Familie & Beruf
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- AKTUELLES: DELO-Firmenbesuch, Förderangebote zu Familienfreundlichkeit und Pflege von Angehörigen
- Familienfreundliche Unternehmenskultur
- Interne Kommunikation und Personalmarketing familienfreundlich ausrichten
- Familienfreundliche Arbeitszeitmodelle
- Brückenteilzeit
- Den Arbeitsort flexibel gestalten
- Mitarbeiter einbeziehen und Verantwortung abgeben
- Kinderbetreuung ermöglichen
- Elternzeit und Wiedereinstieg in den Beruf
- Väterfreundliche Unternehmenskultur
- Pflege von Angehörigen
- Selbstständige im Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf
- Familienpakt Bayern
- Unternehmensnetzwerk Erfolgsfaktor Familie
- Zusammenfassung
AKTUELLES zur Familienfreundlichkeit
1) FAMILIENPAKT-FIRMENBESUCH BEI DELO INDUSTRIE KLEBSTOFFE
Lesen Sie im Bericht unten, wie DELO mit familienfreundlichen Maßnahmen Beschäftigte findet und bindet.
2) FÖRDERPROGRAMM BETRIEBLICHE KINDERBETREUUNG
Das Bundesfamilienministerium hat das Förderprogramm "Betriebliche Kinderbetreuung" weiterentwickelt. Es ist Teil des Unternehmensprogramms „Erfolgsfaktor Familie“ und unterstützt Arbeitgeber, die sich in der betrieblichen Kinderbetreuung engagieren wollen. Das Programm startete am 1. September 2020.
Die Förderung ist als Anschubfinanzierung für neue Plätze in der betrieblichen Kinderbetreuung konzipiert. Gefördert werden neue Plätze in der betrieblichen Kindertagesbetreuung, Kindertagespflege, Betreuung in Ausnahmefällen und Ferienbetreuung.
Das Förderprogramm richtet sich an Arbeitgeber mit Sitz in Deutschland und regt insbesondere die Kooperation von kleinen und mittleren Unternehmen an. Die Zusammenarbeit mit öffentlichen, gemeinnützigen oder privat-gewerblichen Trägern von Kinderbetreuungsangeboten ist möglich und entlastet Unternehmen bei der Organisation ihrer Kinderbetreuungsplätze. Den Förderantrag stellen die Träger des Betreuungsangebots. Das können die Unternehmen selbst sein oder die Anbieter der Betreuungsplätze, mit denen die Unternehmen kooperieren. Weitere Informationen zum Förderprogramm und zum Förderantrag finden Sie unter: https://www.erfolgsfaktor-familie.de/das-foerderprogramm-betriebliche-kinderbetreuung.html
Das Programm hat vier Bausteine:
- Baustein 1 – Kindertagesbetreuung: Der Arbeitgeber schafft neue Betreuungsplätze für Kinder von Beschäftigten im Alter von 0 bis 6 Jahren in der Betriebskita oder anderen Kindertageseinrichtungen (Belegplätze) und erhält dafür eine Förderung.
- Baustein 2 – Kindertagespflege: Der Arbeitgeber schafft neue Betreuungsplätze für Kinder von Beschäftigten im Alter von 0 bis 6 Jahren in der Kindertagespflege oder als Belegplätze in der Großtagespflege und erhält dafür eine Förderung.
- Baustein 3 – Betreuung in Ausnahmefällen: Der Arbeitgeber schafft neue Plätze für die Betreuung in Ausnahmefällen (Backup-Lösung, wenn die reguläre Betreuung einmal kurzfristig ausfällt) für Kinder von Beschäftigten im Alter von 0 bis 6 Jahren in Betriebskitas, anderen Kindertageseinrichtungen (Belegplätze) oder in der Kindertagespflege und erhält dafür eine Förderung.
- Baustein 4 – Ferienbetreuung:Der Arbeitgeber schafft neue Betreuungsplätze in betrieblich unterstützten Ferienbetreuungsangeboten während der Schulferien für Kinder von Beschäftigten im Grundschulalter und erhält dafür eine Förderung.
3) UNTERSTÜTZUNG FÜR PFLEGENDE ANGEHÖRIGE
Die Corona-Krise belastet die Familien von Pflegebedürftigen schwer. Pflegende Angehörige sollen daher auch weiterhin flexible Unterstützungsangebote bekommen. Die Akuthilfen für pflegende Angehörige, die zunächst bis zum 30. September 2020 galten, sind deshalb nun bis Ende Dezember 2022 verlängert.
Weitere Informationen unter:
Unternehmen, die eine erste schnelle Bestandsaufnahme machen möchten, wo sie bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf stehen, können den neuen Pflege-Quick-Check des Familienpakts Bayern nutzen:
https://www.familienpakt-bayern.de/angebote/quick-check.html?idU=1%20)
Der Familienpakt Bayern besuchte DELO Industrie Klebstoffe
Best-Practice: Familienfreundlichkeit bei DELO Industrie Klebstoffe
"Wir leben Familienfreundlichkeit": Gemeinsam mit der IHK für München und Oberbayern besuchte der Familienpakt Bayern das Unternehmen DELO Industrie Klebstoffe im oberbayerischen Windach. Im Mittelpunkt des Firmenbesuchs: Wie DELO mit familienfreundlichen Maßnahmen Beschäftigte findet und bindet.
Es freut Heidrun Hausen stets besonders, wenn generationenübergreifend gleich alle Mitglieder einer Familie bei DELO arbeiten, wenn nach den Eltern auch die Kinder als Azubis einsteigen. Warum das immer wieder gelingt, liegt für die Personalchefin, die auch Mitglied des Geschäftsführungs-Rats von DELO ist, klar auf der Hand: „DELO bietet nicht nur spannende Aufgaben und Karrierechancen, sondern auch umfangreiche familienfreundliche Strukturen. Das macht uns zu einem attraktiven Arbeitgeber, für den bestehende und zukünftige Familien gerne arbeiten.“
Was das Unternehmen, das knapp 1000 Menschen beschäftigt, ganz konkret dafür tut, dass seine Mitarbeitenden Familie und Beruf bestens vereinbaren können, erläuterte Hausen am 8. Februar den rund 30 Gästen, die am Firmenbesuch des Familienpakts Bayern teilnahmen. Unter dem Motto „Arbeitskräfte finden und binden: Mit Familienfreundlichkeit überzeugen“ organisieren die Bayerischen IHKs für den Familienpakt auch 2023 wieder Firmenbesuche im ganzen Freistaat. Gastgeber sind Unternehmen, die sich in besonderer Weise durch ihre Familienfreundlichkeit auszeichnen. Gestartet wurde in diesem Jahr mit DELO im oberbayerischen Windach.
Ein großes Maßnahmenpaket
„Die Basis unserer Arbeitgeberattraktivität sind die drei S – Sicherheit, Sinn, Soziales“, sagt Heidrun Hausen, die gemeinsam mit Constantin Mons, dem Leiter der DELO Academy, durch den Tag führte. „Wir bieten einen sicheren Arbeitsplatz, eine sinnvolle Beschäftigung und soziales Miteinander.“ Zum sozialen Miteinander zählen dabei insbesondere auch die vielen Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wesentliche Maßnahmen sind eine flexible Arbeitszeitgestaltung von 6 bis 22 Uhr, der Ausgleich von Überstunden über ein Gleitzeitguthaben, eine familienbewusste Urlaubs- und Schichtplanung unter anderem durch die Abschaffung der Nachschicht – DELO arbeitet im Zwei-Schichten-System mit zwei Frühschichten und einer Spätschicht im Wechsel. Auch gibt es für die rund elf Prozent der Teilzeitbeschäftigten diverse Modelle und je nach Aufgabenbereich ist natürlich mobiles Arbeiten möglich. Nach Feierabend oder am Wochenende wird keine Erreichbarkeit erwartet. Zum Ende der Elternzeit sorgt das Unternehmen für eine familienfreundliche Rückkehr. In den Ferien oder an schul-, aber nicht arbeitsfreien Feiertagen wie dem Buß- und Bettag unterstützt das Unternehmen die Familien mit Ferienfreizeiten. Eine eigene Kinderbetreuung bietet das Unternehmen nicht. Das Interesse sei zwar da, aber in der Praxis hätten es dann zu wenig Mitarbeitende in Anspruch nehmen wollen. Als weitere familienfreundliche Add-ons gibt es eine Kantine und einen Fitnessraum bzw. ein wöchentliches Betriebssportangebot.
Impulse in der Pandemie
Die Corona-Pandemie brachte der Familienfreundlichkeit einen weiteren Schub: Homeoffice-Angebote wurden ausgebaut. Zudem spendeten zahlreiche Mitarbeitende ihren Kolleginnen und Kollegen, die durch Home-Schooling und Kinderbetreuung zusätzlich belastet waren, einen Teil ihrer Überstunden. Letzteres wurde nach Corona wieder eingestellt. Heidrun Hausen fasst zusammen: „Wir haben von Personalseite aber auch in den einzelnen Teams ein großes wechselseitiges Verständnis für die Bedürfnisse der jeweils anderen, deshalb finden wir immer wieder gute Lösungen.“
Attraktiver Arbeitgeber
Für diese familienfreundliche Haltung und all diese Maßnahmen erhielt DELO in den vergangenen Jahren zahlreiche Auszeichnungen wie 2019 den „Great Place to Work“. Das Unternehmen zählt zu den besten Arbeitgebern in Deutschland. Zudem wurde DELO erst im vergangenen Jahr 2022 von der Belegschaft auf Platz 8 von „Bayerns Besten Arbeitgebern“ gewählt.
Gegen den Fachkräftemangel
Zugleich - Stichwort Fachkräftemangel – unterschlägt die Personalchefin aber auch nicht, dass insbesondere die Teilzeitwünsche der Beschäftigten das Unternehmen bisweilen auch vor große Herausforderungen stellen. „Viele unserer Mitarbeitenden wünschen sich einen freien Freitag, aber auch am Freitag müssen wir die Wünsche unserer Kunden erfüllen und unser Wachstum abfedern“, so Hausen. Und auch in den Teams müsse die Arbeit gerecht verteilt werden. Ihre Herangehensweise: „Wir arbeiten nicht mit Standardregeln, sondern handeln mit den Beschäftigten ganz individuelle Modelle aus, so dass am Ende unsere Mitarbeitenden wie auch die Kunden gleichermaßen zufrieden sind.“ Und natürlich rekrutiert das Unternehmen auch über Headhunter, Social-Media-Portale wie etwa Stepstone oder Messen umfangreich neue Beschäftigte. Zudem wird ausgebildet. Aktuell sind 50 Azubis an Bord. „Wir tun viel, aber brauchen als Mittelständler auch mehr Unterstützung von der Politik – unter anderem müssten die gesetzlichen Arbeitszeitregelungen wie etwa die maximale Tagesarbeitszeit von zehn Stunden geändert werden – das käme auch den Arbeitnehmenden zu Gute, würde uns insgesamt noch flexibler machen.“
Hausen rekapituliert: „Wir sind familienfreundlich, weil es unserer Haltung entspricht und Wertschätzung gegenüber unseren Beschäftigten ausdrückt.“ Sie betont: „Unsere Mitarbeitenden sind uns enorm wichtig, denn ohne sie gibt es keine Wertschöpfung. Unsere Mitarbeitenden haben Familien – auch deshalb ist uns Familienfreundlichkeit sehr wichtig. Wir leben sie, sie sorgt dafür, dass unsere Beschäftigten gern bei uns arbeiten und bleiben. Zudem hilft sie uns, Mitarbeitende zu finden – in Zeiten des Fachkräftemangels umso mehr.“
Die DELO Industrie Klebstoffe GmbH & Co. KGaA in Windach ist führender Hersteller von Hightech--Klebstoffen, die beispielsweise in Smartphones und Autos zum Einsatz kommen. www.delo.de
Der Familienpakt Bayern ist eine Gemeinschaftsinitiative der Bayerischen Staatsregierung und der bayerischen Wirtschaft, unter anderem der bayerischen Industrie- und Handelskammern. www.familienpakt-bayern.de
Der Familienpakt besuchte die Bergader Privatkäserei
Best-Practice: Familienfreundlichkeit bei der Bergader Privatkäserei GmbH
Anlässlich eines Firmenbesuch des Familienpakts Bayern stellte die Bergader Privatkäserei GmbH in Waging am See ihre vielfältigen Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor. Die rund 25 Teilnehmenden nahmen viele betriebspraktische Impulse mit. Begleitet wurde die Veranstaltung von der IHK für München und Oberbayern.
„Familienfreundlichkeit ist uns sehr wichtig. Wir stehen aus Überzeugung, Verantwortungsbewusstsein und Tradition voll dahinter. Als positiver Nebeneffekt hilft sie uns auch bei der Mitarbeiterbindung“, betont Felix Kress, Geschäftsführer der Bergader Privatkäserei GmbH in Waging am See. Mit diesem engagierten Plädoyer für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf startete am 17. Mai die neue Firmenbesuchsreihe „Familienfreundlichkeit im Wandel: Neue Impulse aus der Corona-Zeit“, die der Familienpakt Bayern gemeinsam mit den Bayerischen IHKs in ganz Bayern umsetzt. Auftakt war der Besuch bei Bergader in Oberbayern.
Tradition der Verantwortung
In einer spannenden Betriebsführung erfuhren die rund 25 Teilnehmenden – Unternehmerinnen, Unternehmer sowie Personalverantwortliche – zunächst viel Wissenswertes über die Käserei: Dass sie bereits vor 120 Jahren vom Urgroßvater des jetzigen Geschäftsführers gegründet wurde, dass täglich 450.000 Kilogramm Milch von 1200 Landwirten angeliefert und zu Käse verarbeitet werden. Im Anschluss stellte der Traditionsbetrieb dann seine Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor. Wichtige Wegbereiterin und treibende Kraft, sagt Felix Kress, sei seine Mutter gewesen, die vor ihm den Betrieb führte. „Unser Betrieb hat die Verantwortung für die Mitarbeiter immer schon großgeschrieben, hat ihnen schon von Anbeginn an eine warme Mahlzeit pro Tag ermöglicht. Meine Mutter hat dann aus ihrer eigenen Erfahrung als Mutter und Geschäftsführerin in Vollzeit viele Maßnahmen eingeführt, um Familien jeder Konstellation, ob alleinerziehend oder Patchwork, die Vereinbarkeit zu erleichtern.“ Er setze diesen Weg aus Überzeugung fort.
Betriebskita vom Feinsten
Ein Kernstück ist der Betriebskindergarten „Käsemäuse“. Aktuell werden dort 13 Kita- und 25 Kindergarten-Kinder von 5:30 bis aktuell 18:00 Uhr – bei Bedarf auch bis 22:30 Uhr – betreut. So können die Eltern produktiv arbeiten, weil sie ihre Kinder in guten Händen wissen. „Das Angebot, das das Mütterzentrum Traunstein e.V. als Träger und Betreiber für uns umsetzt, wird so gut von den Mitarbeitenden angenommen, dass die Kita ab dem Sommer nur noch Bergader-Kinder betreuen kann. Bislang stand sie auch Kindern aus der Gemeinde offen, deren Eltern nicht bei uns angestellt sind“, erklärt Elisabeth Völkl, Verantwortliche für das Personalmanagement bei Bergader. Die Kitaplätze werden vom Betrieb bezuschusst. Die Hol- und Bringzeiten sind flexibel und damit sehr bedarfsgerecht.
Flexible Arbeitszetmodelle
Eine weitere wesentliche Vereinbarkeitsmaßnahme sind die flexiblen Arbeitszeiten. Hier gibt es die unterschiedlichsten Teilzeitarbeitsmodelle. „Die Herausforderung bestand und besteht vor allem darin, auch in der Produktion, im Schichtbetrieb größtmögliche Flexibilität zu erreichen“, erzählt Völkl. Das ist gelungen. „Voraussetzung ist hier, dass Tagesschichten komplett geleistet werden: also acht Arbeitsstunden. Die Beschäftigten können dann je nach Wochenarbeitszeit beispielsweise drei Tage arbeiten und zwei Tage frei machen oder auch drei Wochen durchgängig in der Produktion sein und dann eine Woche Freizeitausgleich nehmen.“ Organisiert wird die Verteilung von speziellen Schichtplanern oder auch von den Teams selbst. Dabei ist die Schichtverteilung nicht in Stein gemeißelt, sondern kann immer wieder angepasst werden. In einigen Abteilungen gibt es sogar Wunschschichtpläne, die wochen- oder monatsweise neu geplant werden. Unterstützend wirken Gleitzeit- und Jahresarbeitszeitkonten. Die Teilzeit kann ein Jahr befristet genommen werden, alle anderen flexiblen Schichtmodelle sind dauerhaft. Das Teilzeitmodell, sagt Völkl, werde auch von den männlichen Beschäftigten gut angenommen. „Das hat uns zunächst überrascht, weil bislang eher Mütter Teilzeit nachgefragt haben. Jetzt ist es auch für viele Männer eine Option geworden.“
Corona gibt Impulse
Von der Coronazeit wird vor allem das Homeoffice bleiben. Hier ist dem Betrieb eine flexible Aufteilung zwischen mobilen Arbeiten und Präsenz wichtig. „Homeoffice können wir natürlich nur im Verwaltungsbereich anbieten, dort stößt es auf gute Resonanz.“ Zugleich wurde in der Coronazeit proaktiv auf das Kinderkrankengeld hingewiesen. „Das hat den Eltern im Infektionsfall den Rücken freigehhalten.“
Zukunftsaufgaben im Blick
Und was sind die Zukunftsaufgaben? Aktuell werden neue Modelle erprobt, um insbesondere den Wiedereinstieg von Müttern nach der Geburt zu beschleunigen. „Grundsätzlich informieren wir proaktiv über die Elternzeit, organisieren Elternzeitschulungen, die Väter beteiligen sich und nehmen regelmäßig rund zwei Monate Elternzeit“, betont Völkl. „Die längeren Elternzeiten liegen aber bei den Müttern. Hier versuchen wir über den Kindergarten, individuelle Teilzeitarbeitsmöglichkeiten sowie Homeoffice einen schnelleren Wiedereinstieg zu ermöglichen.“ Die Mütter seien ein wertvolles Potenzial, man wolle auf sie nicht verzichten. „In individuellen Gesprächen ergeben sich oft ganz individuelle Lösungen und plötzlich ist ein früherer Wiedereinstieg ganz unproblematisch. Zum Beispiel kann ein Umschwenken auf die Spätschicht ein wichtiger Baustein sein. Dann können die jungen Eltern ihre Betreuungszeiten besser aufeinander abstimmen.“ Und auch die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf steht auf dem Plan. „Bislang informieren wir zu dem Thema, merken aber, dass das Thema noch sehr tabuisiert ist. Wir sind aber vorbereitet, wenn Anfragen kommen und können unsere Beschäftigten begleiten“, so Völkl.
Mehrwerte schaffen
Mit all diesen Maßnahmen kann das Unternehmen bei seinen Beschäftigten gut punkten. Die Maßnahmen werden gut angenommen. „Sie sind sogar schon recht selbstverständlich geworden, neue Mitarbeiter fragen danach“, sagt Felix Kress. Zugleich seien dem Unternehmen weitere Angebote wichtig: eine eigene Betriebskantine, Obstkörbe für die Spätschicht, das kostenlose Wochenkäsepäckchen für zu Hause, Gesundheitsangebote, Deutschkurse für Mitarbeitende mit Migrationshintergrund, betriebliche Altersvorsorge, zusätzliche Arbeitsschutzmaßnahmen oder auch Appartements, in die neue zugereiste Beschäftigte ziehen können, solange sie noch keine eigene Wohnung gefunden haben. „Auch diese Maßnahmen zahlen auf die Zufriedenheit ein, auf das Vertrauen in uns als Geschäftsführung. Die Beschäftigten erfahren so, dass wir unsere Verantwortung ernst nehmen“, betont Kress.
Unterstützung für Fachkräftesicherung
„Die Teilnehmenden nehmen viele praktische Impulse für ihren Betriebsalltag mit“, freut sich auch Jens Wucherpfennig, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Rosenheim. „Familienfreundlichkeit ist ein entscheidender Aspekt der Fachkräftesicherung. Beschäftigte legen darauf Wert. Bergader ist ein gutes Beispiel dafür, wie sie umgesetzt werden kann, wie sie sich positiv auf Mitarbeiterzufriedenheit auswirkt und somit auch tatsächlich Fachkräfte sichert.“
Familienpakt Bayern
Der Familienpakt Bayern ist eine Initiative der Bayerischen Staatsregierung und der bayerischen Wirtschaft: dem Bayerischen Industrie- und Handelskammertag, dem Bayerischen Handwerkstags und der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft. Es gibt ihn seit 2014. Er setzt sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Mit seiner Servicestelle, dem Wettbewerb „Erfolgreich. Familienfreundlich.“ sowie vielen Veranstaltungen und Webinaren begleitet er die Mitgliedsunternehmen kostenlos auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit.
Siehe auch:
Familienfreundliche Personalpolitik als Erfolgsrezept
Die Zeiten, in denen ein Arbeitnehmer sich ausschließlich um die Arbeit kümmern konnte, weil die Partnerin alle familiären Pflichten – von der Kinderbetreuung bis zur Pflege älterer Angehöriger – übernommen hat, sind endgültig vorbei.
Die Rollenbilder haben sich geändert. Nie waren Frauen besser ausgebildet und qualifiziert als heute, sie wollen arbeiten, Karriere machen und zugleich Familie haben. Und auch das Männerbild hat sich geändert: Mehr und mehr Väter gehen mittlerweile in Elternzeit, manche reduzieren ihre Arbeitszeit und gehen die Familienarbeit partnerschaftlich an. Was dennoch nicht weg zu diskutieren ist: Familienarbeit ist nach wie vor vor allem Frauensache. Und zwar nicht nur die Kinderbetreuung, sondern auch die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger. Was außerdem zu beobachten ist: Es gibt mehr Alleinerziehende, viele Familien brauchen zwei Einkommen. Nicht zuletzt legen aber auch mehr Menschen Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Vor allem aber braucht die Wirtschaft dringend alle verfügbaren Fachkräfte. Der Mangel an Fachkräften wird sich in der Zukunft noch weiter verschärfen.
Das stellt Arbeitnehmer und Arbeitgeber vor vollkommen neue Herausforderungen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beziehungsweise Pflege und Beruf wird immer wichtiger. Unternehmen, die auch in Zukunft erfolgreich sein und genügend Fachkräfte rekrutieren wollen, müssen sich auf darauf einstellen und Maßnahmen anbieten. Mit den richtigen Maßnahmen schaffen Arbeitgeber Bedingungen, die beiden Seiten, den Mitarbeitern und den Unternehmen, Vorteile bieten. Denn zufriedene Mitarbeiter sind loyal, engagiert und produktiv.
Eine aktuelle bundesweite Studie des Unternehmensnetzwerks Erfolgsfaktor Familie kommt zu diesen Ergebnissen:
- Knapp 80% aller Befragten schätzen eine familienfreundliche Unternehmenskultur für die zukünftige Attraktivität eines Arbeitgebers als wichtig oder sehr wichtig ein.
- Für Beschäftigte der bereits vom Fachkräftemangel betroffenen Branchen Gesundheit / Soziales und IT ist das Thema familienfreundliche Unternehmenskultur besonders relevant.
- Über ein Drittel der Befragten (knapp 36%) ist mit der Familienfreundlichkeit ihrer Arbeitgeber bereits zufrieden.
- Befragte in kleinen Unternehmen (unter 50 Beschäftigte) sind tendenziell zufriedener mit der familienfreundlichen Unternehmenskultur ihres Arbeitgebers als Befragte in größeren Unternehmen.
- Vor allem Männer wünschen sich aufgeschlossenere Vorgesetzte.
- Beschäftigte mit Kindern wünschen sich passgenauere Angebote und klarere Regeln für die Inanspruchnahme.
- Rund 37% der Befragten achten bereits heute auf eine familienfreundliche Unternehmenskultur bei der Wahl ihres Arbeitgebers. Überdurchschnittlich hohe Angaben machten Beschäftigte mit Kindern im Haushalt (56%), in der Altersgruppe 30-39 Jahre (52%), Frauen (41%), und Beschäftigte in kleinen Unternehmen (40%).
Familienfreundliche Unternehmenskultur
Familienfreundlichkeit hat also eine große Bedeutung. Dabei ist es für Unternehmen wichtig, Strategien zu nutzen, die den Ansprüchen und Erwartungen der Mitarbeiter entsprechen. Zugleich gilt: Ein umfangreiches Angebot an familienfreundlichen Maßnahmen macht ein Unternehmen noch nicht zwangsweise familienfreundlich. Wichtig ist, dass die Inanspruchnahme des Angebotes auch willkommen und akzeptiert ist. Die Familienfreundlichkeit muss also Teil der Unternehmenskultur werden.
Ob eine Unternehmenskultur besonders familienfreundlich ist, entscheidet die Wahrnehmung der Mitarbeiter. Unter dem Begriff versteht man im Wesentlichen gemeinsame Werte und Einstellungen, die in einem Unternehmen gelebt werden und in Entscheidungen und Handlungen einfließen. Dabei gibt es für eine familienfreundliche Unternehmenskultur jedoch kein „One size fits all“-Konzept. Wie findet man die für das eigene Unternehmen passende Unternehmenskultur und setzt diese erfolgreich durch?
- Da der Erfolg einer familienfreundlichen Unternehmenskultur von der Beurteilung der Mitarbeiter abhängt, sind deren Bedürfnisse und Wünsche bei der Gestaltung der familienfreundlichen Maßnahmen besonders wichtig.
- Unternehmenskultur beginnt in der Chefetage. Führungskräfte sollten als Vorbilder fungieren und die definierten Werte und Normen der Kultur nach außen leben und vertreten.
- Transparenz und Kommunikation fördern die Durchsetzung einer familienbewussten Unternehmenskultur. Wichtig ist, dass die Beschäftigten wissen, welche Angebote es gibt und diese aktiv beworben werden.
- Unklarheiten sollten aus dem Weg geräumt werden, indem Maßnahmen und Angebote schriftlich festgehalten werden.
- Ein schriftlich formuliertes Leitbild kann helfen, den Begriff der Unternehmenskultur greifbarer zu machen. Es erleichtert darüber hinaus die Durchsetzbarkeit der Ziele.
- Eine Unternehmenskultur ist wie das Unternehmen selbst einem ständigen Wandel ausgesetzt. Deshalb gilt es, die Erreichung von gesetzten Zielen zu kontrollieren und die Maßnahmen immer wieder an die neuen Herausforderungen anzupassen.
Interne Kommunikation und Personalmarketing familienfreundlich ausrichten
Ein Unternehmen hat eine familienfreundliche Unternehmenskultur aufgebaut, bietet vielerlei Maßnahmen an. Doch diese Maßnahmen müssen auch kommuniziert werden – intern wie extern. Unter anderem sind folgende Maßnahmen hilfreich:
- Das „Schwarze Brett“ oder das Intranet ist ein ideales Medium, um den Beschäftigten familienfreundliche Angebote des Unternehmens oder Betreuungs- und Pflegemöglichkeiten in der Region vorzustellen.
- Flyer oder Broschüren informieren Bewerber über die Angebote des Betriebs.
- Persönliche Gespräche und Termine für Zielvereinbarungen sind perfekt geeignet, um zu ermitteln, ob ein Mitarbeiter Unterstützung und Lösungen für familiäre Herausforderungen benötigt.
- Ein Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte etabliert werden.
- Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gehört als fester Punkt der Tagesordnung zu jeder Mitarbeiterversammlung.
- Newsletter oder Mitarbeitermagazine sind der beste Weg, um gelungene Vereinbarkeitslösungen in Form von Mitarbeitergeschichten vorzustellen.
- Plakate mit einheitlichem Logo sollten auf besondere Ereignisse oder neue, familienfreundliche Angebote hinweisen.
- Vor der Einführung neuer Angebote steht die Bedarfsermittlung im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung.
- Präsentation des Unternehmens als familienfreundlicher Arbeitgeber auf der Firmen-Homepage.
- Statements von zufriedenen Mitarbeitern sind ideale Botschaften an potenzielle Bewerber, um die Familienfreundlichkeit darzustellen.
- Das Unternehmen sollte in regionalen Netzwerken präsent sein.
- Regionale und überregionale Zertifikate eignen sich hervorragend für Stellenanzeigen.
- Familienfreundliche Angebote für Mütter und Väter sollten bereits im Vorstellungsgespräch Erwähnung finden.
- Soziale Netzwerke zur Darstellung als Arbeitgeber mit Familiensinn nutzen.
- Betriebsfest für die ganze Familie ausrichten.
Familienfreundliche Arbeitszeitmodelle
Die meisten Arbeitnehmer verbinden mit einem familienfreundlichen Betrieb flexible Arbeitszeiten. Starre Zeiten lassen sich nur schlecht mit der Kinder- oder Angehörigenbetreuung unter einen Hut bringen. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, die Eltern und Familien zu unterstützen. Neue Maßnahmen sollten zuerst befristet angeboten und nach angemessener Zeit überprüft werden, um dem Erfolg zu verifizieren. Zu den erfolgreichen Ideen gehören folgende:
- Gleitzeit mit einer definierten Kernarbeitszeit
- Jahres- oder Lebensarbeitszeitkonten, die Mitarbeitern das Ansparen von Stunden für eine lange Auszeit ermöglichen
- Das Angebot von abgestuften Teilzeit-Modellen, bei denen die Arbeitszeit nach der Elternzeit oder nach einer langen Erkrankung langsam ansteigt
- Angebot der Teilzeitarbeit an werdende Eltern – die Elternzeit bedeutet nicht automatisch den totalen Ausstieg aus dem Job
- Jobsharing, bei dem sich zwei Mitarbeiter einen Arbeitsplatz teilen
- Erlaubnis zur Vertrauensarbeitszeit, bei der die Mitarbeiter ihre vereinbarte Zeit frei einteilen
- Schichtarbeit möglichst familienfreundlich organisieren
- Freie Pausengestaltung, um plötzliche Termine oder regelmäßige familiäre Verpflichtungen zu ermöglichen
- Bei der Urlaubsplanung an die Bedürfnisse von Eltern denken
- Sabbaticals auch aus familiären Gründen ermöglichen
Brückenteilzeit
Im Teilzeit- und Befristungsgesetz wird neben dem bestehenden Anspruch auf zeitlich nicht begrenzte Teilzeitarbeit ein allgemeiner gesetzlicher Anspruch auf zeitlich begrenzte Teilzeitarbeit (Brückenteilzeit) eingeführt. Sie gilt ab dem 1. Januar 2019. Beschäftigt ein Arbeitgeber in der Regel insgesamt mehr als 45 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, können diese, sofern ihr Arbeitsverhältnis länger als sechs Monate bestanden hat, verlangen, dass ihre vertraglich vereinbarte Arbeitszeit (Vollzeit- oder Teilzeitarbeit) für einen im Voraus zu bestimmenden Zeitraum von einem Jahr bis fünf Jahre verringert wird.
Die IHK für München und Oberbayern hatte sich gegen dieses Gesetz ausgesprochen. Auch weil sie es für bürokratisch aufwändig hält. Das sind die Forderungen der IHK:
- Der Rechtsanspruch sollte an den Sachgrund Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen geknüpft werden.
- Das Rückkehrrecht sollte auf gleichwertigen Arbeitsplatz beschränkt werden.
- Fehlende Fachkräfte sollten als betrieblichen Ablehnungsgrund aufgenommen werden.
- Die Zumutbarkeitsgrenze muss praxistauglich gemacht werden durch Festlegung von Kriterien (first come, first serve-Prinzip) und die Einbeziehung aller Teilzeitkräfte in die Berechnung der Quoten.
- Es gilt, praxisnahe Fristen zur Inanspruchnahme des Rechtsanspruchs einzuführen: Rechtsanspruch erst ab mindestens zwei Jahren Betriebszugehörigkeit und Antragstellung mindestens sechs Monate vor Beginn der Teilzeit.
Zufriedene Mitarbeiter, gesteigerte Produktivität und Qualität
Unternehmen, die mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, Jobsharing, Homeoffice und mobilem Arbeiten experimentiert haben, stellen schnell fest, dass sich die Arbeitsplanung und die Zeiteinteilung schnell einpendeln. Zudem steigen die Mitarbeiterzufriedenheit und die Produktivität und die Qualität der Arbeit nimmt zu. Wichtig ist, dass Lösungen gemeinsam gesucht werden und die Mitarbeiter wissen, dass sie bei Bedarf bei ihren Vorgesetzten ein offenes Ohr finden.
Den Arbeitsort flexibel gestalten
Mobiles Arbeiten und einen flexiblen Arbeitsort halten 79 Prozent der Beschäftigten für einen wichtigen Faktor bei der Familienfreundlichkeit. Wer bei Bedarf sein Kind oder zu pflegende Angehörige zu Hause betreuen kann, während er arbeitet, ist weniger gestresst und fällt seltener aus. Unternehmen sollten daher prüfen, für welche Arbeiten es nötig ist, im Betrieb zu sein und für welche nicht. Viele Berufe lassen ein bis zwei Tage pro Woche im Homeoffice ohne Einbußen zu. Selbst vorbereitende Produktionstätigkeiten sind unter Umständen in Heimarbeit möglich. Mit folgenden Anregungen kann ein Unternehmen familienfreundlicher werden:
- Bestimmte Arbeiten können Mitarbeiter mit nach Hause nehmen und dort erledigen.
- Die Lösungen, die zum Beispiel Vertriebsmitarbeitern das mobile Arbeiten ermöglichen, können auch genutzt werden, um Arbeit von Zuhause aus zu tätigen. Eine Überprüfung der Möglichkeiten bietet sich an, da die entsprechenden Strukturen und Erfahrungen bereits vorhanden sind.
- Alternierende Telearbeit verbindet das Homeoffice mit festen Präsenzzeiten im Büro. Auch hier ist eine Überprüfung der Möglichkeiten sehr sinnvoll.
- Mit der Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, erhalten Mitarbeiter die maximale Flexibilität. Die Arbeitnehmer erscheinen nur dann im Unternehmen, wenn tatsächlich Bedarf besteht (zum Beispiel Meeting, Redaktionssitzung, Jour Fixe).
Mobiles Arbeiten oder arbeiten im Homeoffice ist kein Selbstläufer. Im Vorfeld muss genau ermittelt werden, für welche Tätigkeiten diese Modelle geeignet sind. Danach sollte eine Testphase folgen, in der die Ergebnisse stetig überprüft werden, und Arbeitnehmer und Arbeitgeber mitteilen, wo Unzufriedenheit herrscht und welche Änderungen erforderlich sind.
Mitarbeiter einbeziehen und Verantwortung abgeben
Die besten Erfahrungen machen Betriebe, die nur die wichtigsten Rahmenbedingungen für das Arbeiten von Zuhause aus oder das mobile Arbeiten definieren. So können die einzelnen Teams selbst festlegen, mit welchen Modellen das Team und einzelne Teammitglieder am besten zurechtkommen. Zudem sollten Mitarbeiter die Möglichkeit haben, das gewählte Modell zu verändern. Denn die dauerhafte Arbeit im Homeoffice ist nicht für jeden Menschen gleichermaßen geeignet. Mangelnde Selbstdisziplin oder das Gefühl der Vereinsamung kann auch belastend sein. Deshalb ist es elementar wichtig, dass auch permanent im Homeoffice beschäftigte Mitarbeiter zu Firmenveranstaltungen eingeladen werden. Für Führungskräfte besteht die Herausforderung dagegen darin, den Mitarbeitern das nötige Vertrauen entgegenzubringen, obwohl die direkte Kontrollmöglichkeit fehlt.
Kinderbetreuung ermöglichen
Gut die Hälfte aller Eltern mit nicht volljährigen Kindern halten eine betriebliche Kinderbetreuung für sehr wichtig. Eine betrieblich organisierte Betreuungsmöglichkeit ist auf die Arbeitszeiten zugeschnitten und gibt Arbeitgebern und Arbeitnehmern Planungssicherheit. Kleine und mittlere Betriebe, die keine eigene Kinderbetreuung anbieten können, haben die Möglichkeit, sich mit anderen Betrieben zu einer Kooperationspartnerschaft zusammenzuschließen oder mit externen Dienstleistern zusammenzuarbeiten. Eine gute Kinderbetreuung sichert Unternehmen einen Vorsprung bei der Mitarbeitergewinnung. Folgende Möglichkeiten sind zu prüfen:
- Ein Kinderbetreuungszuschuss, auch für schulpflichtige Kinder, entlastet Familien und ermöglicht diesen, die Betreuung flexibler zu gestalten.
- Gemietete Belegplätze in einer Kindertagesstätte befreien Eltern von der Suche nach einem Kindergartenplatz. Mit weiteren Investitionen können Arbeitgeber dort mehr Mitarbeiter finanzieren und so die Öffnungszeiten passend zu ihren Ansprüchen verlängern.
- Ab einer gewissen Betriebsgröße kann eine eigene Tagespflege oder eine betriebseigene Kindertagesstätte sinnvoll sein.
- Angebote zur Ferienbetreuung entlasten Eltern in der Belegschaft sehr. Denn naturgemäß haben Kinder mehr Ferien als Eltern Urlaub.
- Notfallbetreuungsangebote über ein firmeninternes Netzwerk aus bereits in Rente gegangenen Mitarbeitern oder flexibel buchbaren Tagesmüttern helfen sehr.
- Und wenn sich einmal keine Kinderbetreuung findet, ist ein Eltern-Kind-Büro mit Wickeltisch und Spielecke perfekt.
Für die Einrichtung betrieblicher Betreuungsmöglichkeiten stehen verschiedene Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Unternehmen sollten auch an ältere Kinder denken und zum Beispiel eine Hausaufgabenbetreuung anbieten.
Betreuungsangebote ziehen Arbeitnehmer mit Kindern an
Gute Betreuungsangebote, wie ein betriebseigener Kindergarten oder die Übernahme der Kinderbetreuungskosten durch den Arbeitgeber, die steuer- und sozialabgabenfrei möglich sind, steigern die Zufriedenheit und die Leistungsbereitschaft von Eltern mit Kindern. Zudem steigen Eltern bei guten Betreuungsmöglichkeiten schneller und in größerem Umfang wieder in den Job ein. Ein Unternehmen, das für die Familie da ist, bindet seine Mitarbeiter stark und wirkt attraktiv auf Bewerber. Eine Befragung der Eltern im Betrieb zeigt, wo Defizite liegen und welche Angebote Familien tatsächlich unterstützen.
Innerbetriebliche Ferienbetreuung
Ferienzeiten oder Feiertage stellen berufstätige Eltern immer wieder vor große Herausforderungen. Insbesondere Schulkinder haben bis zu vierzehn Wochen Ferien im Jahr, für die der Urlaub der Eltern in der Regel nicht ausreicht. Auch die Schließzeiten der Einrichtungen für nicht schulpflichtige Kinder stimmen nicht immer mit den Erfordernissen im Betrieb überein. Unternehmen können Beschäftigte während der Ferienzeit mit Hilfe einer innerbetrieblichen Ferien- oder Feiertagsbetreuung unterstützen. Durch eine innerbetriebliche Ferienbetreuung können die Kinder der Beschäftigten tage- oder wochenweise im Betrieb betreut werden. Dabei hat das Unternehmen viele Möglichkeiten, die Betreuung zu organisieren und dabei auch die Bedürfnisse und Arbeitszeiten der Eltern zu berücksichtigen. Grundsätzlich kann eine innerbetriebliche Ferienbetreuung von Unternehmen jeder Größe und Branche realisiert werden. Sie können je nach Bedarf über die Dauer und Ausgestaltung des Betreuungsangebotes entscheiden. Ob Tagesbetreuungen an schulfreien Feiertagen oder wochenweise Programme in den Schulferien – den Unternehmen steht es frei, die Maßnahme entsprechend auszugestalten.
- Einzelne Tage lassen sich meist ohne großen Aufwand mit Hilfe des Engagements eigener Beschäftigter (zum Beispiel Azubis) gestalten.
- Bei wochenweisen Ferienangeboten können Unternehmen beispielsweise von lokalen Akteuren, die bereits ähnliche Angebote vorhalten, profitieren und ein gemeinsames Programm entwickeln. Die Konzeption und Durchführung kann in Zusammenarbeit mit beispielsweise Jugendzentren und Vereinen, Verbänden, Kommunen und Städten sowie mit externen Dienstleistern erfolgen.
- Sind im eigenen Unternehmen nur wenige Kinder zu betreuen, kann auch die Zusammenarbeit mit einer Tagesmutter empfehlenswert sein.
- Bewährt hat sich auch, benachbarte Unternehmen ins Boot zu holen und eine gemeinsame Ferienbetreuung anzubieten.
Elternzeit und Wiedereinstieg in den Beruf
Viele Arbeitgeber und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstehen die Elternzeit als totalen Ausstieg aus dem Beruf. Für Unternehmen ist es sehr vorteilhaft, wenn sie während der Auszeit den Kontakt zu den Mitarbeitern halten. Regelmäßige Kontaktaufnahmen, Informationen über Veränderungen und das Behalten von technischen Geräten wie Laptops oder Diensthandys unterstreichen die Bindung an den Arbeitgeber. Zudem sollten Väter ermutigt werden, in Elternzeit zu gehen. Eine ablehnende Haltung registriert die gesamte Belegschaft. Das führt dazu, dass beide Geschlechter sich mit dem zeitweisen Ausstieg nicht wohlfühlen.
Weiterhin ist sehr wichtig, die Möglichkeiten, die das Bundeselterngeld- und Elternteilzeitgesetz (BEEG) bieten, zu kennen und mit den Mitarbeitern frühzeitig zu besprechen. Elterngeld Plus, Partnerbonus oder die flexible Elternzeit bieten viele Optionen, diese Lebensphase im Sinne von Eltern und Arbeitgeber zu gestalten. Unternehmer sollten insbesondere folgende Maßnahmen überdenken:
- Eine frühzeitige, gemeinsame Planung der Elternzeit, bei der bereits Beginn und Dauer, Kontakte während der Elternzeit, Fortbildungen und Arbeitsstunden festgelegt werden.
- Während der Elternzeit sollte Kontakt zu den Mitarbeitern gehalten werden. Ein Zugang zum Intranet, die Betriebszeitung, Einladungen zu Betriebsveranstaltungen wie der Weihnachtsfeier oder Familiennachmittage sind dazu geeignet.
- Ein Springer-Pool aus Mitarbeitern in Elternzeit schließt nicht nur kurzfristig Personallücken, die Arbeitnehmer bleiben auch weiterhin gut in den Betrieb eingebunden.
- Die Elternzeit bietet eine gute Gelegenheit, den Mitarbeitern interne oder externe Weiterbildungen zu ermöglichen.
- Die Vorbereitung des Wiedereinstiegs sollte frühzeitig erfolgen, um zum Beispiel das gewünschte Arbeitszeitvolumen festzulegen.
- Kollegen und Kolleginnen mit der Funktion eines Mentors erleichtern den Wiedereinstieg nach der Elternzeit und informieren die zurückgekehrten Mitarbeiter über Neuerungen.
Gesetzliche Elternzeit- und Elterngeldregelung inklusive Elterngeldplus
Mit der Elternzeit kann die Erwerbstätigkeit vorübergehend unterbrochen werden, es besteht Kündigungsschutz. Für Geburten ab dem 1. Juli 2015 gelten neue Regelungen: Die Elternzeit ist seitdem deutlich flexibler.
Jeder Elternteil hat Anspruch auf Elternzeit zur Betreuung und Erziehung seines Kindes, bis dieses sein drittes Lebensjahr vollendet hat. Die Elternzeit ist ein Anspruch des Arbeitnehmers oder der Arbeitnehmerin gegenüber dem Arbeitgeber. Eine Zustimmung des Arbeitgebers ist nicht mehr erforderlich. Während der Elternzeit ruhen die Hauptpflichten des Arbeitsverhältnisses. Das Arbeitsverhältnis bleibt aber bestehen und nach Ablauf der Elternzeit besteht ein Anspruch auf Rückkehr zur früheren Arbeitszeit.
Zudem können Mütter und Väter 24 statt wie zuvor zwölf Monate Elternzeit auf den Zeitraum zwischen dem dritten Geburtstag und der Vollendung des achten Lebensjahres des Kindes übertragen. Jeder Elternteil kann seine gesamte Elternzeit in drei Zeitabschnitte aufteilen. Der Arbeitgeber kann jedoch den dritten Abschnitt der Elternzeit aus dringenden betrieblichen Gründen ablehnen, wenn er zwischen dem dritten Geburtstag und der Vollendung des achten Lebensjahres des Kindes liegt. Eine Verteilung auf weitere beziehungsweise mehr als drei Zeitabschnitte ist nur mit Zustimmung des Arbeitgebers möglich.
Der Kündigungsschutz für eine Elternzeit beginnt ab der Anmeldung der Elternzeit. Für eine Elternzeit zwischen dem dritten Geburtstag und der Vollendung des achten Lebensjahres des Kindes besteht Kündigungsschutz frühestens 14 Wochen vor Beginn der Elternzeit. Eltern haben einen Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit währen der Elternzeit, wenn der Arbeitgeber mehr als 15 Arbeitnehmer beschäftigt.
Elterngeld: Für Elterngeld müssen Arbeitnehmer nicht unbedingt Elternzeit nehmen. Allerdings dürfen sie nicht mehr als 30 Stunden pro Woche arbeiten, solange sie Elterngeld bekommen. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen also ihre Arbeitszeit verringern, um Elterngeld bekommen zu können, und nutzen dazu die Elternzeit.
Elterngeld gibt es in drei Varianten: Basiselterngeld, ElterngeldPlus, Partnerschaftsbonus. Dabei kann ElterngeldPlus doppelt so lange bezogen werden wie das Basiselterngeld: Anstelle eines Lebensmonats mit Basiselterngeld können die Bezieher sich auch für zwei Lebensmonate mit ElterngeldPlus entscheiden. Wer nach der Geburt nicht arbeitet, für den ist das ElterngeldPlus nur halb so hoch wie das Basiselterngeld. Der Partnerschaftsbonus ist ein Angebot für Eltern, die sich ihre familiären und beruflichen Aufgaben partnerschaftlich untereinander aufteilen. Die Berechnung ist stets individuell. Deshalb gibt es den Elterngeldrechner.
Elternzeit als Chance sehen
Eine familienfreundliche Unternehmenskultur hält die Begeisterung der Mitarbeiter über Jahre auf hohem Niveau. Wichtig ist dafür, dass während der Elternzeit Kontakt bestehen bleibt und danach immer wieder gemeinsam neue Lösungen gesucht werden. Direkt nach dem Wiedereinstieg haben Eltern andere Bedürfnisse als während der Kindergartenzeit. Auch mit der Einschulung ändert sich das Familienleben noch einmal einschneidend. Unternehmen mit familienfreundlicher Kultur finden hier auch für Führungskräfte immer wieder passende Arbeitszeitmodelle. Denn die Elternzeit von Führungskräften ist auch eine Chance, die einzelnen Teammitgliedern ermöglicht, Führungsaufgaben zu übernehmen und sich zu entwickeln. Dazu müssen allerdings beide Seiten offen über Herausforderungen und Erwartungen sprechen.
Der IHK-Arbeitskreis „Frauen in der Wirtschaft“ hat sich zum Elterngeld- und der Elternzeit positioniert:
Für alle Geburten ab dem 1. Januar 2015 gilt die neue Elterngeld- und Elternzeit-Regelung. Für die Unternehmen sind dadurch zahlreiche neue organisatorische Herausforderungen entstanden. Trotzdem begrüßt der IHK-Arbeitskreis „Frauen in der Wirtschaft“ die neue Regelung und sieht diese Chancen:
- Die Unternehmen erhalten sich das Potenzial der Frauen als Fach- und Führungskräfte, weil Mütter potenziell früher in den Beruf zurückkehren.
- Sie werden durch den partnerschaftlich-familienfreundlichen Ansatz in Zeiten des Fachkräftemangels als attraktiverer Arbeitgeber erkannt – gerade auch für Frauen und die neuen Väter der Generation Y.
- Die Regelung kann eine chancen- und gendergerechtere Wirtschaft fördern.
Väterfreundliche Unternehmenskultur
Väter wollen heute beides – Familie und Karriere. Das zeigen Umfragen immer wieder. Das Institut für Demoskopie Allensbach fand heraus, dass 75 Prozent der Männer gerne weniger arbeiten und mehr Zeit für Kinder und Familie haben möchten. Das ist auch gut für die Mütter, die nach wie vor die Hauptlast der Familienarbeit tragen, und – besonders in Zeiten des Fachkräftemangels – auch für die Arbeitgeber. Denn bringen sich die Väter mehr in die Familienarbeit ein, können die Frauen früher in den Beruf zurückkehren bzw. ein höheres Wochenarbeitszeitvolumen leisten.
Im Vergleich zu ihren eigenen Vätern hat sich das Selbstverständnis der heutigen Väter stark gewandelt. Jeder dritte Vater nimmt heute, unterstützt vom Elterngeld, eine Elternzeit. Die deutliche Mehrheit bewertet dies als Fortschritt: 82 Prozent der Bevölkerung finden es gut, wenn Väter eine Auszeit nehmen oder Arbeitszeiten reduzieren, um sich um die Kinderbetreuung zu kümmern.
Die vergleichsweise jungen Familienleistungen Elterngeld und Elterngeld Plus, die erstmals gezielt beide Partner adressieren, haben eine neue Nachfrage geschaffen. Nicht nur Eltern selbst, sondern die große Mehrheit der Bevölkerung sieht inzwischen Politik und Wirtschaft in der Pflicht, gerade auch die Väterbeteiligung noch stärker zu fördern.
Der Nutzen aktiver Vaterschaft erstreckt sich aber nicht nur auf die Familie. Unternehmen sind betriebswirtschaftlich erfolgreicher, wenn sie ihre personalpolitischen Maßnahmen auch auf die Väter ausrichten. Eine betriebliche Familienpolitik, die aktive Vaterschaft unterstützt und zur Lösung der Vereinbarkeitsprobleme speziell von Vätern beiträgt, führt zu einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit, geringen Fehlzeiten und einer höheren Mitarbeiterproduktivität.
Unternehmen können auf diesen Trend mit einer väterfreundlichen Personalpolitik reagieren. Was heißt das konkret?
- Vollzeitnahe oder Teilzeit-Arbeitsmodelle und andere Vereinbarkeitsangebote werden nicht nur Müttern, sondern auch Vätern gemacht.
- Meetings finden nicht mehr nach 17 Uhr statt.
- Auch Vätern wird die Möglichkeit zum Homeoffice gegeben.
- Die Elternzeit der Väter darf auch über die zwei typischen Vätermonate hinausgehen.
- Über Väter in Teilzeit oder Elternzeit wird positiv in den Firmenmedien berichtet.
- Die Führungskräfte werden für Väter-Fragen sensibilisiert, nehmen das Thema in ihre Mitarbeitergespräche auf.
Die Pflege von Angehörigen
Der Anteil der Senioren an der Gesamtbevölkerung steigt immer weiter an. 2019 wurden von den 4,1 Millionen Pflegebedürftigen rund 80% (3,31 Millionen) in privaten Haushalten versorgt. Die meiste Pflege leisten allein die Angehörigen. Sie betreuen 2,33 Millionen Pflegebedürftige, nur bei rund 980.000 sorgt ein ambulanter Pflegedienst für die Versorgung (Statistisches Bundesamt (Destatis), 2022). Fachleute gehen davon aus, dass die Zahl der Menschen mit Pflegebedarf bis 2030 auf 3,5 Millionen ansteigen wird.
In vielen Unternehmen ist unbekannt, wie viele der Beschäftigten zusätzlich zur Arbeit die Pflege von Familienangehörigen übernehmen. Die Betroffenen sprechen selten offen über das Thema. Deshalb sollten Arbeitgeber das Thema Beruf und Pflege aktiv ansprechen. Die größte Hilfe besteht darin, den Betroffenen durch flexible Arbeitszeitmodelle Unterstützung zu bieten und die Belegschaft über die Möglichkeiten zur Entlastung von pflegenden Angehörigen zu informieren. Sinnvoll sind unter anderem folgende Maßnahmen:
- Betriebe sollten ihren Mitarbeitern Informationen zugänglich machen, wie rechtliche Informationen zum Pflegezeitgesetz, Adressen von Dienstleistern und Beratungsstellen oder Termine für Schulungen für pflegende Angehörige.
- Den Mitarbeitern sollten Pflegelotsen oder Mentoren als Ansprechpartner zum Thema Beruf und Pflege bekannt sein.
- Beratungsstellen und Dienstleister beraten auch Arbeitgeber über die Unterstützungsmöglichkeiten für Mitarbeiter.
- Finanzielle Hilfen bei einem Pflegefall wie ein zinsloses Darlehen, ein Vorschuss oder Geld- und Sachleistungen sollten eine Selbstverständlichkeit sein.
- Flexible Arbeitszeiten oder die zeitweise Arbeitszeitreduzierung sind eine große Entlastung für pflegende Angehörige.
- Angebote wie eine psychosoziale Beratung oder eine Sozialberatung sollten den Mitarbeitern gemacht werden.
Pflege von Angehörigen ist kein Tabu mehr
Die Pflege von Angehörigen ist ein Thema, über das nicht viel gesprochen wird. Meist wissen nur die Familie und enge Freunde über die familiäre Situation Bescheid. Bekannte, Arbeitskollegen und Vorgesetzte werden dagegen meist nicht informiert. Damit die Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Pflege genutzt werden, ist es unerlässlich, eine entsprechende Kommunikationskultur im Unternehmen zu schaffen. Mitarbeiter müssen wissen, dass sie mit ihrem Vorgesetzten oder mit einem bestimmten Ansprechpartner offen über das Thema sprechen und ihre Bedürfnisse formulieren können. Ansonsten bleiben die gut gemeinten Angebote ungenutzt.
Familienpflegezeitgesetz und Pflegezeitgesetz
Die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf ist mit dem Familienpflegezeitgesetz und im Pflegezeitgesetz deutlich verbessert worden. Beschäftigte haben seit dem 1. Januar 2015 mehr zeitliche Flexibilität und Sicherheit, um nahe Angehörige in häuslicher Umgebung zu pflegen. Beschäftigte haben unter bestimmten Voraussetzungen Ansprüche auf vollständige oder teilweise Freistellung von der Arbeit. Je nach Pflegesituation bestehen folgende Möglichkeiten:
- Zehntägige Auszeit im Akutfall mit Lohnersatzleistung: Beschäftigte haben einen Anspruch auf Freistellung von der Arbeit bis zu zehn Tagen, um für einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in einer akut aufgetretenen Pflegesituation eine bedarfsgerechte Pflege zu organisieren oder eine pflegerische Versorgung in dieser Zeit sicher zu stellen.
- Pflegezeit nach dem Pflegezeitgesetz: Zur häuslichen Angehörigenpflege haben Beschäftigte einen Anspruch auf Pflegezeit, das heißt, sie haben einen Anspruch auf vollständige oder teilweise Freistellung von der Arbeit bis zu sechs Monaten, wenn sie einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in häuslicher Umgebung pflegen.
- Familienpflegezeit nach dem Familienpflegezeitgesetz: Bei länger dauernder Pflege kann der Beschäftigte Familienpflegezeit in Anspruch nehmen; das heißt, er hat das Recht, seine Arbeitszeit für bis zu 24 Monate auf wöchentlich mindestens 15 Stunden zu reduzieren, wenn er einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in häuslicher Umgebung pflegt
- Freistellung zur Betreuung pflegebedürftiger Kinder nach dem Pflegezeitgesetz und Familienpflegezeitgesetz: Um Angehörigen pflegebedürftiger Kinder eine Betreuung in häuslicher und außerhäuslicher Umgebung zu ermöglichen, ist für berufstätige Angehörige, insbesondere Eltern, sowohl im Pflegezeitgesetz, als auch im Familienpflegezeitgesetz eine besondere Freistellungsmöglichkeit geschaffen worden. Das heißt, eine vollständige Freistellung kann bis zu sechs Monaten erfolgen. Eine teilweise Freistellung kann bis zu 24 Monate in Anspruch genommen werden.
Selbstständige im Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf
Wer sich selbständig macht, muss seine Zeit gut planen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bekommt hier also eine weitere Dimension. Die IHK-Studie „Unternehmerinnen in Oberbayern“ hat daher auch dieses Thema untersucht. Es traten diese interessanten Ergebnisse zu Tage:
- Rund zwei Drittel der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer leben in Partnerschaften, fast 50 Prozent haben Kinder. Hier gibt es kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die Familiensituation an sich spielt für die Selbstständigkeit also keine spezifische Rolle.
- Wohl aber für den Zeitpunkt des Starts. Sechs bis zehn Jahre vergehen im Durchschnitt, bis die Idee der Selbstständigkeit auch in die Tat umgesetzt wird. Auffällig, aber nicht verwunderlich ist, dass Frauen die Entscheidung zum Unternehmertum in einen engen Zusammenhang mit der Familiensituation setzen. So gaben mehr als 20 Prozent der befragten Frauen an, sich erst nach Veränderung der Familiensituation für die Selbstständigkeit entschieden zu haben. Bei den Männern sind dies unter 10 Prozent.
- Die größten Herausforderungen in der Gründungsphase sahen beide Geschlechter in den Bereichen Recht, Steuern und Bürokratie, bei der Finanzierung sowie den zeitlichen Belastungen etwa durch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dabei betonen die Frauen die zeitlichen Belastungen stärker, während die Männer häufiger die rechtlichen, steuerlichen und bürokratischen sowie Finanzierungsangelegenheiten nennen.
- Vor welchen Aufgaben stehen die Befragten während des weiteren Betriebs? Hier zeigen sich in überschaubarem Umfang genderspezifische Unterschiede. Nach der Gründung werden die Frauen wieder stärker vom traditionellen Rollenbild eingeholt, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird wieder zum Frauenthema.
Damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gerade auch für Selbständige handhabbar wird, sind hier insbesondere flexible Kita-Öffnungszeiten und eine Ganztagsbetreuung für Schulkinder mindestens bis zu 12 Jahren sowie eine flächendeckende und flexible Pflegeinfrastruktur entscheidend.
Apropos: Auch Selbständige können Elterngeld beantragen. Die Bemessungsgrundlage ist das Nettoeinkommen auf Basis des letzten Wirtschaftsjahres.
Familienpakt Bayern
Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Bayern weiter zu verbessern und Impulse in Unternehmenswelt und Gesellschaft zu setzen, haben sich die Bayerische Staatsregierung und die bayerische Wirtschaft zu einer schlagkräftigen Partnerschaft zusammengeschlossen. Die Bayerische Staatsregierung, der Bayerische Industrie- und Handelskammertag e.V. und der Bayerische Handwerkstag e.V. sind Paktpartner des Familienpakts Bayern. Der Familienpakt Bayern möchte:
- Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Bayern weiter optimieren, indem familienfreundliche Rahmenbedingungen geschaffen werden und Arbeitgeberinnen und -geber die unterschiedlichen Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit umsetzen;
- Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Öffentlichkeit sichtbar machen;
- Zu einem Kultur- und Bewusstseinswandel in Politik, Arbeitswelt und Gesellschaft beitragen;
- Familiäre Verantwortung würdigen und unterstützen. Erwerbstätige Eltern sowie pflegende Angehörige sollen sich sicher sein können, dass ihr familiäres Engagement honoriert wird
Servicestelle des Familienpakts Bayern
Die Servicestelle ist Ansprechpartner für Arbeitgeber jeder Branche und Unternehmensgröße, für Personalverantwortliche, für Vertreterinnen und Vertreter von Initiativen sowie von anderen Akteuren bei Fragen zu Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Folgende Leistungen bietet die Servicestelle Familienpakt Bayern an:
- Umfassendes und auf Bayern zugeschnittenes Informationsangebot rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Persönliche und kostenfreie Erstberatung insbesondere für bayerische Unternehmen und Betriebe jeder Größe und Branche
- Veranstaltungen und Workshops
- Austausch und Vernetzung von engagierten Unternehmen und Initiativen zu Themen der Vereinbarkeit
Kontakt zur Servicestelle des Familienpakts Bayern:
- servicestelle@familienpakt-bayern.de
- Telefon: 089-5790-6280
Unternehmensnetzwerk Erfolgsfaktor Familie
Die IHK ist Mitglied im Unternehmensprogramm „Erfolgsfaktor Familie“, welches eine zentrale Plattform zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist. Mit dem Unternehmensprogramm setzt sich das Bundesfamilienministerium zusammen mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft (BDA, DIHK, ZDH) und dem DGB dafür ein, Familienfreundlichkeit zu einem Markenzeichen der deutschen Wirtschaft zu machen. Mit dem Memorandum „Familie und Arbeitswelt – Die NEUE Vereinbarkeit“ haben die Partner aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften nun Bilanz gezogen und zugleich zentrale Herausforderungen identifiziert. Zehn Leitsätze zeigen, wie sie sich gemeinsam diesen Herausforderungen der Zukunft stellen wollen: Memorandum - Familie und Arbeitswelt - Die NEUE Vereinbarkeit
Das Unternehmensprogramm „Erfolgsfaktor Familie“ bündelt Informationen zur Familienfreundlichkeit in Unternehmen. Es bietet Erfolgsbeispiele und Erfahrungsberichte von Unternehmen, die mit innovativen Maßnahmen eine familienbewusste Personalpolitik praktizieren. Darüber hinaus steht in der Wissensplattform eine breite Auswahl an Praxisbeispielen, Studien und Ratgebern zu Themen wie Arbeitszeitgestaltung, familienbewusstes Führen und Personalmarketing zur Verfügung.
Zusammenfassung
Arbeitnehmer benötigen immer häufiger gute Bedingungen, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Für Arbeitgeber ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ebenfalls ein wichtiger Punkt. Denn attraktive Arbeitsbedingungen, die eine gute Work-Life-Balance bieten, ziehen hoch qualifizierte Fachkräfte an und binden sie langfristig. Im Zuge des demografischen Wandels wird es immer wichtiger, das Potenzial des Arbeitsmarkts voll auszuschöpfen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Entsprechend hoch ist der Stellenwert eines familienfreundlichen Arbeitsumfelds.