Pressemeldung vom 25.07.2018 - Eichstätt - Ingolstadt - Neuburg-Schrobenhausen - Pfaffenhofen
IHK-Jubiläumsfeier für die Region Ingolstadt - IHK Talk zur Mobilität der Zukunft
Der zweite IHK Talk zum 175-jährigen Jubiläum der IHK für München und Oberbayern, der in Ingolstadt stattfand, war ganz und gar dem Thema Mobilität der Zukunft und deren vielfältigen Facetten gewidmet. „Die Mobilität war heute sehr eingeschränkt“, mit diesen Worten begrüßte IHK-Vizepräsident Georg Dettendorfer gleich zu Beginn die etwa 230 Gäste. Über 3,5 Stunden hatte er von Nussdorf am Inn bis nach Ingolstadt benötigt. Wie lassen sich die immer häufigeren Dauerstaus verhindern, gleichzeitig die Bedürfnisse nach Mobilität befriedigen und dazu noch die Umwelt schonen? Die Denk- und Lösungsansätze fallen durchaus unterschiedlich aus.
Jubiläumsfeier mit vier Querdenkern der Mobilität
"Ohne Mobilität funktioniert die Wirtschaft nicht“, auch das stellte Dettendorfer fest. Produktionsstandorte, Beschaffungs- und Absatzmärkte müssten verbunden sein, damit die Wirtschaft auf dem Weltmarkt erfolgreich sein kann. Jeder einzelne, so der IHK-Vizepräsident, baue auf Mobilität, ob er nun in den Urlaub strebe, zum Einkaufen in die Stadt fahre oder sich seine Waren online bestelle und liefern lasse. Jetzt brauche es neue Konzepte für die Mobilität der Zukunft.
Flickenteppich an Standards behindert die Entwicklung von Smart Cities in Europa
„Das Auto als Freund der Stadt“ – dieses Ziel setzt sich Gerhard Stanzl, Leiter der Vorentwicklung Smart Mobility bei Audi. Stress, Stau und Umweltbelastung ließen sich durch eine komplett vernetzte Stadt, die Smart City, deutlich reduzieren. Sensoren im Auto könnten mit Ampeln kommunizieren, aber auch selbst kleine Schlaglöcher melden, und Gefahren avisieren. Ziel ist autonomes Fahren, bei dem Fahrzeuge miteinander und mit der Infrastruktur kommunizieren. „Für den Erfolg des Autonomen Fahrens ist das Miteinander von Herstellern, Städten und Service-Anbietern entscheidend“, betonte Stanzl und ist damit beim wunden Punkt in Europa. Es gebe anders als in den USA keine Standards für die Infrastruktur, sondern einen regelrechten Flickenteppich.
Ingolstadt als Zukunftsstandort für Hochtechnologie
Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel betonte, in seiner Stadt würden die Ampeln bereits im nächsten Jahr so umgerüstet sein, dass sie direkt auf Fahrzeuge reagieren könnten. Er will Ingolstadt im Wettbewerb der Städte als Zukunftsstandort für Hochtechnologien sichern. Deshalb habe sich auch Ingolstadt um das Projekt Urban Air Mobility beworben und freue sich über den Zuschlag. In der Stadt seien mit Audi und Aerospace zwei große Mobilitätshersteller zu Hause. Flugtaxis werden nach seiner Einschätzung in einem ersten Schritt zum Transport sehr eiliger Güter wie zum Beispiel Organe oder Blutkonserven eingesetzt. Erst danach könne man an den gewerblichen oder gar privaten Einsatz denken.
Ein Anachronismus: Ein Mensch allein im Auto
Im Mittelpunkt der Forschungen von der jungen Doktorandin Mariana Avezum und Gründerin des Projekts Hyperloop an der TU München steht der Transport von Menschen und dabei kommt der klassische Autofahrer, der alleine in seinem Fahrzeug unterwegs zum Ziel ist, nicht gut weg. "Tut mir leid für die Autofahrer unter Ihnen, aber Sie sind verantwortlich dafür, dass es Staus gibt", rief sie den Zuhörern zu. Durchschnittlich befänden sich lediglich 1,7 Personen in einem Fahrzeug, was nichts anderes bedeute, als dass 66 Prozent der Sitzkapazität ungenutzt blieben. Um von A nach B zu kommen, seien in den meisten Fällen mehrere Verkehrsmittel notwendig – ein Flugzeug über den Atlantik, danach Zug oder Taxi. Vernetzung ist für Mariana Avezum der erfolgversprechende Lösungsansatz. Sie schlägt vor, dass Menschen gemeinsam fahren und unterschiedliche Verkehrsmittel gemeinsam nutzen und dabei aber ihre Daten teilen, um leistungsfähige Netzwerke zu ermöglichen. Ein Verkehrsmittel der Zukunft ist für sie der Hyperloop. Sie hat an der TU München ein Projektteam gegründet, das drei Mal den Wettbewerb von Elon Musk zum Hyperloop gewonnen hat. Wird es den Hyperloop eines Tages in Bayern geben? Ja“, sagt Mariana Avezum, „Technologie und politischer Wille sind da.“
Autonomes Fahren wird kommen - aber es braucht Zeit
Ganz dezidiert dem Auto widmet sich der chinesische Konzern Byton – dem vollvernetzten, elektrischen Auto. Henrik Wenders, Vizepräsident Marketing von Byton, postuliert, der Mensch solle beim Fahren nicht wertvolle Zeit verlieren, sondern gewinnen. Er mahnt Europa, sich bei der Elektromobilität ins Zeug zu legen. Noch habe China Europa nicht abgehängt, meinte Wenders, „ aber es wird ein brutaler Wettbewerb." Autonomes Fahren ist für ihn keine Zukunftsmusik, sondern realistische Erwartung. Es bringe nicht nur mehr Zeit, sondern auch Sicherheit. „Der gefährlichste Teilnehmer im Straßenverkehr ist der Mensch. Autonomes Fahren macht Mobilität sicherer“, mahnte Wenders.