Product Compliance Center, modulare Lösungen
Stattdessen setzt TQ auf Investitionen in Automatisierung, Digitalisierung und Robotik. Fertigung, Entwicklung und Zulassung sind heute bei TQ eng verzahnt – inklusive eines eigenen, hochmodernen Prüf- und Zertifizierungszentrums: Das TQ Product Compliance Center (PCC) in Augsburg bietet Kundenunternehmen umfassende Unterstützung bei der Produktzulassung. Unter anderem werden Prüfungen zu elektromagnetischer Verträglichkeit, Funktechnik, Brandschutz und elektrischer Sicherheit durchgeführt.
Ein weiterer Erfolgsfaktor sind modulare Lösungsbausteine, sogenannte Embedded-Module, die in unterschiedlichsten Maschinen eingesetzt werden. Sie ermöglichen es Kunden, Entwicklungszeiten zu verkürzen und Produkte schneller zur Marktreife zu bringen. Komponenten für Antriebe, Maschinen und Energiemanagementsysteme sind bei TQ langfristig verfügbar – ein Mehrwert, den gerade Industriekunden schätzen.
Außerdem ist die TQ-Group Industriepartner der Leuchtturm-Initiative KI.Fabrik Bayern der Munich School of Robotics and Machine Intelligence und der TU München (TUM). Das Unternehmen bringt dort seine Erfahrung in Digitalisierung und Automatisierung ein.
Im Fünf-Seen-Land zuhause
TQ ist in Seefeld tief verwurzelt. „Hier schlägt das Herz unseres Unternehmens“, sagt Stahl. Viele Mitarbeitende sind seit Jahrzehnten dabei. Ähnliches gilt für andere TQ-Standorte wie Durach im Allgäu. Die Erfahrung und Loyalität der Teams sind ein zentraler Wettbewerbsfaktor – aber keine Selbstverständlichkeit.
Denn auch die Kehrseite des Standorts Deutschland ist bei TQ zu spüren – neben hohen Kosten ist das ein zunehmend schwieriger Arbeitsmarkt. Stahl nennt ein Beispiel: „In Slowenien können wir binnen Tagen neue Mitarbeitende für einfache Produktionstätigkeiten finden. In Oberbayern dauert es oft Monate.“ Gerade für einfache Tätigkeiten lohne sich Arbeit für viele Menschen finanziell kaum. „Ein paar Hundert Euro Unterschied zwischen Arbeit und Grundsicherung – das reicht nicht als Anreiz“, so Stahl. Gleichzeitig fehlten zunehmend qualifizierte Ingenieure.
Zuviel Papierkram
Ein weiteres wachsendes Problem sieht Stahl in der Bürokratie: „In den letzten 10 Jahren ist der Verwaltungsaufwand massiv gestiegen.“ Für ein Unternehmen mit rund 2.000 Lieferanten sei es kaum praktikabel, für alle Nachhaltigkeitsberichte, CO2-Daten oder Herkunftsnachweise vorzulegen. „Die Zielsetzung ist richtig – aber die Umsetzung ein Bürokratiemonster“, kritisiert er.
Trotz aller Herausforderungen: TQ gilt als attraktiver Arbeitgeber – auch dank gelebter Mitarbeiterkultur. Zusätzlich bietet das Unternehmen attraktive Benefits wie eine firmeneigene Berghütte, ein Kinderhaus auf dem Firmencampus oder den Zugang zum unternehmenseigenen Badeplatz am Wörthsee.
Nachwuchs top
Besonders engagiert ist TQ in der Ausbildung. „Unsere Azubis zählen regelmäßig zu den Jahrgangsbesten“, sagt Stahl stolz. Flankiert wird das durch duale Studiengänge, Praxissemester und die Betreuung von Masterarbeiten – ein direkter Kanal zur Nachwuchssicherung.
Stahl plädiert für mehr Bildungsanreize in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und appelliert: „Wir brauchen mehr junge Menschen in technischen Berufen – nicht nur in Wirtschaft oder Jura. Deutschland war immer stark, weil es auch produziert hat. Das dürfen wir nicht vergessen.“
Auf dem richtigen Kurs
Trotz dreier Krisenjahre blickt TQ optimistisch nach vorn. Neue Kunden, erste Markterholung, Investitionen in Zukunftsfelder – die Zeichen stehen auf Kurskorrektur. Die Geschäftsführung ist langfristig aufgestellt: Neben den beiden Gründern ist mit Stefan Schneider, dem Sohn von Detlef Schneider, auch die nächste Generation bereits an Bord. Die Aufgaben sind klar verteilt, Vertretung jederzeit möglich – ein nachhaltiges Modell.
Strategisch will das Unternehmen seiner Linie treu bleiben: Wachstum ohne Fremdkapital, Qualität vor Geschwindigkeit. Die nächste Etappe? Weitere Investitionen in nachhaltige Technologien – solide, eigenfinanziert, mit einem klaren Fokus auf Innovation und fest verwurzelt im oberbayerischen Seefeld.