Ausbildung in Zeiten der Digitalisierung
„Ein immerwährender Prozess“ - W. L. Gore & Associates, Hersteller von Funktionsbekleidung aus Putzbrunn, stellt sich immer aufs Neue auf Neues ein. Das ist elementar, um die Generation der Digital Natives als Auszubildende fürs Unternehmen zu gewinnen. Dabei steht der Mensch nach wie vor im Mittelpunkt.
Bewerbung auf Ausbildungsplätze läuft online
Das Unternehmen W. L. Gore & Associates ist in Sachen Arbeit 4.0 zukunftsorientiert. Das zeigt sich zum Beispiel bei der Mitarbeiter-Führung. Zwar gibt es bei dem Putzbrunner Unternehmen wie bei anderen Firmen Führungskräfte zur allgemeinen Leitung von Teams, aber bei Projekten führt in der Regel stets derjenige Mitarbeiter, welcher für die aktuelle Aufgabenstellung die höchste Kompetenz besitzt.
Wer derart fortschrittlich agiert, macht das natürlich auch bei der Berufsausbildung. Die digitale Ausbildung fängt bei W.L. Gore & Associates bereits beim Bewerbungsverfahren an. „Unser Bewerbungsportal ist digital, so dass die Kandidaten es auch auf ihren mobilen elektronischen Geräten sehen und sich so auch schnell und flexibel von der Bushaltestelle aus bewerben können“, sagt Barbara Felix, bei W.L. Gore & Associates fürs Recruiting zuständig.
Die Ausbildung selbst ist ebenfalls größtenteils digital. Seit wann genau, kann Felix im Übrigen gar nicht sagen. „Es gab nicht den Tag x, es ist vielmehr ein immerwährender Prozess“, sagt sie. Seit geraumer Zeit jedenfalls stellt das Unternehmen jedem Auszubildenden ein Arbeitslaptop mit „diversen Docking-Stationen“ zur Verfügung. „So hat er, sobald er in eine neue Abteilung kommt, alles wichtige, zum Beispiel sein Berichtsheft, dabei.“ Der Azubi kann es jederzeit und von jedem Ort aus aktualiesieren.
Des Weiteren hat das Unternehmen mit amerikanischen Wurzeln E-Learning-Systeme integriert. Damit könne man flexibel Wissen vermitteln, sagt Felix. Der Azubi kann also zum Beispiel auch an den Tagen, an denen er in der Berufsschule ist, auf Lerninhalte aus der Firma zurückgreifen. Barbara Felix ist überzeugt, dass die jungen Leute diese Art der Wissensvermittlung für selbstverständlich erachten.
Wir haben es hier mit der digitalen Generation zu tun. Diese jungen Menschen sind mit dem PC aufgewachsen, er ist für sie so selbstverständlich wie für Ältere der Fernseher oder das Radio.
Digital Natives fordern schnelles Antworten
Sie brauchten daher auch keine großartigen Erklärungen, wie man die neuen Technologien bedient. Was man stattdessen erklären müsse, sei, wie man die Medien sinnvoll nutze. Überhaupt sei das „Menschliche weiterhin sehr wichtig“. Der Computer gebe schließlich kein ausreichendes Feedback, „er sagt nicht, was der Azubi noch besser machen könnte.“ In der Tat gibt das Lernprogramm lediglich den Hinweis, dass der Nutzer zum Beispiel acht von zehn Punkten erreicht hat. Es analysiert aber nicht, warum welche Fehler gemacht wurden, wie diese zu vermeiden sind, wo Nachholbedarf beim Lernen besteht etc.. Genau hier setze die Arbeit der Ausbilder ein, so Felix. Sie müssten die jungen Leuten unterstützen, sie motivieren und ihnen mitteilen, was sie tun können, um sich zu steigern.
Auch das ist im Übrigen von den jungen Menschen so gewünscht. „Sie fordern eine schnelle Rückmeldung“, sagt die Gore-Mitarbeiterin – und schlägt damit auch wieder den Bogen zu den Bewerbungen. „Heute kann man sich innerhalb von zwei Stunden bei 15 Unternehmen bewerben. Man ist also längst nicht mehr der Einzige, der angeschrieben wird.“ Auf dieses Verhalten könne es nur eine Reaktion geben: selbst schnell antworten.