Pressemeldung vom 29.10.2018
Trotz Digitalisierung mehr Beschäftigung in Bayern
Der Jobmotor in Bayern wird mit der Digitalisierung weiter an Drehzahl gewinnen. Da immer mehr Beschäftigte in aussichtsreiche Zukunftsbranchen wechseln, erwartet das ifo Institut in einer Studie im Auftrag der IHK für München und Oberbayern bis 2030 ein Potenzial für den Beschäftigungsaufbau von bis zu 13,5 Prozent.
Ifo Studie sieht bis 2030 starke Zuwächse bei Managementberufen, IT und Ingenieuren
Für ganz Deutschland liegt dieser Wert nur bei 5,5 Prozent. Auch in ihrem pessimistischsten Szenario sehen die ifo Experten einen Beschäftigungszuwachs von 1,6 Prozent in Bayern, während für ganz Deutschland auch negative Arbeitsmarktfolgen denkbar sind.
„Die gute Nachricht lautet, dass im Freistaat niemand vor der Digitalisierung Angst haben muss. Die Arbeit wird uns trotz zunehmender Automatisierung keineswegs ausgehen. Im Gegenteil: Bayern wird mit seiner innovativen und leistungsfähigen Wirtschaft allem Anschein nach besonders von der Digitalisierung profitieren, sofern die Unternehmen die dafür notwendigen Fachkräfte finden“, sagt Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern.
Der fortdauernde Strukturwandel am Arbeitsmarkt werde laut ifo Studie durch die Digitalisierung beschleunigt und betreffe auch in Zukunft alle Berufsgruppen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Die größten Zuwächse bis 2030 in Bayern gibt es bei Managementberufen mit einem Beschäftigungsplus von 79.000 Stellen, gefolgt von Ingenieuren (plus 59.000) und IT-Berufen (plus 58.000). Auch die Pflegeberufe expandieren kräftig (plus 50.000). Von Abbau betroffene Berufsgruppen finden sich laut Studie vor allem in der Finanzwirtschaft (minus 12.000 Stellen), in der Bauwirtschaft (minus 8.000) und bei anderen automatisierbaren Tätigkeiten wie Reinigung und Warenprüfung (jeweils minus 2.000). „Damit es nicht zu hohen Beschäftigungsverlusten kommt, müssen sich die Berufsbilder mit dem Digitalen Wandel konsequent weiter entwickeln“, betont Prof. Dr. Oliver Falck, einer der ifo Studienautoren.
Das ifo Institut sieht gleichzeitig die Tendenz zu einer zunehmenden Polarisierung am Arbeitsmarkt in Bayern, wenngleich diese weniger stark ausgeprägt ist als beispielsweise in den USA, ergänzt ifo Professor Falck. So weisen neben lukrativen Berufen mit hohen Qualifikationsniveaus auch einfache Servicejobs mit geringem Qualifikations- und Entgeltniveau überdurchschnittliche Wachstumsraten bei der Beschäftigung auf. Beide sind schwer automatisierbar.
IHK-Chef Driessen betont, dass digitale Kompetenzen eine noch stärkere Rolle im Bildungswesen spielen müssen – und zwar vom Kindergarten bis hin zur Weiterbildung für Ältere. „So geben wir aktuellen und zukünftigen Fachkräften optimale Chancen. Der Aufbruchsgeist der Digitalisierung muss altersgerecht in jedem bayerischen Klassenzimmer und jeder Bildungseinrichtung Einzug halten. Dafür brauchen wir dringend digitale Fortbildungsprogramme für Erzieher, Lehrer und Ausbilder“, so Driessen.
Die Wirtschaft stelle ihrerseits alle Ausbildungsberufe auf den Prüfstand, um sie noch stärker auf Digitalisierung zu trimmen, wie aktuell mit dem neuen IHK-Beruf für E-Commerce-Kaufleute geschehen. Betriebe und Politik müssten ebenso eine Kultur der ständigen Weiterbildung für alle Arbeitnehmer fördern. Damit Bayern zu den Gewinnern der Digitalisierung gehört, verlangt Driessen auch von der Staatsregierung, dass sie sich für Innovationen, Wettbewerb und ein positives, chancenorientiertes Bild des technologischen Wandels einsetzt.
Die Studie ist online unter www.ihk-muenchen.de/digitalisierung-arbeitsmarkt abrufbar.