Noch viele unbesetzte Ausbildungsplätze / Ausbildungsreife oft nicht ausreichend
„Allen Azubis, ihren Ausbilderinnen und Ausbildern in den Betrieben sowie den Lehrkräften an den Berufsschulen wünsche ich einen erfolgreichen Start in das neue Ausbildungsjahr“, erklärt Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim. „In einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld haben die Betriebe ihre Ausbildungsangebote nicht zurückgefahren, sondern investieren weiter in die Fachkräfte von morgen“, so Bensegger. „Damit die Betriebe und die Bewerberinnen und Bewerber optimal zusammenfinden, ist entscheidend, dass die Jugendlichen eine gute Ausbildungsreife besitzen. Als Basis dafür fordert die Wirtschaft eine bessere berufliche Orientierung mit mehr Praxis- und Realitätsbezug und Engagement. Hier sind Schulen, Eltern und die Jugendlichen gleichermaßen gefordert“, so der Vorsitzende.
Jeder zweite Ausbildungsbetrieb gibt in einer IHK-Umfrage an, dass Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben sind. Der überwiegende Grund dafür ist, dass die Betriebe keine geeigneten oder gar keine Bewerbungen bekommen haben. Fehlende Voraussetzungen bei den Bewerbern beklagen 86 Prozent der Betriebe: Deutliche Defizite sehen sie vor allem bei Soft Skills wie Belastbarkeit, Disziplin, Leistungsbereitschaft und Engagement. Einen überwiegend guten Eindruck vermitteln hingegen die Englischkenntnisse, Teamfähigkeit sowie IT- und Medienkompetenz der Bewerber.
Der heuer fehlende Abiturjahrgang hat sich in der Ausbildungsstatistik weniger stark ausgewirkt als zunächst befürchtet: Der Anteil der neuen Azubis mit Hochschulreife liegt in Oberbayern mit 17 Prozent nur geringfügig unter dem Vorjahreswert von 19 Prozent. Dennoch dürfte diese Lücke auch in der Region Rosenheim für einen Großteil des Minus gegenüber dem Vorjahr verantwortlich sein.
Im Landkreis sind die drei beliebtesten IHK-Ausbildungsberufe die Industriekaufleute, die Einzelhandelskaufleute und Industriemechaniker. In der Stadt sind es Bankkaufleute, Kaufleute im Einzelhandel und Verkäufer. Insgesamt gibt es rund 200 verschiedene
IHK-Berufe, in denen Jugendliche eine Ausbildung absolvieren können.
Jugendliche, die noch auf der Suche sind, haben nach wie vor gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Aktuell sind laut Statistik der Arbeitsagentur von Ende August noch 140 Lehrstellen in der Stadt Rosenheim und 467 Lehrstellen im Landkreis Rosenheim unbesetzt. Diesem Angebot stehen in der Stadt 48 und im Landkreis rund 105 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber gegenüber. Es kommen somit rein rechnerisch auf jede unversorgte Bewerberin und jeden unversorgten Bewerber in der Stadt Rosenheim fast 3 Lehrstellen, im Landkreis sind es über 4 Lehrstellen. Die Angaben der Arbeitsagentur beziehen sich auf alle Ausbildungsbereiche, zu denen neben den IHK-Sparten Industrie, Handel und Dienstleistungen auch das Handwerk, die freien Berufe und der öffentliche Dienst gehören.
Die IHK steht für rund 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse und zählt in Stadt und Landkreis Rosenheim insgesamt 643 aktive Ausbildungsbetriebe in Industrie, Handel und im Dienstleistungsbereich.