Scherzhaft: „Maulwurf der Zeppelinstraße“
Ende 1986 schrieb BLM bereits schwarze Zahlen, Telefonanlagen und Computer erleichterten den Büroalltag. Um der gestiegenen Nachfrage zu begegnen, übernahm sie von ihrem Vermieter, den UniVersa Versicherungen, immer mehr Büroetagen und wurde scherzhaft als „Maulwurf der Zeppelinstraße“ bezeichnet, weil sie sich in dem Gebäude immer weiter vorarbeitete. „Ich war ausgebucht und hatte lange Wartelisten“, erinnert sie sich. Um wachsen zu können, erwarb sie 1992 ein 2. Businesscenter.
Doch die Wirtschaft in Deutschland rutschte kurz darauf in eine Rezession und entwickelte sich danach nur mäßig, sodass Morawietz das Objekt wieder aufgeben musste. „Das war meine einschneidendste Erfahrung, die mich nachhaltig prägte. Man hat eben nicht nur Wow-Momente“, lautet ihr schmerzliches Fazit.
Durchbruch Anfang der 2000er Jahre
Morawietz’ Lehren daraus: keine Höhenflüge mehr, vorsichtiger agieren, Expansionen im Vorfeld genauer überprüfen. Seitdem sei ihr tatsächlich nichts mehr passiert, bestätigt sie. Anfang der 2000er-Jahre erlebte sie mit dem Boom der Business Center einen Durchbruch. „Endlich war die Idee in den Köpfen angelangt“, sagt Morawietz, die 2010 auch zur „Unternehmerin des Jahres“ gekürt wurde. Die Arbeitswelt veränderte sich. Immer mehr Selbstständige, die nicht zu Hause arbeiten konnten, sowie Firmen, die den Markt in München testen wollten, mieteten externe Einzelbüros.
Heute sind Business Center ein fester Bestandteil des Büromarkts. Die Vorteile liegen auf der Hand: Flexibilität bei Mietverträgen und Flächen, Kostenersparnis, kein Investitionsbedarf, professionelle Ausstattung, umfangreiche Serviceleistungen. „Zusätzlich verlieh der Co-Working-Hype der Branche einen Push“, bestätigt die agile Netzwerkerin, die sich auch ehrenamtlich in der IHK engagiert.
Familiäre Atmosphäre auf 1.000 Quadratmetern
Aktuell betreut und beherbergt BLM 250 Kunden. Ihnen stehen auf 1.000 Quadratmetern auf 2 Etagen 41 Büroräume, 10 Co-Working-Plätze, 3 Besprechungsräume, 1 Meeting-Lounge und 1 Sekretariatsservice in zentraler Lage und mit familiärer Atmosphäre zur Verfügung.
Das Business Center erfolgreich weiterzuführen, ist nun Aufgabe von Nico Konrad. Für ihn als Nachfolger hatte sich Morawietz 2022 entschieden, weil er „Empathie und Know-how“ mitbringe.
Krisenerprobtes Konzept mit Perspektive
Für den studierten Betriebswirt Konrad wiederum war gerade die Profitabilität des Business Centers in der Coronazeit ausschlaggebend, BLM zu übernehmen. Mit Sonderpaketen und Sonderkonditionen war es dem Unternehmen während der Pandemie gelungen, besonders gute Ergebnisse zu erwirtschaften.
Konrad hat sich bewusst für eine unternehmerische Tätigkeit mit langfristiger Perspektive und familienfreundlicherer Lebensqualität entschieden. Für die Weiterentwicklung des Business Centers bringt der 46-Jährige mehr als 15 Jahre Erfahrung als Unternehmensberater und Investmentbanker mit.
Den Umgang mit anspruchsvollen und internationalen Kunden ist er gewohnt und durch seine „High-Level-Beratung“ weiß er genau, welche technische Infrastruktur man heutzutage in den Büros braucht, „um ganz vorn mit dabei zu sein“. Dazu zählen etwa interaktive Smartboards, ein schnelles Internet mit zweiter Back-up-Leitung und virtuelle Büroräume.
Kunden ein Zuhause geben
Doch ihm ist auch bewusst, wie wichtig im Zeitalter von Digitalisierung und Social Media das Zwischenmenschliche bleibt. Den Kunden möchte er ein Zuhause geben, das ihnen erlaubt, in familiärer Umgebung zu einem fairen Preis auf professionellem Niveau zu arbeiten. „Wir sind mit Empfang und Sekretariat ein Teil des Kunden und denken für ihn mit“, lautet Konrads Devise. Mit Lydia Morawietz, die in den Beirat wechselte, tauscht er sich regelmäßig aus.
Derzeit beträgt die Auslastung des Business Centers 95 Prozent, ein Wachstum ist nur noch extern möglich. Also sucht der neue Geschäftsführer gerade ein zweites Business Center – wie seinerzeit seine Vorgängerin.