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Gutes Team – Nachfolger Nico Konrad und Firmengründerin Lydia Morawietz

Gutes Team – Nachfolger Nico Konrad und Firmengründerin Lydia Morawietz

© Marion Vogel

Für den Kunden mitdenken

Lydia Morawietz gründete eines der ersten Business Center in Deutschland. Ihr Nachfolger Nico Konrad will das Unternehmen modernisieren und erweitern.

Von Harriet Austen, IHK-Magazin 11-12/2025

„Schauen Sie mal hier“. Lydia Morawietz zieht ein Fotoalbum von den Anfängen ihres Unternehmens hervor und deutet auf das erste Bild. Es zeigt sie als junge Frau, auf dem Boden sitzend und umgeben von 35 einzelnen Telefonapparaten. „Wir haben am Klingelton erkannt, um welche Firma es sich handelt“, sagt sie lachend.

Doch das ist längst vorbei. Ihr 1985 gegründeter Büroservice Lydia Morawietz (BLM) heißt inzwischen Business Location Munich, ist mit modernster Technologie ausgestattet und in den 37 Jahren ihrer Geschäftsführung stetig gewachsen. Vor 3 Jahren übergab sie das erfolgreiche Unternehmen an Nico Konrad, der es jetzt in die Zukunft führt. „Ich konnte mit gutem Gefühl loslassen“, freut sich die 67-Jährige.

Junge Lydia Morawietz sitzt auf Boden umgeben von alten Telefonapparaten

Die Kunden am Klingelton erkannt – Lydia Morawietz in den Anfangsjahren von BLM

„War meiner Zeit voraus“

Aber zurück zu den Anfängen. Abgesehen von der umständlichen Telekommunikation, wurde sie gleich „mit der rückschrittlichen Realität in Deutschland konfrontiert“, so Morawietz. Die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin wollte sich selbstständig machen und das in den USA erfolgreiche Modell der Business Center nach München holen.

„Das muss doch hier auch funktionieren, da es den Firmen Flexibilität und Kostenersparnis ermöglicht“, war sie überzeugt. Doch sie stieß nur auf Unverständnis: 27 Jahre jung, auch noch weiblich und mit einer ungewöhnlichen Geschäftsidee – „ich war meiner Zeit voraus“.

Gegenwind schreckte die Jungunternehmerin jedoch nicht ab. Sie startete in bester Lage an der Isar auf 150 Quadratmetern mit 5 Büros, die sie vermietete. Ihr Hauptgeschäft bestand damals noch in einem externen Schreib-, Telefon- und Telefaxservice für Firmen. Es sollte nicht das letzte Mal bleiben, dass sie ihren Kampfgeist und Durchsetzungswillen unter Beweis stellte.

Scherzhaft: „Maulwurf der Zeppelinstraße“

Ende 1986 schrieb BLM bereits schwarze Zahlen, Telefonanlagen und Computer erleichterten den Büroalltag. Um der gestiegenen Nachfrage zu begegnen, übernahm sie von ihrem Vermieter, den UniVersa Versicherungen, immer mehr Büroetagen und wurde scherzhaft als „Maulwurf der Zeppelinstraße“ bezeichnet, weil sie sich in dem Gebäude immer weiter vorarbeitete. „Ich war ausgebucht und hatte lange Wartelisten“, erinnert sie sich. Um wachsen zu können, erwarb sie 1992 ein 2. Businesscenter.

Doch die Wirtschaft in Deutschland rutschte kurz darauf in eine Rezession und entwickelte sich danach nur mäßig, sodass Morawietz das Objekt wieder aufgeben musste. „Das war meine einschneidendste Erfahrung, die mich nachhaltig prägte. Man hat eben nicht nur Wow-Momente“, lautet ihr schmerzliches Fazit.

Durchbruch Anfang der 2000er Jahre

Morawietz’ Lehren daraus: keine Höhenflüge mehr, vorsichtiger agieren, Expansionen im Vorfeld genauer überprüfen. Seitdem sei ihr tatsächlich nichts mehr passiert, bestätigt sie. Anfang der 2000er-Jahre erlebte sie mit dem Boom der Business Center einen Durchbruch. „Endlich war die Idee in den Köpfen angelangt“, sagt Morawietz, die 2010 auch zur „Unternehmerin des Jahres“ gekürt wurde. Die Arbeitswelt veränderte sich. Immer mehr Selbstständige, die nicht zu Hause arbeiten konnten, sowie Firmen, die den Markt in München testen wollten, mieteten externe Einzelbüros.

Heute sind Business Center ein fester Bestandteil des Büromarkts. Die Vorteile liegen auf der Hand: Flexibilität bei Mietverträgen und Flächen, Kostenersparnis, kein Investitionsbedarf, professionelle Ausstattung, umfangreiche Serviceleistungen. „Zusätzlich verlieh der Co-Working-Hype der Branche einen Push“, bestätigt die agile Netzwerkerin, die sich auch ehrenamtlich in der IHK engagiert.

Familiäre Atmosphäre auf 1.000 Quadratmetern

Aktuell betreut und beherbergt BLM 250 Kunden. Ihnen stehen auf 1.000 Quadratmetern auf 2 Etagen 41 Büroräume, 10 Co-Working-Plätze, 3 Besprechungsräume, 1 Meeting-Lounge und 1 Sekretariatsservice in zentraler Lage und mit familiärer Atmosphäre zur Verfügung.

Das Business Center erfolgreich weiterzuführen, ist nun Aufgabe von Nico Konrad. Für ihn als Nachfolger hatte sich Morawietz 2022 entschieden, weil er „Empathie und Know-how“ mitbringe.

Krisenerprobtes Konzept mit Perspektive

Für den studierten Betriebswirt Konrad wiederum war gerade die Profitabilität des Business Centers in der Coronazeit ausschlaggebend, BLM zu übernehmen. Mit Sonderpaketen und Sonderkonditionen war es dem Unternehmen während der Pandemie gelungen, besonders gute Ergebnisse zu erwirtschaften.

Konrad hat sich bewusst für eine unternehmerische Tätigkeit mit langfristiger Perspektive und familienfreundlicherer Lebensqualität entschieden. Für die Weiterentwicklung des Business Centers bringt der 46-Jährige mehr als 15 Jahre Erfahrung als Unternehmensberater und Investmentbanker mit.

Den Umgang mit anspruchsvollen und internationalen Kunden ist er gewohnt und durch seine „High-Level-Beratung“ weiß er genau, welche technische Infrastruktur man heutzutage in den Büros braucht, „um ganz vorn mit dabei zu sein“. Dazu zählen etwa interaktive Smartboards, ein schnelles Internet mit zweiter Back-up-Leitung und virtuelle Büroräume.

Kunden ein Zuhause geben

Doch ihm ist auch bewusst, wie wichtig im Zeitalter von Digitalisierung und Social Media das Zwischenmenschliche bleibt. Den Kunden möchte er ein Zuhause geben, das ihnen erlaubt, in familiärer Umgebung zu einem fairen Preis auf professionellem Niveau zu arbeiten. „Wir sind mit Empfang und Sekretariat ein Teil des Kunden und denken für ihn mit“, lautet Konrads Devise. Mit Lydia Morawietz, die in den Beirat wechselte, tauscht er sich regelmäßig aus.

Derzeit beträgt die Auslastung des Business Centers 95 Prozent, ein Wachstum ist nur noch extern möglich. Also sucht der neue Geschäftsführer gerade ein zweites Business Center – wie seinerzeit seine Vorgängerin.