Pressemeldung vom 11.02.2020 - Bad-Tölz-Wolfratshausen - Garmisch-Partenkirchen - Miesbach - Weilheim - Schongau

IHK-Konjunkturumfrage Oberland: Stimmung stabilisiert sich, Unsicherheit bleibt

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Die Stimmung der Wirtschaft im Oberland hat sich stabilisiert. Nach ihrer Talfahrt im Herbst 2019 ist der Konjunkturindex zu Jahresbeginn 2020 um sieben Zähler auf 127 Punkte gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt die Konjunkturumfrage der IHK für München und Oberbayern unter Unternehmen im Oberland. Die wirtschaftspolitischen Sorgen der Betriebe haben jedoch weiter zugenommen, was sich in den Investitionsplänen der Unternehmen widerspiegelt, die deutlich gedämpft sind.

Krämmel: „Politik muss mit Investitionsanreizen Konjunktur ankurbeln“ ‎

Positiver gestimmt sind die Betriebe auch mit Blick auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Per Saldo erreichen ihre Geschäftserwartungen zehn Punkte. Das Stimmungsbild ist dabei ähnlich gut wie zu Anfang 2019. Während neun Prozent mit einer Eintrübung rechnen, geht fast jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) von einer Belebung seiner Geschäfte aus.

Das wirkt sich auf die Personalplanungen aus: Per Saldo steigen die Beschäftigungs­pläne von -3 auf sechs Punkte. 20 Prozent der Unternehmen wollen zusätzliches Personal einstellen, 14 Prozent wollen Stellen streichen. Festzustellen ist, dass sich die Stimmung auf dem Arbeitsmarkt wandelt. Das Geschäftsrisiko Fachkräftemangel wurde mit 48 Prozent an Nennungen deutlich niedriger bewertet als in den Umfragen zuvor (Herbst 2019: noch 57 Prozent). Im Vergleich mit den Umfragen aus den Vorjahren ist es die niedrigste Bewertung seit drei Jahren.

Gleichzeitig wächst die Sorge der Unternehmen um die wirtschaftspolitischen Rahmbedingungen. Mit 55 Prozent der Nennungen sehen darin so viele wie zuletzt zum Höhepunkt der Euroschuldenkrise 2012 ein Geschäftsrisiko. Konkret verweisen die Unternehmen auf die überbordende Bürokratie und schleppende Genehmigungs­verfahren, die ihren unternehmerischen Alltag belastet.

Hinsichtlich der Investitionsbereitschaft sinkt die Zahl der dazu bereiten Unternehmen von 27 Prozent im Herbst auf jetzt 23 Prozent. Elf Prozent wollen weniger investieren. Auf Investitionen gänzlich verzichten wollen 13 Prozent. Das deutet auf eine schwache Investitionstätigkeit im Oberland hin.

Reinhold Krämmel, Sprecher des IHK-Forums Region Oberland, fordert: „Es ist höchste Zeit, die Standortbedingungen für die Unternehmen wieder in den Blick zu nehmen und eine Wirtschaftspolitik zu verfolgen, die die Unternehmen stärkt und ihre Wettbewerbs­fähigkeit unterstützt. Vor allem brauchen wir eine Wiederbelebung der Konjunktur. Dafür müssen für mehr Investitionsanreize geschaffen werden.“ Deutschland als Höchststeuer­land lasse den Unternehmen zu wenig finanzielle Spielräume. Als erster Schritt müsse die Gesamtsteuerbelastung für Unternehmen einschließlich Gewerbesteuer von derzeit über 30 Prozent auf das international übliche Niveau von 25 Prozent sinken. Zudem solle Personengesellschaften das Recht eingeräumt werden, wie Kapitalgesellschaften besteuert zu werden. Außerdem seien bessere Abschreibungsregeln notwendig: Als Sofortmaßnahme, um eine schnellere Digitalisierung zu erreichen, empfiehlt Krämmel realitätsnahe und damit deutlich kürzere Abschreibungszeiträume für die Anschaffung von Hard- und Software. „Diese Maßnahmen kurbeln Investitionen und Gewinne an und wären alles in allem nahezu aufkommensneutral“, bekräftigt der Wolfratshauser Unternehmer. Laut Krämmel würde die Politik mit solchen Maßnahmen, die faire Wettbewerbsbedingungen für die heimische Wirtschaft schaffen, ein wichtiges und glaubwürdiges Signal an die Unternehmen senden.