Digitalisierung
Wissen, was die digitale Welt zusammenhält
Die Medienmanagerin Stephanie Czerny hat die DLD-Konferenz (Digital Life Design) mitbegründet und zur globalen Marke entwickelt. Das internationale Netzwerk von Pionieren und Vordenkern setzt sich mit der Transformation von Märkten, Medien und Gesellschaft, aber auch mit Musik und Kultur auseinander.
Von der Natur zur Digitalisierung
Stephanie Czerny, Jahrgang 1954, wuchs in München und Fischbachau auf. Die Geschäftsführerin von DLD Media lebt heute am Tegernsee und hat ein besonderes Verhältnis zu allem entwickelt, was sie umgibt: „Ich will wissen, was um mich los ist und was die Welt im Innersten zusammenhält.“ Das gilt für Ökosysteme ebenso wie für neue Themen und Menschen – und eben auch für das, was sie beruflich beschäftigt: die Digitalisierung.
Bei der jährlichen DLD-Konferenz setzt sie sich damit auseinander, welche Facetten die Digitalisierung hat und wie sie unser ganzes Leben verändert – „im Guten wie im Schlechten“. Das tiefe Verständnis für fundamentale Veränderungsprozesse und für die Menschen, die diese vorantreiben, resultiert aus Czernys Neugier und scharfen Beobachtungsgabe.
„Wenn ich mich nicht so gut in der Natur auskennen würde, würde ich mich auch nicht so gut im Silicon Valley auskennen.“
Natur und Digitalisierung - das alles sei in der Art der Beziehungen und Zusammenhänge sehr ähnlich. Czerny versteht es außerdem meisterhaft, Kontakte zu knüpfen und die unterschiedlichsten Menschen miteinander zu vernetzen. Als Tochter einer alleinerziehenden, toleranten und weltoffenen Mutter – sie war Geschäftsführerin der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft – besuchte sie verschiedene Schulen. „Das stellt sich heute als großer Gewinn heraus, weil ich sehr viele Leute kennengelernt habe“, sagt Czerny. Sie machte sich nicht viel aus Konventionen und Regeln und brach nach dem Abitur als Hippie mit Rucksack in die USA auf, „um möglichst viele Großkommunen zu besuchen“.
Digitaler Aufbruch
Flexibilität, Intuition und die Lust, den Dingen auf den Grund zu gehen, trugen letztlich dazu bei, dass die Journalistin und Politikwissenschaftlerin in den Stab des Verlegers Hubert Burda aufgenommen wurde. Ihr Gebiet: New Media. Ihre erste Aufgabe: den Chefredakteuren des Verlags das Internet zu erklären. „Das war furchtbar, sie haben mich alle ausgelacht“, erinnert sich Czerny, die heute alles mit dem Smartphone erledigt und kaum ihren Laptop benutzt. Sie ließ sich nicht beirren und arbeitete sich weiter in das Thema ein.
Als Burda Czerny als Technologiescout nach San Francisco in die USA schickte, spürte sie dort den „extremen Aufbruch“ und bestätigte ihren Chef darin, frühzeitig in diesen Bereich zu investieren – was auch geschah. Burda (77) gilt heute als einer der Pioniere des digitalen Wandels in der europäischen Medienbranche.
Czerny bemerkte in den USA, wie sehr die frühen Gründer den Austausch suchten. Auf der TED-Innovationskonferenz sie eine der ersten Europäerinnen. Über einen von Burda gestifteten Lehrstuhl in der Stadt Be’er Sheva im Süden Israels, dessen Betreuung ihr zukam, registrierte sie zudem den „besonderen Aufbruch“ in dem Land, wo aus der Militärtechnik heraus bis heute zahlreiche Hightech-Startups entstehen. Das müsse man deutschen Gründern zeigen, fand die Managerin und lud 20 junge Leute nach Tel Aviv ein – die Resonanz war groß.
2005 veranstaltete Czerny schließlich im Hubertus-Saal von Schloss Nymphenburg in München die erste Konferenz mit damals 200 Gästen. Heute ist der DLD Europas führende Digital- und Innovationskonferenz, mit Ablegern in vielen anderen Städten sowie zahlreiche Salons und Events.