Deutschland muss Europa bei allen Entscheidungen mitnehmen

Von der Steuererklärung auf dem Bierdeckel zum Transatlantiker: Der ehemalige CDU-Politiker Friedrich Merz begeisterte die 320 Besucher auf dem IHK-Jahresempfang mit einer Analyse der weltpolitischen Lage. IHK-Präsident Eberhard Sasse betonte die Bedeutung der USA für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands.

Der ehemalige CDU-Politiker und jetzige Vorsitzende des Netzwerks Atlantik-Brücke betonte, dass Deutschland innerhalb Europas nicht zu dominant werden dürfe. "Deutschland muss Europa bei allen Entscheidungen mitnehmen", unterstrich er. Negativ sieht Friedrich Merz das Vorpreschen Deutschlands bei der Energiewende. Auch in der Flüchtlingskrise sieht er Deutschlands Politik innerhalb Europas kritisch.

Für Merz steht außer Zweifel, dass Deutschland sehr stark von der EU und vor allem von der gemeinsamen Währung, dem Euro, profitiere. Denn der Euro als vergleichsweise schwache Währung verbillige die deutschen Exporte.

Die Stellung Donald Trumps in der amerikanischen Politik zeige, wie gut sich Montesquieus Theorie der Gewaltenteilung in der Praxis bewähre. In Amerika funktioniere der Parlamentarismus ebenso wie die Gerichtsbarkeit. "Checks and Balances" weisen nach Auffassung von Merz Autokraten wie den amerikanischen Präsidenten in die Schranken.

Sasse: USA dürfen nicht mit Trump gleichgesetzt werden

Die starke Bindung Deutschlands zu den USA betonte IHK-Präsident Eberhard Sasse in seiner Rede auf dem IHK-Empfang. "Was unser Land in den Jahren nach 1945 an wirtschaftlichem Aufschwung und gesellschaftlicher Entwicklung erlebt hat, geht in großem Umfang auf die Unterstützung der USA zurück," so Sasse. Den geopolitischen Erschütterungen des letzten Jahres gewann er etwas Gutes ab, denn Europa habe wieder an Zustimmung gewonnen. Nun müsse die Aussage von Angela Merkel, Europa müsse sein Schicksal nun selbst in die Hand nehmen, mit Leben gefüllt werden.

Von elementarem Interesse sei ein freier Welthandel. Die USA, so der IHK-Präsident, würden auch in Zukunft ein Markt von überragender Bedeutung bleiben. Deutschland könne kein Interesse daran haben, sich mit den USA in einem Handelskrieg wiederzufinden.

Der Handelsüberschuss überdecke eine grundlegende Schwäche der deutschen Wirtschaft in wichtigen Zukunftsbereiche. Deshalb sollte die Bundesregierung dringend Investitionen in Digitalisierung und junge Unternehmen fördern.

Einer einzelnen Person wird es nie gelingen, die starke transatlantische Brücke zwischen Europa und den USA, zwischen tief verbundenen Menschen und Partnerschaften auf unternehmerischer Ebene einzureißen

Eberhard Sasse, Präsident der IHK München und Oberbayern