ihk_magazin_logo_2
„Wir müssen uns immer wieder neu erfinden“, sagt SPINNER-Chefin Katharina König

„Wir müssen uns immer wieder neu erfinden“, sagt SPINNER-Chefin Katharina König

© Marion Vogel

Maximal beweglich

Katharina König leitet die international tätige SPINNER Group mit viel Feingefühl, Kreativität und ausgeprägtem Start-up-Spirit.

Von Harriet Austen, IHK-Magazin 11-12/2025

Von welchem Unternehmen sie denn komme, wurde Katharina König einmal auf der Gründerkonferenz Bits & Pretzels in geselliger Runde gefragt. „Wir sind ein Start-up mit 75 Jahren Erfahrung“, antwortete sie schlagfertig und lieferte den erstaunten Zuhörern gleich die Begründung: „Wir müssen uns immer wieder neu erfinden.“ Die SPINNER Group stellt Hochfrequenzkomponenten für die Kommunikationsinfrastruktur her. Die Hightech-Märkte und Anwendungsgebiete ändern sich ständig. „Da ist ein Start-up-Spirit für neue Produkte gefragt“, sagt die Geschäftsführerin.

Immer wieder Neues anpacken, das liegt der Betriebswirtin. Im Studium spezialisierte sie sich nicht nur auf strategisches Management und Marketing, sondern vertiefte auch ihre Kenntnisse in Technologie-, Innovations- und Gründungsmanagement. Der elektrotechnische Global Player, den ihre Mutter Stephanie Spinner-König erfolgreich führte, „schwebte bei mir damals eher im Hintergrund“, so König.

Mutter als Mentorin

Mit Gründergeist und 2 Geschäftsideen im Kopf verhandelte sie nach der Uni mit ihrer Mutter. Sie würde sich in der Firma umschauen, aber nur unter einer Bedingung: Sie wolle etwas Eigenes aufbauen. Das gelang mit der neuen Abteilung Strategisches Marketing und Unternehmensentwicklung. Parallel dazu durfte sie bei jedem Meeting dabei sein und lernte so „die ganze Bandbreite der Firma kennen“, sagt König.

Sie übernahm allmählich immer mehr Verantwortung – gefördert und gefordert von einer resoluten wie wohlwollenden Mutter, die „mir den Boden bereitet hat“. Nicht nur weil die damalige Chefin die Firma zu einem wachsenden und international anerkannten Unternehmen formte, sondern auch weil sie den patriarchischen Stil ihres Vaters durch eine kommunikative und integrative Teamkultur ersetzte.

Mut, neu zu denken

2007 vertraute Stephanie Spinner-König ihrer Tochter die Leitung eines großen Strategieprojekts an, bei dem es um eine Neuausrichtung der Firma ging. Der Slogan „Wir liefern alles zwischen Sender und Antenne“ stimmte nicht mehr, da beides immer mehr zusammenwuchs und dadurch etliche Produkte entfielen. Mit ihrem Faible für Mathematik und Physik und ihren Kenntnissen in Innovationsmanagement hatte Katharina König den Mut, neu und breit in Richtung „Alles zwischen Tiefsee und Weltall“ zu denken. Dadurch entstanden lukrative neue Anwendungsbereiche für die Hochfrequenzbauelemente.

„Doch dann kam meine bisher härteste Zeit – die Bankenkrise 2009“, bekennt die Geschäftsführerin. Betriebsbedingte Kündigungen waren unausweichlich. Wieder ging es darum, Strukturen neu auszurichten. „Die Zukunftsfelder hatten wir ja schon definiert“, sagt König. Gemeinsam mit ihrer Mutter gelang es rasch, eine Unternehmensstruktur zu entwickeln, „die es uns ermöglicht, weiter in die Zukunft zu gehen, alle Chancen behält, alle Risiken minimiert und unsere sämtlichen Anwendungsfelder weiter bestehen lässt“, fasst sie das Ergebnis zusammen.

Flexibilität als Konzept

SPINNER mit Hauptsitz in München und weltweit 40 Niederlassungen und Vertretungen liefert eine breite Palette von Hochfrequenzkomponenten-Produkten wie Steckverbindungen, Jumperkabel und Drehkupplungen für Anwendungen in Mobil- und Rundfunk, Messtechnik, Industrie 4.0, Radarsystemen und Hochenergiephysik. Das Produktportfolio innerhalb dieser Felder wurde gestrafft. Mitarbeiter und Standorte bekamen neue Aufgaben. Geschäftsfelder, auf denen kein Fokus liegt, werden weiter beobachtet. „Das erlaubt uns, mit maximaler Flexibilität auf Veränderungen zu reagieren und bestehendes Wissen in neue Märkte zu bringen“, betont die Unternehmerin.

Bereicherndes Team

Als sie 2010 gefragt wurde, ob sie sich die Geschäftsführung zutraue, fühlte sie sich gut vorbereitet und trat die Nachfolge ihrer Mutter an. Jetzt konnte sie eigene Akzente setzen und führte etwa ein Entwicklungsprogramm für Führungskräfte ein. König schwärmt von neuen Teams und anregenden Gesprächen, vom Zusammenwachsen auf Führungsebene und dem zwischenmenschlichen Umgang. „Alles steht und fällt mit dem richtigen Team“, betont sie immer wieder, „da sind wir auf einem guten Weg.“

Doppelspitze für die Zukunft

Seit 2018 steht Torsten Smyk, früher Leiter der chinesischen Tochtergesellschaft, als zweiter Geschäftsführer an ihrer Seite. Beide sprechen sich bei allen Themen ab, eine Aufteilung der Ressorts vermeiden sie bewusst. Momentan muss der Mittelständler wieder Flexibilität beweisen. Es geht darum, alle Anwendungsfelder auszubalancieren und auf boomende Märkte zu setzen. König hat darin schon Erfahrung. Sie freue sich, mit ihrem Team „SPINNER positiv in die Zukunft zu führen“.

Zur Person: Katharina König

Katharina König studierte BWL in Regensburg und stieg 2004 in die Firma ihrer Mutter ein, die 1946 gegründete SPINNER GmbH in München. Das Unternehmen ist international führend in der Hochfrequenztechnik (800 Mitarbeiter, 93 Millionen Euro Umsatz). 2010 rückte sie als dritte Generation in die Geschäftsführung auf. Katharina König ist verheiratet und hat 2 Kinder.