Bayerische Wirtschaft setzt sich für die Integration von Flüchtlingen ein
Integration von Flüchtlingen: Ganz im Sinne des Ehrbaren Kaufmanns schauen die bayerischen Unternehmen nicht weg, sondern stellen sich dieser verantwortungsvollen Herausforderung, indem sie Praktika, Ausbildungs- und Arbeitsplätze anbieten. Die Bilanz des Integrationspaktes, der zwischen der bayerischen Staatsregierung und der bayerischen Wirtschaft geschlossen wurde, kann sich sehen lassen.
Zahlen zu Flüchtlingen in Ausbildung
- 2017 haben in Bayern 2.370 Jugendliche aus Fluchtländern eine Ausbildung bei Industrie, Handel und Dienstleistung begonnen. Das sind 31 Prozent mehr als im gesamten Jahr 2016.
- Insgesamt sind 4.537 Flüchtlinge im IHK-Bereich in Ausbildung.
- Ohne Flüchtlinge wäre die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge bei Industrie, Handel und Dienstleistung um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen.
Der Arbeits- und Ausbildungsmarkt ist äußerst aufnahmefähig für die Neuankömmlinge. Die Integration der Geflüchteten ist dennoch eine riesige Kraftanstrengung für die Betriebe.
Die Projekte der bayerischen IHKs zur Integration von Flüchtlingen
Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) hat die im Integrationspakt vereinbarten Schlüsselprojekte erfolgreich auf den Weg gebracht. Dazu gehören:
- Sprachförderung in den Berufsschulen: Auf Anregung der IHKs gehört sie mittlerweile zum Regelangebot.
- Kümmererstruktur: 15 Integrationsberater der IHKs sind täglicher Ansprechpartner für Geflüchtete und Betriebe mit mehr als 10.000 Kontakten.
- Kompetenzfeststellung: Mit dem Tool check.work vermitteln die IHKs Flüchtlinge passend in Ausbildung, Job oder Integrationsmaßnahmen.
- Interkulturelle Seminare für Ausbilder und Personaler: Bis Ende 2017 haben rund 1.100 Personen an diesen Seminaren teilgenommen.
- Teilqualifikation für Geflüchtete: Für Flüchtlinge über 25 Jahre haben die IHK zwei Angebote entwickelt, den "Berufskraftfahrer mit Sprachförderung" in München sowie den "Industriemechaniker" in Nürnberg.
Forderungen der bayerischen Wirtschaft
Mehr Pragmatismus und Realitätssinn fordern die bayerischen IHKs von Staatsregierung und Behörden, um den Betrieben die Integration von Flüchtlingen zu erleichtern.
- Stichtagsregelung: Alle Geflüchteten, die beruflich qualifiziert, in berufsvorbereitenden Berufsschulklassen oder in Ausbildung sind, sollen Zugang zu einem gesicherten Aufenthalt über das Bundesintegrationsgesetz oder Zuwanderungsgesetz bekommen. Dafür soll keine vorherige Rückreise ins Heimatland notwendig sein.
- Geflüchtete aus Afghanistan: Zur Zeit dürfen die IHK-Integrationsberater keine afghanischen Flüchtlinge beraten. Grund dafür ist, dass ihre Bleibeperspektive als Abgehörige eines "sicheren Herkunftslands" schlecht sei. Diese Richtlinienänderung muss nach Auffassung der bayerischen Wirtschaft zurückgenommen werden. Fast die Hälfte der Flüchtlinge in den Berufsintegrationsklassen kommen aus Afghanistan.
Wir fordern, dass allen bereits in Deutschland befindlichen Flüchtlingen, die beruflich qualifiziert, in berufsvorbereitenden Berufsschulklassen oder in Ausbildung sind, der Weg zu einem gesicherten Aufenthalt über das Bundesintegrations- oder Zuwanderungsgesetz freigemacht wird, ohne dass sie dafür vorher in ihr Heimatland zurückkehren müssen. Eine solche Regelung wäre ein starkes politisches Signal für Klarheit und ein Schlussstrich unter das unselige Tauziehen um das Aufenthaltsrecht vieler Flüchtlinge, die sich gut integriert haben und für ihren eigenen Lebensunterhalt aufkommen. Es ist unverständlich, die zum Großteil ausbildungs- und arbeitsfähigen Flüchtlinge zum Nichtstun zu verdammen.“
Integrationspakt der bayerischen Wirtschaft
Noch nie sind in so kurzer Zeit so viele Menschen aus so unterschiedlichen Kulturen nach Deutschland gekommen. Die bayerische Wirtschaft ist von der starken integrativen Kraft von Ausbildung und Arbeit überzeugt. Ganz im Sinne des Ehrbaren Kaufmanns stellen sich die bayerischen Unternehmen dieser verantwortungsvollen Herausforderung, indem sie Praktika, Ausbildungs- und Arbeitsplätze anbieten.
Um diesen Prozess zu untermauern, haben die Bayerische Staatsregierung und die bayerische Wirtschaft im Herbst 2015 gemeinsam die Initiative „Integration durch Ausbildung und Arbeit“ (Integrationspakt) ins Leben gerufen.