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Zusammen besser – generationsübergreifende Zusammenarbeit birgt viele Chancen

Zusammen besser – generationsübergreifende Zusammenarbeit birgt viele Chancen

© Bojan/Adobe Stock

Gute Kollegen aller Altersklassen

Was passiert, wenn Ältere und Jüngere eng zusammenarbeiten? Im Idealfall bilden sie richtig gute Teams. Wie das gelingt.

Von Eva Elisabeth Ernst, 11/2025

Hohe Ansprüche, geringe Belastbarkeit, wenig Disziplin und Ausdauer, hohe Wechselbereitschaft: Über die Generation Z (GenZ), also jene jungen Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, kursieren so einige negative Einschätzungen. Die gern auch zum Generationenkonflikt mit den dann umgekehrt als leistungsbereit, diszipliniert und loyal beschriebenen Babyboomern – geboren zwischen 1946 und 1964 – aufgebaut werden ...

Alles Vorurteile, meint Karin Meßlinger, Inhaberin der beiden auf skandinavische Mode, Accessoires und Dekoartikel spezialisierten Münchner Concept Stores Diskosirup. Sie bricht eine Lanze für die GenZ: „Die jungen Frauen, die bei mir in den Läden arbeiten, sind durchaus leistungsbereit. Sie denken mit, achten selbst auf Kleinigkeiten, hören gut zu und sind absolut zuverlässig.“ Auch die Zusammenarbeit mit ihrer 26-jährigen Tochter Lea Meßlinger, die seit 4 Jahren fest bei ihr angestellt ist, funktioniere gut.

Lea und Karin Meßlinger (v.r.) von diskosirup lächeln in die Kamera, als sie zusammen in einem Türrahmen stehen.

Gutes Team – Lea und Karin Meßlinger (v.r.) von diskosirup

Andere Kindheit, andere Werte

„Bewerberinnen, die davon ausgehen, dass es genügt, cool in der Ecke zu stehen, hatten wir natürlich auch. Doch spätestens beim Probearbeiten fällt das auf.“ Was Karin Meßlinger bei der GenZ noch beobachtet: „Die jungen Leute sind gute Teamplayer und haben keine Scheu, auf Augenhöhe zu kommunizieren – auch mir gegenüber.“ Wenn sie im Laden arbeiten, seien sie zu 100 Prozent präsent und engagiert. „Allerdings achten sie im Vergleich zu mir mehr auf einen Ausgleich zwischen Freizeit und Arbeit.“ Doch im Grunde sei es ja positiv, auf sich selbst zu schauen.

Rüdiger Maas, Gründer und Vorstand des Instituts für Generationenforschung in Augsburg, führt die Unterschiede zwischen der GenZ und den Babyboomern vor allem auf den soziodemographischen Wandel zurück: „Die jungen Leute können es sich heute aussuchen, wo sie arbeiten. Ihre Alterskohorte ist im Vergleich zu den Babyboomern deutlich kleiner“, so der Psychologe. „Sie müssen daher nicht mehr mit Ellenbogenmentalität Karriere machen.“ Ganz im Gegenteil: Ihnen werde alles angeboten, entsprechend hoch seien ihre Ansprüche. Zudem stand die Generation Z in ihrer Kindheit deutlich stärker im Mittelpunkt der Lebenswelt ihrer Eltern.

Viele Missverständnisse

„Viele Reibungspunkte zwischen den Babyboomern und der GenZ sind gegenseitige Fehlinterpretationen“, meint Maas. Im Berufsleben sei es etwa ein häufiges Missverständnis, davon auszugehen, dass die GenZ sich besonders gut mit IT auskennt. „85 Prozent des Digitalkonsums der jungen Leute ist passiv. Das macht sie nicht zu IT-Experten. Im Gegenteil: Selbst klassische Officeprogramme können sie schon überfordern.“

Dass die Zusammenarbeit verschiedener Generationen im Betriebsalltag trotz allem ziemlich gut funktioniert, belegt eine Umfrage des Demographie Netzwerks (ddn) zur „Arbeitsdynamik im Wandel“ von 2024: Demnach haben 82 Prozent der Jüngeren ein positives Bild von ihren älteren, 76 Prozent der Älteren ein positives Bild von ihren jüngeren Kollegen. Durchweg nehmen 50 Prozent der Befragten aller Altersklassen eine gegenseitige Unterstützung am Arbeitsplatz wahr. Das Teilen von Wissen und das Voneinanderlernen liegen mit 49 Prozent beziehungsweise 48 Prozent im ähnlichen Prozentbereich. Generell halten sich häufige Spannungen und Konflikte mit rund 17 Prozent im Rahmen, so die Studie.

Gemischt zum Erfolg

Was können Unternehmer tun, um die Zusammenarbeit zwischen Alt und Jung zu sichern? Tobias König, Referent Fachkräfte und New Work, rät zu altersgemischten Teams : So lassen sich Brücken schlagen, die Generationen lernen sich persönlich, ihre unterschiedlichen Arbeits- und Kommunikationsweisen kennen, können füreinander ein besseres Verständnis entwickeln, neben den Unterschieden auch Gemeinsamkeiten entdecken. „Das setzt auf beiden Seiten natürlich Offenheit und Wertschätzung voraus“, so König. „Auf diese Weise kann auch Wissenstransfer in beide Richtungen entstehen – darauf gilt es auf jeden Fall zu achten. Denn beide Generationen können einiges voneinander lernen und das bringt auch das Unternehmen voran.“

Chance statt Konflikt

Rüdiger Maas empfiehlt, den jungen Leuten wertfrei zuzuhören sowie die eigenen Ansprüche und Erwartungen möglichst präzise zu formulieren. „Und natürlich sollte das, was beim Vorstellungsgespräch versprochen wurde, auch eingehalten werden.“ IHK-Experte König fasst zusammen: „So können alle ihre wertvollen Ressourcen einbringen, und statt eines Generationskonflikts entstehen Chancen. In kleineren Unternehmen, in denen die Generationen sehr eng miteinander arbeiten und aufeinander angewiesen sind, ist das umso wichtiger.“