Pressemeldung vom 12.07.2016 - Berchtesgadener-Land - Rosenheim
Bewerberlücke bleibt auf Rekordniveau
Marktschellenberg – Die Betriebe im Berchtesgadener Land haben weiterhin große Mühe, genügend Azubis zu finden. Bereits zwei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahrs ist absehbar, dass in den Unternehmen im Landkreis fast 200 Lehrstellen unbesetzt bleiben.
Noch mehr als 300 freie Lehrstellen im Landkreis/ Große Hürden für Flüchtlinge
Marktschellenberg – Die Betriebe im Berchtesgadener Land haben weiterhin große Mühe, genügend Azubis zu finden. Bereits zwei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahrs ist absehbar, dass in den Unternehmen im Landkreis fast 200 Lehrstellen unbesetzt bleiben. Momentan sind im Berchtesgadener Land noch 316 Lehrstellen frei. Gleichzeitig gibt es aber nur 149 unversorgte Bewerber, wie aus der Statistik der Arbeitsagentur hervorgeht.
„Die Chancen, mit einer Lehre im Berufsleben durchzustarten, sind so gut wie noch nie“, wirbt Irene Wagner, Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Berchtesgadener Land, für die betriebliche Ausbildung. Angesichts der guten Wirtschaftslage und des drohenden Fachkräftemangels sei die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ungebrochen hoch, doch es fehlten immer häufiger die Bewerber, sagt Wagner. Grund dafür sind vor allem die sinkenden Schulabgängerzahlen und der Trend zum Studium. Zusätzlich verhinderten nach wie vor Rechtsunsicherheit und bürokratische Hürden die Besetzung von freien Lehrstellen mit Flüchtlingen. Besonders dramatisch ist der Azubi-Mangel im Landkreis im Einzelhandel. Für angehende Einzelhandelskaufleute, Verkäufer und Fachverkäufer sind noch mehr als 150 Stellen frei. Aber nur rund 54 unversorgte Bewerber äußern einen entsprechenden Berufswunsch. Für den Bereich Lebensmittelverkäufer, in dem allein 46 Lehrstellen offen sind, gibt es gar keinen gemeldeten Interessenten.Wagner unterstreicht, dass der Bewerbermangel quer durch alle Branchen geht: „Es werden auch noch angehende Elektroniker Energie-/Gebäudetechnik, Mechatroniker, Lagerlogistiker gesucht.“
Die Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses appelliert erneut an die Politik, den Fachkräfte-Aderlass in der Berufsausbildung zu stoppen und die zunehmende Akademisierung auf den Prüfstand zu stellen. Außerdem fordert Wagner die verlässliche und schnelle Umsetzung des „3+2“-Modells für junge Flüchtlinge, wie es auf Vorschlag des BIHK im neuen Integrationsgesetz festgelegt wurde. Danach dürfen Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, in den drei Jahren der Berufsausbildung sowie in den folgenden zwei Jahren zum Sammeln von Berufserfahrung nicht abgeschoben werden.
An der Berufsschule Berchtesgadener Land in Freilassing befinden sich derzeit mehr als 50 jugendliche Asylsuchende in drei berufsvorbereitenden Berufsschulklassen. „Viele Unternehmen sehen in diesem Personenkreis Potenzial für ihre freien Ausbildungsplätze, aber Einstellungen scheitern häufig an der mangelnden Planungssicherheit und den vielen bürokratischen Auflagen“, so Wagner.
Insgesamt sind derzeit 237 IHK-zugehörige Unternehmen im Berchtesgadener Land in der Ausbildung aktiv und stehen für mehr als die Hälfte aller Ausbildungsverhältnisse.