ihk_magazin_logo_2
Bin ich auf dem richtigen Kurs? Auch Soloselbstständige sollten diese Frage für sich regelmäßig beantworten

Bin ich auf dem richtigen Kurs? Auch Soloselbstständige sollten diese Frage für sich regelmäßig beantworten

© GaudiLab/iStock

Blick zurück und nach vorn

Der Jahreswechsel ist ein guter Anlass, sein Geschäftskonzept auf den Prüfstand zu stellen. Kleine Unternehmen sind hier im Vorteil: Sie können auf Veränderungen schnell reagieren.

Von Stefan Bottler, 12/2025

Allein in einer viel zu großen Immobilie alt zu werden – viele Senioren erleben so ihren Ruhestand. Einen Ausweg bietet die inGemeinschaft GmbH. Über das Portal des Münchner Start-ups können Senioren Zimmer an Studenten, Azubis und andere junge Zielgruppen untervermieten. Mit KI-Tools wählt InGemeinschaft geeignete Kandidaten aus, prüft deren Zahlungsfähigkeit und kümmert sich um Vertragsabschluss, Versicherung und andere Formalien.

Im ersten Geschäftsjahr 2025 erlebten die 8 Mitarbeitenden des Unternehmens eine „steile Lernkurve“, wie es Geschäftsführer Andre Schmöller formuliert. „Das Interesse an unserer Dienstleistung ist groß“, sagt der 52-jährige Mitgründer. „Weil jedoch die Matchingprozesse viel Zeit in Anspruch nehmen, konnten wir trotzdem weniger Abschlüsse als geplant machen“, zieht er zum Ende des ersten Jahres Bilanz.

Junge Generationen als Multiplikatoren

Nach der Onlineregistrierung hatten viele Senioren Fragen und waren erst nach Intervention ihrer Kinder und Enkel bereit, Untermieter aufzunehmen. „Die jüngeren Generationen sind hervorragende Multiplikatoren auf Social Media“, schließt Schmöller daraus. Diesen Aspekt will der Unternehmer mit seinem Team ab sofort stärker berücksichtigen. Außerdem plant inGemeinschaft künftig Kooperationen mit Wohnungsunternehmen sowie Kontaktaufnahmen mit Handwerksbetrieben und Pflegedienstleistern. Viele Beschäftigte solcher Unternehmen suchten händeringend günstigen Wohnraum.

Pünktlich vor dem Jahreswechsel hat das Start-up daher seinen Businessplan überarbeitet und erste Kurskorrekturen eingeleitet. Ein solches Vorgehen empfiehlt Rainer Bradl, betriebswirtschaftlicher Berater der IHK, gerade kleinen Betrieben. „Egal ob ein Unternehmer mit einem Businessplan arbeitet oder nicht: Er sollte mit einem Soll-Ist-Vergleich ermitteln, ob Umsatz, Gewinn und Kosten den Zielwerten entsprechen und bei Ausreißern deren Ursache ermitteln.“

SWOT-Tool zur Analyse

Anschließend sollten Unternehmer systematisch analysieren, wie sie unternehmerischen Erfolg in den kommenden Jahren sicherstellen wollen. Als Tool empfiehlt Bradl dafür SWOT. Das Kürzel wird aus den Anfangsbuchstaben der 4 englischen Begriffe strengths (Stärken), weaknesses (Schwächen), opportunities (Chancen) und threats (Risiken) gebildet. „Mit SWOT kann der Anwender interne wie externe Einflussfaktoren erfassen“, grenzt der Berater dieses Werkzeug von anderen ab.

Auf solch ein ganzheitliches Vorgehen legt auch Stephanie Schmelcher-Mändle (50) Wert. „Wir haben 2025 sogar vierteljährlich Bilanz gezogen und gemerkt, wie wertvoll regionale Nähe und kontinuierliche Begleitung für uns und unsere Kunden sind“, sagt die Inhaberin der Unternehmensberatung ThePowerTo.

Weniger reisen, mehr beraten

Die Starnberger Firma, die Consulting und Coaching anbietet, konzentriert sich 2026 verstärkt auf Bayern und plant weniger Zeit für Dienstreisen. Schmelcher-Mändle will so die Dienstleistungsqualität weiter verbessern. „Wir möchten außerdem 2 bis 3 langfristige Partnerschaften eingehen und Rahmenverträge mit Unternehmen abschließen, die wirklich Lust haben, an wichtigen Themen in einem gemeinsamen Entwicklungsweg über mehrere Monate oder gar ein Jahr hinweg zu arbeiten“, sagt die frühere Journalistin.

Auch andere erfahrene Unternehmer hinterfragen spätestens zum Ende des Jahres regelmäßig ihr Geschäftskonzept. „Trotz des Rufs von Garmisch-Partenkirchen als Wintersportort machen wir mittlerweile 60 Prozent des Umsatzes im Sommer“, sagt Daniel Schimmer (40), Geschäftsführer des Biohotels Garmischer Hof, und stellt einen schleichenden Wandel fest. 2025 buchten viele Gäste kurzfristiger als in den Vorjahren und zeigten sich sehr preissensibel.

Kurzfristig und wetterabhängig

Schimmer vermutet, dass immer mehr Kunden ihr Kommen von aktuellen Wetterprognosen abhängig machen „2026 strebe ich mehr Planungssicherheit an und werde verstärkt Tagungsangebote für Geschäftskunden bewerben“, sagt der Tourismusunternehmer.

IHK-Info: Der Krise vorbeugen

Wer regelmäßig Bilanz zieht, kann rechtzeitig gegensteuern, falls das Unternehmen seine Erfolgsziele nicht wie gewünscht erreicht. Die IHK bietet auf ihrer Website umfassende Informationen zur SWOT-Analyse und zu strategischen Maßnahmen , um eine Krise zu vermeiden.