17.02.2016

„Integration von Flüchtlingen ist ein Schlüssel zur Lösung des Azubimangels“

Ebersberg – Trotz aller Anstrengungen in der Lehrlings-‎Akquise sind die ‎Ausbildungszahlen im Landkreis Ebersberg weiter rückläufig: Insgesamt stellten die ‎Betriebe aus Industrie, Handel und ‎Dienstleistung bis Jahresende (2015) 346 ‎Auszubildende neu ein, 13 Prozent weniger als im ‎Vorjahreszeitraum. Damit liegt der ‎Landkreis deutlich über dem oberbayerischen Schnitt. Hier ‎ging die Anzahl der Neu-‎Verträge um 0,3 Prozent zurück. ‎Dies geht aus der aktuellen Ausbildungsstatistik der ‎IHK für München und Oberbayern hervor. ‎

Betriebe schlossen weniger neue Lehrverträge ab‎

„Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen. Doch es gehen ihnen ‎schlichtweg die Azubis aus und das stellt die Betriebe bei der Fachkräftesicherung vor ‎riesige Probleme“, warnt Georg Reichl, Vorsitzender des IHK-Gremiums Ebersberg. ‎Der Azubimangel macht sich dabei sowohl bei den gewerblich-technischen (minus 19 ‎Prozent) als auch bei den kaufmännischen Berufen (minus 11 Prozent) bemerkbar. Vor ‎allem in der Metalltechnik gingen die Neuabschlüsse zurück (46 Neu-Verträge/Vorjahr ‎‎65). Weniger neue Ausbildungsverhältnisse wurden zudem im Groß- und Außenhandel ‎‎(64/Vorjahr 80) sowie für Industriekaufleute (10/Vorjahr 18) abgeschlossen. ‎

‎„Das Problem geht jedoch quer durch alle Branchen“, so Reischl. Insgesamt wurden ‎der Arbeitsagentur im vergangenen Jahr ‎‎mehr als 600 freie ‎Ausbildungsplätze für den ‎Landkreis Ebersberg gemeldet. Da‎von blieben jedoch gut 150 ‎(Stichtag 30. September)‎ ‎unbesetzt. ‎Gleichzeitig wurden bei der Agentur für Arbeit nur noch acht ‎unversorgte ‎Ausbildungsbewerber ‎verzeichnet.‎
‎‎„Es ist höchste Zeit, zu handeln“, mahnt Reischl. „Flüchtlinge können dabei der Schlüssel ‎zur Lösung des Azubimangels werden“‎. Dazu sei die rasche und ‎zielgerichtete Integration ‎von Flüchtlingen in den ‎Arbeitsmarkt dringend notwendig. „Das von den bayerischen ‎IHKs entwickelte ‚3+2 Modell‘ hat letztendlich bewirkt, dass Asylbewerber, die eine Lehre ‎aufnehmen, ‎nicht nur für die ‎Dauer ihrer ‎dreijährigen Ausbildungszeit ein ‎Bleiberecht ‎haben, sondern darüber ‎hinaus auch ‎in den fol‎genden zwei Jahren nicht abgeschoben ‎werden dürfen“, betont der IHK-Gremiumsvorsitzende.‎‎ ‎

Derzeit erlernen im Landkreis Ebersberg 88 ausländische Jugendliche (Vorjahr ‎‎82) ‎einen ‎Ausbildungsberuf bei Industrie-, Handels- oder ‎Dienstleistungsunternehmen. Ihr ‎Anteil an ‎den ‎insgesamt 944 ‎Auszubildenden in IHK-Berufen wächst kontinuierlich und ‎liegt ‎momentan bei 9,3 Prozent. ‎

‎‎Damit die Integration in den Arbeitsmarkt weiter Fahrt aufnimmt, wird die ‎Wirtschaft ‎selbst in ‎Vorleistung gehen‎: Dazu stellen die bayerischen IHKs acht Millionen ‎Euro ‎für ‎berufs- ‎und ‎ausbildungsbegleitende Sprachförderung, den ‎Aufbau ‎von ‎Unterstützungsstrukturen oder ‎die ‎spezifische Fortbildung von Ausbildern ‎für ‎Flüchtlinge ‎zur Verfügung. Dazu hat die IHK einen ‎ersten Leitfaden mit allen wichtigen ‎Informationen ‎rund um die Themen Ausbildung und ‎Beschäftigung von ‎Asylbewerbern ‎zusammengestellt (abrufbar unter www.muenchen.ihk.de/fluechtlinge). ‎‎„All ‎diese ‎Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel ‎werden aber erst langfristig ‎greifen“, ‎betont ‎Reischl.‎

Insgesamt gibt es derzeit im Landkreis 219 IHK-zugehörige Betriebe, die für fast 60 ‎Prozent aller Ausbildungsverhältnisse ‎stehen. ‎