Neoways Technologies: Kabinen im Vakuum
Gabriele Semino, Mitgründer und Geschäftsführer der Neoways Technologies GmbH in München, will dem Personenverkehr gänzlich neue Wege ebnen. Herzstück seines Entwicklungsprojekts ist das Hyperloop-System. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Magnetschwebebahn, die den Passagiertransport in einer Betonröhre mit Geschwindigkeiten von bis zu 600 Kilometern pro Stunde und mehr ermöglichen soll.
Der Clou dabei: Vakuumpumpen ziehen Luft aus den Röhrensegmenten. Damit entsteht ein nahezu luftleerer Raum, der extrem hohe Geschwindigkeiten bei einem verhältnismäßig niedrigen Energieverbrauch zulässt. Während der Fahrt berühren die Fahrgastkabinen, die sogenannten Pods, weder die Schienen noch die Röhrensegmente. „Das gänzlich kontaktlose Magnetschwebe- und Antriebssystem sorgt für einen äußerst energieeffizienten Betrieb und verursacht im Vergleich zur klassischen Eisenbahn weitaus geringere Wartungsaufwendungen. Denn unsere Kabinen, die wir für 30 Passagiere konzipiert haben, rollen nicht auf Bahnschienen, sondern schweben im Vakuum“, erklärt Semino.
Schwebend durch die Röhre
Ein an der Unterseite der Kabine montiertes Technikmodul integriert die Schwebe-, Führ-, Antriebs- und Elektroniksysteme, die es dem Pod ermöglichen, ohne physischen Kontakt zu schweben und sich präzise im Fahrweg zu bewegen. Erst am Ende der Fahrt setzt die Kabine wieder auf der Schiene auf. Die Bordelektronik führt laufend die Berechnungen zur Steuerung der Kapselbewegungen durch und sorgt für den Datenaustausch mit der Betriebsleitstelle.
Höchst energieeffizient
Der Stromverbrauch bei einer Geschwindigkeit von 600 Kilometern pro Stunde sei um etwa 50 Prozent niedriger je Personenkilometer als bei einem nur halb so schnellen ICE, so Semino. Bei einem Stromausfall können Batterien, die in die Pods eingebaut werden, die Weiterfahrt ermöglichen. Auch Erweiterungen sind eingeplant. So erlaubt die Kabinenplattform eine einfache Skalierung für mehr Passagiere oder eine Neukonfiguration für den Gütertransport.
Praxistest bestanden
Die ersten Bewährungsproben hat die Hyperloop-Technologie schon vor der Neoways-Gründung bestanden. Die Technische Universität München startete im Sommer 2023 in Ottobrunn ein Pilotprojekt mit einer 24 Meter langen Betonröhre, durch die eine Kabine für 5 Passagiere mit immerhin 20 Kilometern pro Stunde schweben kann.
Komfortabel für Reisende
„Seither haben umfangreiche Tests bewiesen, dass der Hyperloop, der immer noch genutzt wird, in der Praxis funktioniert“, sagt Semino, der am TUM-Versuch als Projektleiter beteiligt gewesen war. Die Zertifizierung für den Personenbetrieb hatte der TÜV Süd durchgeführt. Derzeit plant Neoways eine weitere, etwa 3 Kilometer lange Hyperloop-Referenzstrecke, die 2028 fertiggestellt sein soll und sich auch für hohe Geschwindigkeiten eignet.
Ein in Zukunft regulärer Hyperloop-Betrieb könnte für Reisende einen spürbaren Komfortgewinn mit sich bringen, nicht nur wegen der hohen Fahrgeschwindigkeit. Denkbar ist, dass Gruppen von Passagierkapseln zu einem bestimmten Zielort starten, wobei die einzelnen Kabinen unterschiedliche Haltestellen ansteuern. Semino: „Die Passagiere werden viel Zeit sparen, wenn sie ihre Reisekapsel so auswählen, dass sie ihre Reiseziele mit wenigen oder überhaupt keinen Zwischenstopps erreichen.“