30.05.2017

Wirtschaft: Bayern kann bei der Digitalisierung Vorreiter werden

Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) sieht den heute von der Staatsregierung verabschiedeten Zehn-Punkte-Plan Bayern Digital II positiv. „Mit dem Investitionsprogramm über drei Milliarden Euro bis 2022 setzt die Staatsregierung an vielen Stellen die richtigen Impulse. So kann Bayern bei der Digitalisierung tatsächlich zum Vorreiter werden“, sagt BIHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen.

Driessen: „Zehn-Punkte-Plan für die digitale Zukunft muss rasch umgesetzt werden“ ‎

Besonders erfreulich sei, dass vor allem die mittelständischen Unternehmen noch mehr in den Mittelpunkt der Initiativen gerückt sind. „Mit starken Akzenten bei digitaler Infrastruktur, IT-Sicherheit, E-Government, Bildung und digitalen Technologien hat die Staatsregierung ein ansehnliches Gesamtkonzept vorgelegt“, so Driessen weiter.

Wichtig sei nun, die Vielzahl der Initiativen zu verzahnen und Doppelstrukturen zu vermeiden. Sinnvoll sei aus Sicht der Wirtschaft, die regionalen digitalen Gründerzentren zu Digitalisierungszentren weiterzuentwickeln, die sich an alle Unternehmen richten. Der BIHK vermisst dagegen eine zentrale Anlaufstelle für Unternehmen für IT-Sicherheit und zum Schutz vor Cybercrime. Das neue Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hat bislang einen anderen Aufgabenzuschnitt. Die durchgängig digitale Verwaltung fordert die Wirtschaft früher als geplant, also vor 2030. „Bei durchschnittlich 130 Behördenkontakten jedes Unternehmens pro Jahr kann ein digitales Angebot der Verwaltung viel Geld sparen und die Bürokratiekosten deutlich senken“, sagt BIHK-Chef Driessen. Unklar sei die Rolle der angekündigten Stabsstelle Digitalisierung bei der Staatskanzlei, die alle Digitalisierungsprozesse begleiten soll, nachdem die Digital-Kompetenzen bislang im Heimatministerium gebündelt sind.

Driessen setzt sich weiter für eine sofortige Aufstockung des „Digitalbonus“-Förder­programms ein. Mit diesem Projekt unterstützt das bayerische Wirtschaftsministerium seit Oktober 2016 kleine und mittlere Unternehmen bei der Digitalisierung. In einer Bilanz Anfang Mai teilte das Ministerium mit, dass bislang 1.700 Unternehmen einen Förderantrag gestellt haben und damit das Budget für 2017 so gut wie ausgeschöpft sei. „Es wäre jammerschade, wenn sinnvolle und den Programmrichtlinien entsprechende Förderanträge wegen Geldmangel abgelehnt werden müssten“, so Driessen. Der BIHK begrüßt daher die heute beschlossene Aufstockung ab 2018, spricht sich aber für ein Vorziehen von Mitteln der Folgejahre aus.

Eine aktuelle BIHK-Umfrage ergab einen hohen Digitalisierungsbedarf im bayerischen Mittelstand. Kleine und mittelständische Unternehmen in Bayern bewerten ihren Digitalisierungsgrad durchschnittlich mit der Schulnote Drei minus. Nur 7 Prozent betrachten sich als digital voll entwickelt. Lediglich in der unteren Hälfte der Digitalisierungsskala sehen sich dagegen fast 40 Prozent der Betriebe.