Festakt zu 175 Jahre IHK
Bundestagspräsident Schäuble: „Ehrbarer Kaufmann bleibt unverzichtbar“
Das IHK-Jubiläumsjahr endete mit einem feierlichen Festakt, mit dem zugleich das Stammhaus der IHK in der Max-Joseph-Straße wiedereröffnet wurde. Die Redner Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und Ministerpräsident Markus Söder betonten die wichtige Rolle der IHK und ihrer Werte für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft.
Rund 400 Gäste aus dem IHK-Ehrenamt, aus Politik und Zivilgesellschaft, hochkarätige und prominente Redner wie Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und Ministerpräsident Markus Söder sowie das grandios sanierte historische IHK-Stammhaus in der Max-Joseph-Straße als Location – besser konnten die Voraussetzungen für den Festakt, mit dem die IHK am 25. April 2019 ihr Jubiläumsjahr beendete, nicht sein. Es wurde dann auch ein großartiger Abend und eine feierliche Einweihung des Stammhauses.
Standort verdankt seinen Erfolg auch der IHK
Vor 175 Jahren, im Jahr 1843, war die IHK auf Erlass König Ludwigs I. von Bayern gegründet worden. Ein Jahr lang, von Frühling 2018 bis zum 25. April 2019, feierte die IHK dieses Jubiläum: Unter dem Motto „Ideen haben Kraft“ diskutierte sie mit Mitgliedern und Experten, in welche Richtung die bayerische Wirtschaft und Gesellschaft sich bewegen müssen, um die Zukunft zu sichern.
Damit griff sie auch die Gründungsidee auf. Denn Ludwig I. genehmigte die IHK seinerzeit vor allem, um Bayern mit Hilfe der Wirtschaft den Sprung in die Moderne zu ermöglichen. Was sich als richtiger Ansatz erwies: „Der Erfolg unseres Standorts ist eng mit der Geschichte der IHK verbunden“, rekapitulierte IHK-Präsident Eberhard Sasse. „Dass wir immer wieder aufs Neue erfolgreich Herausforderungen meistern konnten, dass wir heute mit Stolz auf die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region blicken, verdanken wir auch dem Mut und dem Engagement der Unternehmer, die ehrenamtlich in der IHK aktiv sind und mit dem Hauptamt gemeinsam einen wichtigen Thinktank für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung bilden.“ Das Land zukunftsfähig zu halten, darin sieht die IHK nach wie vor eine ihrer vordringlichsten Aufgaben – und zwar im umfassendsten Sinne: „Eine IHK steht neben allem anderen heute mehr denn je für Verantwortung und Nachhaltigkeit. Die Wirtschaft übernimmt auch für die Gesellschaft Verantwortung, muss nachhaltig agieren und in diesem Sinne Vorbild sein und in die Gesellschaft hineinwirken – sich selbstverwaltend ohne vom Staat gegängelt zu werden“, betonte Sasse und ergänzte: „Und nun hat die Wirtschaft mit dem Rückzug ins Stammhaus dafür wieder eine symbolische Heimat.“
Symbolisch war auch das Datum des Festakts: Am 25. April 1901 bezog die IHK ihr Stammhaus erstmals, am 25. April 1944 wurde das Stammhaus im zweiten Weltkrieg bei Luftangriffen zerstört, nun wurde es am 25. April 2019 feierlich wiedereröffnet.
Die Basis sind die Werte des Ehrbaren Kaufmanns: Zusammenarbeit auf Treu und Glauben, per Handschlag, fair, gemeinwohlorientiert. Nur auf Basis dieser Werte, die die DNA der IHK sind, können wir auch die Wirtschaft auf Flughöhe halten.
Schäuble: „Empathie, Anstand und Augenmaß sind entscheidend.“
Die Kraft der Ideen und damit das Motto des Jubiläumsjahrs griff Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble auf. „Ideen können den Weg weisen zu einem Ideal oder in die Misere führen“, begann er nachdenklich und mahnte die Wirtschaft angesichts des rasanten Wandels – Digitalisierung, Globalisierung, Klimawandel, Umweltverschmutzung, Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts – zu besonders verantwortungsvollem Handeln. Wirtschaft sei kein Selbstzweck, im Mittelpunkt stehe immer das Wohlergehen der Menschen.
„Die Menschen in Deutschland vertrauen der Wirtschaft. Damit wir das Vertrauen nicht verspielen, und es unsere Wirtschaft und Gesellschaft nicht zerreißt, braucht es Empathie, Anstand und Augenmaß.“ Selbstbezogenheit und Maßlosigkeit seien der falsche Weg. „Der Mittelstand, die IHKs, ihre Selbstverwaltung und das Ideal des Ehrbaren Kaufmann können als Korrektiv unterstützen und eine Balance aus Einzelinteressen und Gemeinwohl schaffen. Damit durch den Verstoß gegen die Regeln der Anständigkeit Wirtschaft und Gesellschaft nicht wieder ins Wanken geraten und das Prinzip des freien Wettbewerbs an Ansehen verliert wie seinerzeit in der Finanzkrise.“ Die Unternehmen seien bereit, Verantwortung zu übernehmen, die IHKs seien ein wichtiger Partner, ihre Traditionen, Weltoffenheit und Regionalität gäben den Menschen Halt und Wurzeln. Zugleich warnte Schäuble vor Selbstzufriedenheit: „Wir dürfen uns nicht selbst im Wege stehen, die besten Ideen bleiben fruchtlos, wenn wir sie nicht umsetzen.“ Noch eine weitere Botschaft war ihm wichtig: die Stärkung Europas.
Den kompletten Festvortrag gibt es hier im Video:
Kein Land kann die Herausforderungen allein bewältigen. Die EU ist die beste Vorsorge für die Zukunft. Wir müssen die europäische Einigung weiter voranbringen.
Söder: „Mittelstand leistungsfähiger machen.“
Wie Herausforderungen erfolgreich zu meistern sind, diesen Faden nahm Ministerpräsident Markus Söder auf, der herzlich zum Jubiläum gratulierte: „Wir sind stolz auf eine so erfolgreiche IHK, darin spiegelt sich auch die Leistungsstärke Bayerns und Deutschlands. Machen Sie weiter so, gehen Sie mutig in die Zukunft! Das renovierte Stammhaus steht symbolisch für die Stärke der IHK.“ Doch zeige gerade ein solches Jubiläum, dass Erfolg nicht selbstverständlich sei: „Wir dürfen nicht stehen bleiben, nicht zu satt werden, aber auch andere nicht kopieren“, mahnte Söder.
Um die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten, sei die IHK ein wichtiger Sparringspartner für die Politik mit substanziellen Ideen. Er versprach, dass die Landesregierung die Wirtschaft nicht hindern, sondern partnerschaftlich unterstützen werde. Es gehe ihm um eine faire Steuerpolitik, Energiesicherheit und den digitalen Wandel hin zu künstlicher Intelligenz. „Künstliche Intelligenz ist fundamental, ein Tor in eine neue Wirtschaft und existenziell für die Zukunft Bayerns.“ Söder will Bayerns Wirtschaftspolitik dabei stärker auf den Mittelstand ausrichten: „Wir müssen Strategien entwickeln, damit wir gerade den Mittelstand noch leistungsfähiger machen in einem Ozean neuer Herausforderungen.“
Schließlich gratulierte per Videobotschaft Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Die gute Zusammenarbeit von IHK und Stadtverwaltung trägt zum Erfolg Münchens bei“, betonte er. „Gemeinsam schaffen wir eine gute Basis für eine gute Zukunft der Landeshauptstadt.“ Abschließend weihten Susanne Breit-Keßler, Regionalbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, und Monsignore Klaus Peter Franzl von der Erzdiözese München und Freising das Stammhaus nach christlich-ökumenischem Ritus.
Teilnehmer diskutieren noch bis in die Nacht
Nach dem offiziellen Teil ging bei Wein, Buffet und Livemusik der Austausch noch bis in die Nacht weiter. Nicht zuletzt diskutierten die Gäste über die Bedeutung der IHK für ihr eigenes Unternehmertum. Einige Stimmen dazu: „Es geht in der Wirtschaft nicht nur um Geld, Wirtschaft muss Nutzen bringen und dabei die Werte des Ehrbaren Kaufmanns leben“, sieht Heinrich Stiefel, Seniorchef der Unternehmensgruppe Stiefel, eine Aufgabe der IHK. „Die IHK ist für mich vor allem auch ein wichtiges Korrektiv gegenüber der Politik“, betonte Sabine Keitel, Geschäftsführerin der MTG-Kommunikationstechnik GmbH. „Dabei ist die IHK stets Interessenvertretung für alle, auch für kleinere Unternehmen. Sie werden genauso gehört und gestalten mit wie die großen“, freute sich Florian Schardt, Gründer der Azubiyo GmbH. „Und auch die Region ist über die IHK präsent und hat eine Stimme gegenüber der Politik“, war Herbert Pahlmann, Geschäftsführer der Innovation-Service GmbH, wichtig. Erika Schindecker, geschäftsführende Alleingesellschafterin der Erika Schindecker GmbH, betonte zudem die Funktion der IHK für die verschiedenen Branchen: „Über die IHK lassen sich die Bedürfnisse meiner Branche einbringen und ihre Interessen vertreten.“ Sigrid Hauer, Geschäftsführerin der EBH GmbH, goutierte: „Die Münchner IHK gibt zudem insbesondere auch den Unternehmerinnen, den Frauen eine Stimme.“ Netzwerken, im Dialog sein, die Chance auf externen Input, umfangreicher Service, eine gute Ausbildung, auch damit bringe die IHK ein Unternehmen voran, schlug Peter Lingg, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Garmisch-Partenkirchen, den Bogen zur Betriebspraxis. Und Monika Thoma, Chefin der Agentur „Die Webkönigin“ schloss : „Wir feiern hier heute in diesem toll sanierten Stammhaus doch auch das Unternehmertum an sich, die Freiheit und Unabhängigkeit der Selbständigkeit – für mich steht die IHK vor allem auch dafür.“
Prominente Gäste des Festaktes
Unter den politischen Gästen befanden sich aus dem bayerischen Kabinett nicht nur Ministerpräsident Markus Söder, sondern auch Bayerns Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Arbeitsministerin Kerstin Schreyer. Justizminister Georg Eisenreich, der Leiter der bayerischen Staatskanzlei Florian Herrmann und Caroline Trautner, Staatssekretärin im bayerischen Familienministerium waren ebenfalls dabei. Auch der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sowie einige Bundestags- und Landtagsabgeordnete weilten unter den Gästen. Zudem waren die Präsidenten anderer bayerischer IHKs, der Präsident der Handwerksammer für München und Oberbayern Franz Xaver Peteranderl ebenso wie die IHK-Ehrenpräsidenten Dieter Soltmann und Professor Claus Hipp sowie Saskia Greipl-Konstantinidis, die Tochter des verstorbenen ehemaligen IHK-Präsidenten Professor Erich Greipl, gekommen. Ebenfalls waren Vertreter des Militärs, hoher Gerichte sowie der verschiedenen Religionsgemeinschaften eingeladen: Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Monsignore Klaus Peter Franzl und Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, ebenso Apostolos Malamoussis, Erzpriester der Griechisch-Orthodoxen Metropolie sowie Benjamin Idriz, Imam der Islamischen Gemeinde Penzberg.