17.10.2018

Kein Ende des Booms für bayerische Wirtschaft

Baukräne
© Michael Rosskothen / fotolia

Die Konjunktur in Bayern läuft weiter rund. Die Geschäftslage in den Betrieben liegt nur knapp unter dem Rekordwert vom Jahresbeginn. Auch für die kommenden zwölf Monate bleiben die Unternehmen zuversichtlich.

Driessen: „Wachstum geht mit etwas weniger Tempo weiter“ / Risiken nehmen zu‎

Dies geht aus der heute in München vorgestellten Konjunkturumfrage des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK) unter rund 3.700 Betrieben im Freistaat hervor.

Der BIHK-Konjunkturindex, der Lage und Erwartungen abbildet, ist im Vergleich zum Herbst 2017 mit 131 Punkten praktisch unverändert und bleibt damit auf dem Niveau des höchsten Herbst-Werts seit Umfragebeginn im Jahr 1993. Wegen steigender Risiken und der üblichen jahreszeitlichen Eintrübung zu Beginn des Winterhalbjahres erreicht der Index allerdings den Wert aus der vorherigen Umfrage im Frühjahr von 135 Punkten nicht mehr.

„Die bayerische Wirtschaft befindet sich in einem goldenen Herbst. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht“, sagte BIHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen in München. „Die Geschäfte laufen weiter sehr gut. 59 Prozent der bayerischen Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden und nur sechs Prozent unzufrieden“, so Driessen. Der Boom werde weitergehen, da für die kommenden zwölf Monate nur ein Zehntel der Betriebe Rückgänge erwartet. Dagegen rechne fast ein Viertel der Unternehmen sogar mit weiteren Zuwächsen.

Auch bei der Beschäftigung wird sich die Rekordjagd im Freistaat fortsetzen: 22 Prozent ‎der Betriebe wollen zusätzliches Personal einstellen, nur 13 Prozent Stellen streichen. Dagegen bleibt der Fachkräftemangel die Achillesferse der bayerischen Wirtschaft: Mittlerweile sehen 66 Prozent der Unternehmen – so viele wie noch nie zuvor – im Fachkräftemangel ein Geschäftsrisiko. Vor Jahresfrist sagten dies erst 59 Prozent.

Auch andere Risiken treten wieder mehr in den Vordergrund: Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden von 46 Prozent der Unternehmen kritisch gesehen. Einen deutlichen Zuwachs der Risikobewertung gab es auch bei den Energie- und Rohstoffpreisen, die 34 Prozent der Betriebe mit Sorge verfolgen.

BIHK-Chef Driessen warnt deswegen vor zunehmenden Warnzeichen für die Konjunktur: „Die Antriebskräfte des Booms lassen nach und die Stolpersteine nehmen zu.“ Einerseits bremse der Fachkräftemangel das Wachstum, andererseits verliere ‎die Inlandsnachfrage an Rückenwind und das Exportgeschäft ‎werde unsicherer. „Wir sollten nicht den Fehler machen, den möglichen Eintritt eines Abschwungs oder einer Krise abzuwarten“, so Driessen. Das Fenster für staatliche Investitionen und Reformen sei derzeit noch offen und müsse genutzt werden.

Driessen forderte von der neuen Bayerischen Staatsregierung, alles zu tun, um den Standort Bayern weiter an der Weltspitze zu halten. Eine aktuelle BIHK-Befragung der Betriebe im Freistaat zur Landtagswahl habe Defizite aufgezeigt. Zwar geben die Unternehmen im Schnitt dem Standort Bayern die Note „gut“, mit der Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren seien die Unternehmen aber weniger zufrieden. So fordern 65 Prozent der Betriebe Maßnahmen für eine flächendeckende Breitband- und Mobilfunkversorgung und 60 Prozent wünschen sich einen Schwerpunkt für weniger Bürokratie.

Driessen fordert daher von der neuen Staatsregierung mehr Investitionen in den digitalen Netzausbau und eine rasche Einführung unternehmensnaher E-Government-Anwendungen zum Bürokratieabbau. Außerdem brauche die Wirtschaft wirksame Maßnahmen zur Linderung des Fachkräftemangels, darunter mehr Anreize zur Beschäftigung Älterer und von Frauen, aber auch die Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland.