Pressemeldung vom 01.10.2018 - Rosenheim

Rosenheimer Wirtschaft: Brenner-Nordzulauf ist unentbehrlich

Der Brenner-Nordzulauf beschäftigt auch den IHK-Regionalausschuss in seiner jüngsten Sitzung in den Räumlichkeiten des Wirtschaftlichen Verbandes in Rosenheim. Bei den Unternehmerinnen und Unternehmen ist die Stimmung klar: Die neue Bahnstrecke ist für die zukünftige Mobilität im Raum Rosenheim unentbehrlich und muss ohne weitere Verzögerungen umgesetzt werden. „Das Projekt ist eine unendliche Geschichte. Weder die Stimmung in der Bevölkerung noch die Verkehrslage in Richtung Brenner werden besser, wenn diese Strecke nicht endlich in Angriff genommen wird“, fasst Regionalausschuss-Vorsitzender Andreas Bensegger die Stimmung zusammen.

IHK-Regionalausschuss Rosenheim informiert sich über aktuellen Projektstand

Christian Tradler, Projektleiter bei der DB Netz für den erweiterten Planungsraum des Projektes, erläuterte den gesamten Planungsprozess und betont: „Die Bürgerinnen und Bürger werden bei allen relevanten Schritten mitgenommen. Seit Mai steht der Kriterienkatalog für die Beurteilung der Grobtrassen fest. Die öffentliche Beteiligung durch die Gemeinde- und Regionalforen war dabei ausschlaggebend: „55 Prozent der Indikatoren im Kriterienkatalog wurden durch die Teilnehmer in den Foren geändert“, so Tradler. Bis Ende des Jahres sammelt die Bahn noch neue Vorschläge zu den vorgestellten Grobtrassen, erst danach erfolgt die Bewertung der Trassen einschließlich der eingegangenen Varianten durch die Bevölkerung. Ende 2019 oder Anfang 2020 soll dann die endgültige Trasse feststehen.

Der Nußdorfer Spediteur und IHK-Vizepräsident Georg Dettendorfer betont die Notwendigkeit zusätzlicher Kapazitäten auf der Bahnstrecke. „Die Brennerautobahn ist dicht. Wenn Politik und Gesellschaft die Güterverlagerung von der Straße auf die Schiene wirklich ernst meinen, wird das angesichts der weiter wachsenden Verkehrsströme nicht ohne zusätzliche Geleise funktionieren“.

Dieser Ansicht ist auch IHK-Verkehrsexperte Korbinian Leitner: „Derzeit werden nur 30 Prozent des Güterverkehrs über den Brenner auf der Schiene transportiert, der Rest geht über die Straße“. Deutschland habe das Projekt verschlafen: „Niemand in Berlin hat daran geglaubt, dass Österreich und Italien den längsten Eisenbahntunnel der Welt tatsächlich bauen werden“, meint Leitner.

Kritik an die Bundesregierung kommt auch vom IHK-Vorsitzenden Bensegger: „Gerne hätten wir auch einen Vertreter des Bundesverkehrsministeriums bei unserer Sitzung begrüßt. Unsere Anfrage blieb in Berlin aber leider unbeantwortet. Außerdem warten wir noch immer auf die vom Ministerium versprochenen Zahlen, auf denen die Planung beruht und die einen Ausblick zur langfristigen Verkehrsentwicklung bis 2050 geben. Diese Infos sind essentiell, um das Projekt inhaltlich bewerten zu können".

Dettendorfer, der auch Vorsitzender des Verkehrsausschusses beim Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) in Berlin ist, sieht die aufgrund der großen Verkehrsbelastung die Mobilität und Lebensqualität im bayerischen Inntal langfristig gefährdet: „Die Zukunft liegt auf der Schiene. Für die ganze Region Rosenheim brauchen wir deshalb eine umweltverträgliche und anwohnerfreundliche Trasse“.