11.02.2016 - Altötting-Mühldorf

"Integration von Flüchtlingen ist ein Schlüssel zur Lösung des Azubimangels"

Altötting – Trotz aller Anstrengungen in der Lehrlings-‎Akquise sind die Ausbildungszahlen im Landkreis Altötting weiter rückläufig: Insgesamt stellten die Betriebe aus Industrie, Handel und ‎Dienstleistung bis Jahresende (2015) 503 Auszubildende neu ein, 5,1 Prozent weniger als im ‎Vorjahreszeitraum. Damit liegt der Landkreis über dem oberbayerischen Schnitt. Hier ‎ging die Anzahl der Neu-Verträge um 0,3 Prozent zurück. ‎Dies geht aus der aktuellen Ausbildungsstatistik der IHK für München und Oberbayern hervor.

Betriebe im Landkreis Altötting schlossen 2015 deutlich weniger neue Lehrverträge ab

„Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen. Doch es gehen ihnen schlichtweg die Azubis aus und das stellt die Betriebe bei der Fachkräftesicherung vor riesige Probleme“, sagt Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des IHK-Gremiums Altötting-Mühldorf. Besonders groß ist der Azubimangel bei den gewerblich-technischen Berufen (minus 8,1 Prozent), allen voran im Bereich der Metalltechnik (71 Neu-Verträge/Vorjahr 82), im Bereich Chemie, Physik und Biologie (118 /Vorjahr 126) sowie in der Elektrotechnik (59 /Vorjahr 65). Aber auch im Einzelhandel (81 Neu-Verträge/Vorjahr 96) und im Groß- und Außenhandel (8 Neu-Verträge/Vorjahr 15) konnten die Betriebe weniger Lehrverträge abschließen.

‎„Das Problem geht jedoch quer durch alle Branchen“, so Obermeier-Osl. Insgesamt wurden der Arbeitsagentur im vergangenen Jahr ‎‎rund 900 ‎freie ‎Ausbildungsplätze für den Landkreis Altötting gemeldet. Da‎von blieben jedoch fast 100 ‎(Stichtag 30. September)‎ unbesetzt. ‎Gleichzeitig wurde bei der Agentur für Arbeit kein unversorgter ‎Ausbildungsbewerber ‎mehr verzeichnet.‎

„Es ist höchste Zeit, zu handeln“, mahnt Obermeier-Osl. „Flüchtlinge können dabei der Schlüssel zur Lösung des Azubimangels werden“‎. Dazu sei die rasche und ‎zielgerichtete Integration von Flüchtlingen in den ‎Arbeitsmarkt dringend notwendig. „Das von den bayerischen IHKs entwickelte ‚3+2 Modell‘ hat letztendlich bewirkt, dass Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, ‎nicht nur für die ‎Dauer ihrer ‎dreijährigen Ausbildungszeit ein ‎Bleiberecht haben, sondern darüber ‎hinaus auch ‎in den fol‎genden zwei Jahren nicht abgeschoben werden dürfen“, betont die IHK-Vizepräsidentin.‎‎

Derzeit erlernen im Landkreis Altötting 94 ausländische Jugendliche (Vorjahr 76) einen Ausbildungsberuf bei Industrie-, Handels- oder ‎Dienstleistungsunternehmen. Ihr Anteil an den insgesamt 1.469 ‎Auszubildenden in IHK-Berufen wächst kontinuierlich und liegt momentan bei 6,4 Prozent. ‎In 4 Berufsintegrationsklassen werden außerdem rund 70 jugendliche ‎Asylbewerber auf das Berufsleben vorbereitet. ‎

‎‎Damit die Integration in den Arbeitsmarkt weiter Fahrt aufnimmt, wird die Wirtschaft ‎selbst in Vorleistung gehen‎: Dazu stellen die bayerischen IHKs acht Millionen Euro ‎für ‎berufs- und ‎ausbildungsbegleitende Sprachförderung, den ‎Aufbau von ‎Unterstützungsstrukturen oder ‎die spezifische Fortbildung von Ausbildern für ‎Flüchtlinge ‎zur Verfügung. Dazu hat die IHK einen ersten Leitfaden mit allen wichtigen Informationen ‎rund um die Themen Ausbildung und Beschäftigung von Asylbewerbern ‎zusammengestellt (abrufbar unter www.muenchen.ihk.de/fluechtlinge). „All ‎diese ‎Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel werden aber erst langfristig greifen“, ‎betont ‎Obermeier -Osl.‎

Insgesamt sind zurzeit 247 IHK-zugehörige Unternehmen im Landkreis Altötting in der Ausbildung aktiv und ‎stehen für fast 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse.