Geschäfte zwischen Unternehmen beider Seiten folgen. Das Timing ist perfekt: Die Fußball-WM 2018 wird auch in Kasan, der Hauptstadt Tatarstans, ausgetragen. Dann wird die russische Republik ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit rücken. Ein Erfolg steht schon jetzt fest: Fußball-Fans werden in Kasan bayerisches Bier trinken können. Das sagte Prinz Luitpold von Bayern den Teilnehmern zu.