Noch großes Angebot an unbesetzten Ausbildungsplätzen / Oft fehlt die Ausbildungsreife
„Allen Azubis, ihren Ausbilderinnen und Ausbildern in den Betrieben sowie den Lehrkräften an den Berufsschulen wünsche ich einen erfolgreichen Start in das neue Ausbildungsjahr“, erklärt Otto Heinz, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Erding-Freising. „In einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld fahren die Betriebe ihre Ausbildungsangebote nicht zurück, sondern investieren weiter in die Fachkräfte von morgen“, so Heinz. „Damit die Betriebe und die Bewerberinnen und Bewerber zusammenfinden ist entscheidend, dass die Jugendlichen ausbildungsreif sind. Als Basis dafür fordert die Wirtschaft eine bessere berufliche Orientierung mit mehr Praxis- und Realitätsbezug sowie Engagement. Hier sind Schulen, Eltern und auch die Jugendlichen selbst gefragt“, sagt der IHK-Vizepräsident.
Jeder zweite Ausbildungsbetrieb gibt in einer IHK-Umfrage an, dass Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben sind. Der überwiegende Grund dafür ist, dass die Betriebe keine geeigneten oder gar keine Bewerbungen bekommen haben. Fehlende Voraussetzungen bei den Bewerbern beklagen 86 Prozent der Betriebe: Deutliche Defizite sehen sie vor allem bei Soft Skills wie Belastbarkeit, Disziplin, Leistungsbereitschaft und Engagement. Einen überwiegend guten Eindruck vermitteln hingegen die Englischkenntnisse, Teamfähigkeit sowie IT- und Medienkompetenz der Bewerber.
Der heuer fehlende Abiturjahrgang hat sich in der Ausbildungsstatistik weniger stark ausgewirkt als zunächst befürchtet: Der Anteil der neuen Azubis mit Hochschulreife liegt in Oberbayern mit 17 Prozent nur geringfügig unter dem Vorjahreswert von 19 Prozent. Dennoch dürfte diese Lücke für einen Großteil des Gesamt-Minus gegenüber dem Vorjahr verantwortlich sein. Gerade im Großraum München sei der Effekt nach IHK-Einschätzung durch einen traditionell überdurchschnittlichen Abiturientenanteil unter den Bewerbern besonders spürbar.
Im Landkreis Freising ist bei den jungen Männern der Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung der beliebteste IHK-Beruf, bei den jungen Frauen die Kauffrau für Büromanagement. Die Top 5 der IHK-Ausbildungsberufe sind: Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung, Kaufleute für Büromanagement, Einzelhandelskaufleute, Verkäufer und Hotelfachleute. Es gibt mehr als 200 verschiedene IHK-Berufe, in denen Jugendliche eine Ausbildung absolvieren können.
Jugendliche, die noch auf der Suche sind, haben nach wie vor gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Laut aktueller Statistik der Arbeitsagentur zu Ende August sind noch 243 Lehrstellen im Landkreis Freising unbesetzt. Diesem Angebot stehen 63 unversorgte Ausbildungsbewerber gegenüber. Es kommen somit rein rechnerisch im Landkreis auf jeden unversorgten Bewerber fast vier unbesetzte Lehrstellen. Die Angaben der Arbeitsagentur beziehen sich auf alle Ausbildungsbereiche, zu denen neben den IHK-Sparten Industrie, Handel und Dienstleistungen auch das Handwerk, die freien Berufe und der öffentliche Dienst gehören.
Insgesamt bilden im Landkreis Freising aktuell 322 IHK-zugehörige Betriebe aus. Sie stehen für rund 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse in der dualen Berufsausbildung.